Hammer Edition 14:

Der Sklave der Amazonen

Originaltitel: Prehistoric Women   Alternativtitel: Slave Girls

Darsteller: Martine Beswick (Kari), Edina Ronay (Saria), Michael Latimer (David Marchant), Stephanie Randall (Amyak), Carol White (Gido), Alexandra Stevenson (Luri), Yvonne Horner (erste Amazone), Sydney Bromley (Ullo), Frank Hayden (Arja), Robert Raglan (Colonel Hammond), Mary Hignett (Mrs. Hammond), Louis Mahoney (Junge mit Kopf), Bari Jonson (Hohepriester), Danny Daniels (Jakara), Steven Berkoff (John), Sally Caclough (Amazone)

Produktionsfirma: Seven Arts – Hammer

Produktion: Michael Carreras

Regie: Michael Carreras

Drehbuch: Michael Carreras (als Henry Younger)

Kamera: Michael Reed

Musik: Carlo Martelli

Schnitt: Roy Hyde

Spezialeffekte: George Blackwell

Verleih: Twentieth Century Fox

Erstaufführung: GB: 1968, Deutschland: 10.2.1967, USA: 1.1967   Anolis Entertainment 1.4.2004   Großbritannien 1967

86:43 Minuten (+ Zusatzmaterial: Trailer 2:08; TV Spot 1 0:58; TV Spot 2 0:19; Werberatschlag 2:36; Bildergalerie 8:56; DVD-Credits), 15 Kapitel

Widescreen 2,35:1 anamorph

Deutsch Dolby Digital Mono 2.0, Englisch Dolby Digital Mono 2.0; Untertitel: deutsch

Ländercode: 2   DVD-9   4 Seiten Booklet   FSK 12

Nachdem der wenig fähige, selbsternannte Jäger Colonel Hammond einen Leoparden anschießt, ist David, der Anführer der Safarigruppe, wenig erbaut. Den Schuldigen zurücklassend, läuft er hinter dem verletzten Tier hinterher, um es von den zugefügten Schmerzen zu erlösen – wobei er in ein Gebiet eindringt, welches mit einem weißen Nashorn gekennzeichnet ist. Seine abergläubischen Helfer verlassen ihn bereits vor der Grenze zu diesem Gebiet, doch der Anführer verfolgt das Tier, bis er es schließlich töten kann, nur um kurz darauf von den gefürchteten Einheimischen gefangen genommen zu werden. Bei der Zeremonie seiner geplanten Opferung geschieht das, was sich die verfluchten Einheimischen schon lange erhoffen: als David ein lebensgroßes weißes Nashorn berührt öffnet sich ein Zeittor, durch welches er weit in die Vergangenheit geschleudert wird. Dort trifft er zunächst auf die fliehende blonde Saria, die ihn für einen Feind hält und deshalb angreift, doch als er sie überwältigen kann, werden beide von einem Trupp brünetten Amazonen gefangen genommen. Saria, die wie ihre blonden Kolleginnen, eine Sklavin der Brünetten ist, erklärt David schnell die Lage, woraufhin dieser versucht, die Tatsache auszunutzen, dass Kari, die oberste der Amazonen, scharf auf ihn ist…

