Der Dieb von Bagdad

Originaltitel: The Thief of Bagdad   Alternativtitel: El Ladron de Bagdad

Darsteller: Conrad Veidt (Jaffar von Bagdad), Sabu (Abu), John Justin (Ahmad), June Duprez (Prinzessin), Rex Ingram (Djinn), Miles Malleson (Sultan von Basra), Morton Selten (alter König), Mary Morris (Halima/animierte Statue), Bruce Winston (Kaufmann), Hay Petrie (Astrologe), Adelaide Hall (Sängerin bei Prinzessin), Roy Emerton (Gefängniswärter), Allan Jeayes (Erzähler), Joseph Cozier (Fischverkäufer -uncredited), Alexander Laine (Kind auf Bagdad Markt -uncredited), Cleo Laine (Kind auf Bagdad Markt -uncredited), Sylvia Laine (Kind auf Bagdad Markt -uncredited), Frederick Burtwell (uncredited), Henry Hallett (uncredited), Glynis Johns (uncredited), Norman Pierce (uncredited), John Salew (uncredited), Otto Wallen (uncredited)

Produktionsfirma: Alexander Korda Films

Produktion: Alexander Korda

Regie: Ludwig Berger, Michael Powell, Tim Whelan, Alexander Korda, Zoltan Korda, William Cameron Menzies

Drehbuch: Miles Malleson

Kamera: Georges Périnal (als George Perinal)

Musik: Miklós Rózsa (als Miklos Rozsa)

Schnitt: Charles Crichton

Spezialeffekte: Lawrence W. Butler (als Lawrence Butler), Tom Howard

Verleih: Twentieth Century Fox

Erstaufführung: 5.12.1940   Anolis Entertainment 1.4.2004   Großbritannien/USA 1940

101:48 Minuten (+ Zusatzmaterial: Trailer deutsch 3:19, englisch 2:32; deutsche Titelsequenz 2:31; Bildergalerie 4:39; Biographien: Conrad Veidt 28 Seiten, Sabu 2 Seiten, John Justin 1 Seite, June Duprez 1 Seite, Miles Malleson 1 Seite), 24 Kapitel

Fullscreen 4:3

Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0; Untertitel: deutsch

Ländercode: 2   DVD-9   4 Seiten Booklet   FSK 6

Der herrschende böse Großwesir Jaffar lässt den angeblichen Bettler Ahmad zu sich kommen, da nur er derjenige ist, der die im komatösen Schlaf befindliche Prinzessin von Basra retten kann. Doch bevor es dazu kommt, erzählt er den Frauen im Harem des Großwesirs seine Geschichte, denn er ist eigentlich der Kalif. Durch eine Intrige von Jaffar wurde er ins Gefängnis geworfen und sollte getötet werden – wovor ihn der kleine Dieb Abu rettete. Auf der Flucht geraten sie dem Großwesir in den Weg, als dieser die wunderschöne Prinzessin durch bezaubernde Geschenke für ihren Vater bekommen will. Ahmad wird von dem Zauberkundigen Jaffar daraufhin geblendet und sein Freund, der Dieb Abu, in einen Hund verwandelt – doch hier ist die Geschichte noch nicht am Ende angelangt…

