Okami – blutiger Schnee

Originaltitel: Kozure Ôkami: Jigoku e ikuzo! Daigoro   Alternativtitel: Baby Cart 6: Go to Hell, Daigoro!; Jigoku e ikuzo! Daigoro; Lone Wolf and Cub: White Heaven in Hell, Sword of Vengeance VI; Le Paradis blanc de l'Enfer   Darsteller: Tomisaburo Wakayama (Itto Ogami), Akihiro Tomikawa (Daigoro), Junko Hitomi (Kaori Yagyu), Goro Mutsumi (Ozunu), Daigo Kusano, Jiro Miyaguchi, Renji Ishibashi, Ritsu Ishiyama, Chizu Kobayashi, Gakuya Morita, Koichi Sato, Koji Fujiyama, Yoshiro Takee, Yo Nishida, Riki Harada, Masataka Wakao, Mayumi Yamaguchi (Azusa), Shoji Mori, Yasuno Sakai, Koji Kanda, Yukio Horikita, Tokio Oki (Kenmochi), Matsujiro Konaka, Seiichi Yoshida, Satsuko Yamamura, Yoshihiro Maruo, Seji Katayama, Minoru Ohki (Retsudo Yagyu), Isao Kimura (Hyouei)   Produktionsfirma: Katsu Productions Co. Ltd   Produktion: Masanori Sanada, Tomisaburo Wakayama   Regie: Yoshiyuki Kuroda   Drehbuch: Tsutomu Paul Nakamura (als Tsutomu Nakamura)   Vorlage: Comic von Kazuo Koike und Goseki Kojima   Kamera: Chishi Makiura   Musik: Kunihiko Murai   Schnitt: Toshio Taniguchi   Verleih: rapid eye video (Video)   Erstaufführung: 1999   One World 12.11.2002   Japan 1974   83:31 Minuten (+ Zusatzmaterial: Die Okami Reihe 8 Seiten)   12 Kapitel, Widescreen 2,35:1, Japanisch Dolby Digital 1.0; Untertitel: 4x deutsch (verschiedene Platzierungen/Schriften!);   Ländercode: 2   DVD-5   FSK --

Der umherziehende Ronin Itto Ogami soll zum Staatsfeind erklärt werden, da er sich völlig außerhalb der Gesetze bewegt, und sogar vor Tötungen von Staatsmännern nicht zurückschreckt – wenn er damit beauftragt wird. Da er als Staatsfeind von allen Instanzen verfolgt werden darf, wird Retsudo Yagyu gezwungen, sofort gegen den von ihnen verratenen Erzfeind vorzugehen, da sonst der gesamte Ura-Yagyu Klan mit Schande bedeckt wird. Ogami selbst begibt sich auf den Weg in die Hauptstadt Edo, um dort gegen Yagyu anzutreten und so den Ruf seiner Familie wiederherzustellen. Nachdem bereits dessen drei Söhne Hyogo, Kurando und Gunbei im Kampf gegen den „Einsamen Wolf“ ihr Leben lassen mussten, schickt Retsudo Yagyu seine Tochter Kaori gegen ihn in die Schlacht. Als auch diese in Ausübung ihrer Pflicht stirbt, wendet sich der Vater schließlich sogar den unehelichen Sohn Hyoei, der allerdings seine eigenen Pläne verfolgt, und Ogami zum Ruhme seines eigenen Klans und um seinen Vater bloßzustellen töten will – doch auch er kann, selbst mit der Hilfe von heraufbeschworenen Untoten, nichts gegen den Schwertmeister ausrichten. Schlussendlich treffen sich die beiden verfeindeten Mächte in einer schneebedeckten Landschaft – ein Mann und sein kleiner Sohn gegenüber einer Armee von Kriegern...

Der sechste und letzte Teil der Saga um den durch Verrat in Ungnade gefallenen Scharfrichter des Schoguns schließt die Geschichte ab, zumindest entsprechend der Vorlage. Der umherziehende und auf seine Rehabilitierung wartende Ronin findet zusammen mit seinem Sohn endlich Frieden – oder doch nicht? Hierzulande wird die, angesichts der grandiosen Vorgänger, enorm hohe Erwartungshaltung der eingeschworenen Fans sicherlich bei dem ersten Konsumieren des finalen Teils nicht erfüllt werden. Weder der erwartete grandiose Sieg, noch der heroische Untergang werden zelebriert – die Quintessenz wird viel subtiler transportiert. Man merkt dem Werk an, das nicht Kenji Misumi, der sich für alle Teile bis auf den vierten und diesen verantwortlich zeigte, hier die Regie geführt hat. Yoshiyuki Kuroda versteht es leider nicht so gut, so wunderschöne Bilder wie in den Vorgängern einzufangen. Sein symbolisch eingesetzter Winter (letzte Jahreszeit = Ende einer Ära) verfehlt zwar nicht die Wirkung, doch unnötige Versatzstücke wie eine Art Schneeballett und Ausflüge ins Phantastische wie Untote wirken eher störend. Es gibt eine riesige und äußerst blutige Schlacht, doch eine ähnliche gab es bereits in den beiden Vorläufern zu sehen – an dieser Stelle nichts wirklich Überraschendes. Auch die Rolle des Sohnes vom „Einsamen Wolf“ enttäuscht, denn nach der Herausarbeitung als eigenständiger Charakter wird er nun als Anhängsel degradiert. Positiv fällt hingegen auf, dass Tomisaburo Wakayama zu Wort kommt, und nach dem meist stillen Beschreiten seines Weges seine Motivation auch in Worte fasst. Auch das Aufzeigen einer Achillesverse – dem Mitleid für Menschen, denen wegen ihm Leid zugefügt wird – wirkt keinesfalls wie ein Makel, sondern stärkt die Figur umso mehr. Schlussendlich also ein zweischneidiges Schwert, doch angesichts der durch die genialen ersten Teile geschürte Erwartungshaltung war es schwer, wenn nicht unmöglich, diese komplett zu erfüllen. Nachdem ja bereits bei anderen Folgen die Musik für heutige Ohren gewöhnungsbedürftig war, vergrößert Kunihiko Murai noch die Kluft zwischen Bildern und Score. Seine Untermalung schwankt zwischen dem an James Bond Themes erinnernden (wer von wem abgeschaut hat, scheint klar) Anfang und ähnlichen amerikanischen Produkten im Verlauf des Films.

Qualitativ gibt es nichts Neues zu vermelden: das Bild ist, für ein so altes Master, bei Farbgebung und Schärfe erstaunlich, und lediglich bei der Digitalisierung hätte sich One World mehr Mühe geben können. Die japanische Mono Spur ist ebenfalls grundsolide und bietet keinen Grund zur Kritik, und in Verbindung mit den gut gestalteten Untertiteln kommen auch die nicht japanisch sprechenden Zuschauer auf ihre Kosten. Leider gibt es auch auf dieser DVD, neben den bekannten Texttafeln der anderen Scheiben, kein Zusatzmaterial – wobei der Abschluss der Serie doch mehr als genug Anlass gewesen wäre.

Prädikat:       Nicht hundertprozentig überzeugendes Finale einer genialen Filmserie !!!

© Heiko Henning

7.8.2003