Sowohl der Originaltitel, als auch sein deutsches Pendant, treffen den Inhalt des Films recht gut – was ja schon mal eine Erwähnung wert ist. Die Erwartungen gegenüber dem Inhalt, und vor allem auch dem Trash Faktor, erfüllen sich, und so wird jeder Freund der „weniger anspruchsvollen“ Kost gut unterhalten. Das ist auch der Grund, weshalb der Film nicht den Erfolg verbuchen konnte, wie dem 1966 erschienenen Eine Million Jahre vor unserer Zeit (One Million Years B.C.) mit Raquel Welch – nebenbei war der Film übrigens auch noch der hundertste aus der Hammer Filmschmiede. Der Sklave der Amazonen selbst verwendet handlungstechnisch einige Inhalte aus dem aus 1950 stammenden Prehistoric Women, dessen Titel auch gleich für die Veröffentlichung in den Staaten Verwendung fand. Allerdings sah das „Original“ deutlich billiger aus, als sein quasi Remake, vor allem was die Ausstattung angeht, erkennt man wieder bei Hammer deutlich die Liebe zum Detail – auch wenn die Kulissen partiell etwas künstliche Studioatmosphäre widerspiegeln. Auch die musikalische Untermalung von Carlo Martelli weiß zu begeistern. Leider sieht es bei den Leistungen von Michael Carreras nicht ganz so rosig aus, der sich mit Produktion, Regie und dem Drehbuch (unter dem Pseudonym Henry Younger) offensichtlich ein wenig übernahm. Das Drehbuch ist alles andere als Originell und entbehrt an einigen Stellen jedweder Logik – in Urzeiten tollen zurechtgemachte, leicht bekleidete Blondinen mit sechziger Jahre Frisuren durch die Gegend, die sich von ebensolchen Brünetten versklaven lassen und mittendrin ein holder Mann aus der Zukunft… Doch nicht nur die Handlung ist löchrig, die Dialoge liegen häufig über der Schmerzgrenze des Zuschauers. Da können dann auch die Darsteller mit ihrer sonst recht guten Leistung nicht mehr viel retten, die von der Vorlage an wenigen Stellen geradezu zum Overacting gezwungen werden. Positiv fällt die auf Jamaika geborene Martine Beswick auf, die nach ihrer Arbeit als Model über einen Screening Test für James Bond 007 jagt Dr. No zum Film gelangte. Die Rolle in James Bond jagt Dr. No bekam sie zwar nicht, doch sie durfte später eine kleine Rolle in Liebesgrüße aus Moskau (die kämpfende Zigeunerin) und schließlich eine etwas größere Rolle in Feuerball (Thunderball) spielen. Durch diesen Film wurde Michael Carreras auf sie aufmerksam und engagierte sie sowohl für Eine Million Jahre vor unserer Zeit, als auch für Der Sklave der Amazonen. Schlechte Tanzeinlagen, bestenfalls mittelmäßige Effekte und offensichtliche Painting Hintergründe geben dem Film scheinbar den Todesstoß. Zumal er ähnlich gute Animationen wie in seinem Vorgänger Eine Million Jahre vor unserer Zeit, die seinerzeit aus der Hand von Ray Harryhausen stammten, vermissen lässt. Den einen oder anderen wird vielleicht noch die verhältnismäßig grobe Gewaltdarstellung erfreuen, die in den Jahren der Erscheinung in Finnland zum Verbot führte. Ob der Streifen allerdings der schlechteste Hammer Film überhaupt ist, wie die Abstimmung auf einer FANEX Convention in den USA ergab, muss jeder Zuschauer selbst entscheiden. Nüchtern betrachtet ist er auf jeden Fall keine Perle, doch es finden sich einige nette Ansätze und mit der richtigen Einstellung wird der Rezipient auch gut unterhalten.

Ähnlich wie auch der Film selbst, kann auch das Bild der DVD aus dem Hause Anolis Entertainment nicht immer überzeugen. So gibt es gerade am Anfang gewisse Unschärfen und ein paar Defekte, die sich im Laufe des Films aber fast komplett geben – Schärfe, Kontrast und Farbgebung sind teils nur im durchschnittlichen Bereich. Im Vergleich zur amerikanischen DVD von Anchor Bay fällt auf, dass diese ebenfalls kein optimales Bild aufweist, zudem aber auch noch den anamorphen Transfer vermissen lässt.

Ähnlich ist es auch beim Ton, der auf der amerikanischen DVD lediglich in Mono vorliegt, wo Anolis zumindest noch ein Dolby Digital 2.0 bietet, dass einen Ansatz von Stereo Gefühl bietet. Bis auf selten wahrnehmbares Rauschen wirken die Spuren angenehm aufgeräumt und klingen sauber. Eine Überraschung stellt die verwendete alte Kino Synchro dar, die bislang als verschollen galt.

Die Extras sind mit Trailer zwei TV Spots, einem Werberatschlag sowie einer Bildergalerie zwar nicht gerade üppig, doch angesichts des Films reicht es auf jeden Fall. Beim näheren Hinsehen zeigt sich derweil wieder einmal, wie Detailverliebt die Leute von Anolis sind. So sind sowohl der Trailer, als auch die beiden TV Spots anamorph auf die Scheibe gebannt worden.

Prädikat:       Recht trashiger Film aus der Hammer Schmiede – eher etwas für Liebhaber und Sammler !!!

© Heiko Henning

8.6.2004