Auch nach mittlerweile weit über sechzig Jahren versteht es dieser phantastische Film immer noch jung und alt zu verzaubern. Zwar sind die damals wegweisenden Effekte, für welche der Film auch einen der insgesamt drei Oscars abräumte, heute nicht mehr so berauschend, wie damals, doch sie verfehlen immer noch nicht ihre Wirkung. Die Mischung diverser Märchen aus 1001 Nacht (fliegender Teppich, Djinn, Sindbad findet auch Erwähnung…) wirkt einfach bezaubernd. Nicht unbeteiligt an der Ausstrahlung sind daran natürlich auch die Darsteller – allen voran selbstredend Conrad Veidt, der die Rolle des niederträchtigen Machtgierigen auf geniale Weise plastisches Leben einhaucht. Der hoch gelobte Sabu, John Justin und June Duprez sehen demgegenüber natürlich recht blass aus, und wirken partiell etwas hölzern, doch diese Tatsache wird meist durch die Inszenierung überspielt. Es zeigt sich jedoch, dass Veidt, auch hier an der einen oder anderen Stelle seine virtuosen Finger im Spiel hatte, da sich einige der jungen Schauspieler (für manche war dies der erste Film) bei ihm Rat holten. Die opulente Aufmachung mit überzeugender Ausstattung und entsprechenden Kostümen wirkt wie aus einem Guss und so bleibt ein sehr positiver Gesamteindruck. Umso erstaunlicher ist da die Tatsache, dass die Anfang 1939 begonnenen Dreharbeiten keinesfalls reibungslos begonnen. Der Produzent Alexander Korda konnte sich mit den vorliegenden Versionen des Drehbuchs nicht anfreunden. Erst Miles Malleson, der Darsteller des Sultan von Basra, der bereits Erfahrung im Schreiben von Drehbüchern besaß, konnte das Script zu einer Story umschreiben, die Korda zusagte. Bei den Regisseuren war es noch schwieriger, denn der zunächst vorgesehene renommierte deutsche Ludwig Berger stieß mit seiner an ein Kammerspiel erinnernden Inszenierung mit dichter Atmosphäre sehr schnell gegen die künstlerischen Ansichten des Produzenten, der einen spektakulären epischen Reißer haben wollte. Da der Deutsche jedoch nicht gefeuert werden konnte, wurden nacheinander zusätzlich Michael Powell und Tim Whelan als Co-Regisseure hinzugeholt – schlussendlich nahmen dann auch noch Alexander Korda selbst, sein Bruder Zoltan Korda und William Cameron Menzies im Regiestuhl Platz, ohne großartig in den Credits Erwähnung zu finden. Diese Auseinandersetzung fand auch bei der musikalischen Untermalung statt, da Ludwig Berger unbedingt den Score von Oscar Straus haben wollte. Alexander Korda ließ während der ganzen Zeit jedoch Miklós Rózsa an einer eigenen Version arbeiten. Erst als beide fertig waren, stellte er Berger vor die Wahl, der schlussendlich doch dazu bewegt werden konnte, die von Korda favorisierte Musik einzusetzen, die auch sehr adäquat ist – lediglich die Gesangspassagen wirken störend. Als diese ganzen Probleme überwunden waren, und die Dreharbeiten dem Ende entgegengingen, kam etwas dazwischen, was nicht auf den Stab zurückzuführen war. Der zweite Weltkrieg sorgte für eine Pause, da unbedingt Propaganda (The Lion Has Wings) verfilmt werden konnte. Nachdem im darauf folgenden Jahr endlich weitergemacht werden konnte, entschied sich Korda, die Wüsten aus tausend und einer Nacht sollten mit Kulissen im Gand Canyon, dem Bryce Canyon und dem Painted Dessert realisiert werden. Das Ergebnis war berauschend und wird sicherlich etliche Filmemacher in ihrer Arbeit beflügelt haben, denn wenn man an 1001 Nacht denkt, fallen einem Filmfreund prompt diese Bilder ein, zumal sie vielfach kopiert wurden.

Das Bild der DVD aus dem Hause Anolis/e-m-s ist mit schöner Farbgebung versehen und kann in diesem Punkt überzeugen. Der Kontrast ist bis auf wenige Momente im guten Bereich, was gerade bei einem Film dieses Alters beachtlich ist. Auch die Schärfe kann überzeugen, wenn sie auch bei Totalen etwas schwach wirkt, aber genauso wie natürlich vorkommende analoge Defekte ist hier mehr als eine gute Leistung vollbracht worden – lediglich ein paar kleine Ruckler stören das Gesamtbild.

Die deutsche Tonspur ist, wie fast immer, deutlich heller, doch auch in Punkto Verständlichkeit hat sie klar die Nase vorn. Der englische Ton – ebenfalls Dolby Digital 2.0 – ist dumpfer und wirkt sogar an manchen Stellen etwas schepperig. Wer jedoch möchte, der kann auch im Original mit deutschen Untertiteln schauen, was jedoch bei der deutschen Synchronisation an und für sich nicht notwendig ist.

Das Zusatzmaterial ist, wie zu erwarten, nicht gerade üppig, und bietet zunächst einen deutschen Trailer, der einige analoge Fehler aufweist, im Gegensatz zu dem englischen Pendant. Wieder einmal kann man gut erkennt, welche Länder wie mit den kleinen Schätzen der Filmindustrie umgehen – der deutsche Titelsequenz merkt man nämlich auch an Bild und Ton das Altern an. Eine Bildergalerie sowie Biographien zu Conrad Veidt (mit 28 Seiten sehr ausführlich), Sabu, John Justin, June Duprez und Miles Malleson runden das Bild ab. Diese wurden aus dem „Conrad Veidt Archiv“ übernommen, welches zu diesem Thema einiges zu bieten hat. Das sehr schön und aufwendig gestaltete Menü hat zwar ein bis zwei kleine Bugs, doch diese sind angesichts der offensichtlichen Mühe, die sich die Macher gegeben haben, mehr als zu verschmerzen.

Prädikat:       Charmante Familienunterhaltung aus tausend und einer Nacht – in schöne DVD Umsetzung !!!

© Heiko Henning

22.4.2004