Audition

Originaltitel: Odishon Alternativtitel: Audition
Darsteller: Ryo Ishibashi (Shigeharu Aoyama), Eihi Shiina (Asami Yamazaki), Tetsu Sawaki (Shigehiko Aoyama), Jun Kunimura (Yasuhisa Yoshikawa), Renji Ishibashi (alter Mann im Rollstuhl), Miyuki Matsuda (Ryoko Aoyama), Toshie Negishi (Rie), Ren Osugi (Shibata), Shigeru Saiki (Toastmaster), Ken Mitsuishi (Director), Yuriko Hirooka (Michiyo Yanagida)
Produktion: Satoshi Fukushima, Akemi Suyama
Regie: Takashi Miike
Drehbuch: Daisuke Tengan Vorlage: Roman von Ryu Murakami
Kamera: Hideo Yamamoto
Musik: Kôji Endô
Schnitt: Yasushi Shimamura
Verleih: rapid eye video (Video)
Erstaufführung: 25.3.2002 One World 2002 Japan 1999
110:50 Minuten (+ Zusatzmaterial: Biographie 1 Seite, Filmographie 1 Seite; Interview 2 Seiten; 6 Bilder; Trailer international 1:23, japanisch 1:34) 15 Kapitel
Widescreen 1,85:1 anamorph
Deutsch Stereo, Japanisch Stereo; Untertitel: 2x deutsch, 2x englisch (verschiedene Plazierungen/Schriften!)
Ländercode: 0 DVD-5 FSK 18


Inhalt:
Der relativ erfolgreiche Geschäftsmann Shigeharu Aoyama lebt seit dem Tod seiner Frau vor sieben Jahren alleine mit seinem Sohn zusammen. Dieser ist es auch nicht zuletzt, der ihn dazu überredet, sich wieder eine neue Frau zu suchen. Sein Freund, ein Produzent, ist der gleichen Meinung, und inszeniert ein Vorsprechen für eine weibliche Rolle in einem umstrittenen Stoff. Verhält er sich dabei anfangs fast völlig stumm, taut Shigeharu augenblicklich auf, als er Asami Yamazaki sieht. Er ist augenblicklich von ihr verzaubert, und beginnt sie zu treffen – alles scheint sich gut zu entwickeln, bis sein Freund anfängt, nach der vermeintlichen Vergangenheit von Asami zu forschen. Abgründe öffnen sich und schnell weiß Shigeharu nicht mehr, was Wirklichkeit ist, oder seiner überstrapazierten Phantasie entspringt...

Meinung:
Mit der gleichen Crew hinter der Kamera wie bei dem knallig bunten und final völlig durchgeknallten Dead or Alive realisiert das Ausnahmetalent Takashi Miike wieder einmal einen außergewöhnlichen Film. Das alltägli-che, fast langweilige Leben des Hauptprotagonisten wird in liebevollen Bildern nacherzählt. Seine ganz eigene, fast naive Sicht der Dinge ist das Maß – seine eigene kleine heile Welt. Eingepackt mit bezaubernder Musik lernt er die scheinbar ideale Frau für ihn kennen und lieben. Doch ganz langsam schleicht sich die Schlange ins Paradies und weder die Figur noch der Zuschauer wissen bald, was Traum und Realität sind. Von packenden und fesselnden Momenten schwenkt es langsam zu schockierenden bis hin zu verstörenden Passagen. Konse-quent zieht der Regisseur den Faden immer weiter, ohne das sich der Rezipient wehren kann – er ist förmlich ge-fesselt und folgt dem Geschehen fast hilflos. Immer wieder blitzen Hoffnungsschimmer auf, um dann wieder zu verblassen, wodurch er nie wirklich weiß, woran er ist. Alles läuft auf das niederschmetternde Finale hinaus, bei der eine wirklich exzessive Schmerzliebe zelebriert wird. Miike läßt den Zuschauer immer wieder hilflos zurück, und scheint sich an dessen Ängsten und seiner Hoffnung auf ein „gutes Ende“ zu erfreuen. Sein Einbruch in die reale Welt, in denen Sehnsüchte bloßgestellt werden, die niemand von uns hegen will, schockiert in jeder Sze-ne. Oder ist alles nur ein böser Traum, mit immer wieder einkehrenden realen Fragmenten? Bei den härteren Szenen sollten sanftere Gemüter vor allem die letzte Viertelstunde fürchten, oder am besten ganz meisten. Hier geht es richtig blutig und fast schon sadistisch zur Sache, wodurch der Film nicht umsonst das FSK 18 Siegel verpaßt bekommen hat. Doch nicht nur Blut und Gewalt setzen dem Betrachter zu – auch mit den offenen Ge-fühlsnerven werden grausame Dinge angestellt. Insofern sollte sich auch jeder vorher überlegen, ob er sich auf den Film einläßt – entweder ganz oder gar nicht! Wer es wagt, wird auf jeden Fall mit einem der schockierends-ten und vor allem verstörendsten Werken der Filmgeschichte „belohnt“.
Das Bild der One World DVD ist, entsprechend dem Independent Status, die Hongkong Filme immer noch bei uns haben, mit einem Grundrauschen verunziert, welches allerdings nur bei näherer Betrachtung auffällt – an-sonsten keine wirklichen Ausfälle zu vermelden.
Beim Ton sieht es ähnlich aus, denn sowohl die gut gelungene Synchronisation, als auch das japanische Origi-nal machen einen guten Eindruck, bis auf die Tatsache, daß sie nur in Stereo enthalten sind und der Originalton etwas dumpfer klingt.
Das Zusatzmaterial ist erwartungsgemäß nicht überragend, und so gibt es neben zwei Trailern nur einige Textta-feln, auf denen es unter anderem ein bereits bekanntes Interview mit Takashi Miike zu lesen gibt. Die Menü-gestaltung hingegen wirkt sehr liebevoll und überzeugt mit Feinheiten und leichter Handhabung. Hervorzuheben ist außerdem die Tatsache, daß es sich um eine DVD mit Ländercode 0 handelt – also wieder einmal so mutig war, einen Film ohne Landesbeschränkung herauszubringen.

Fazit:
Ein Muß – für alle mit wirklich starken Nerven !!!

© Heiko Henning
17.8.2002


Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.rapideyemovies.de (externer Link!)




Letzte Aktualisierung: 27.03.2024, 15:56 Uhr
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