Prison on Fire II

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Originaltitel: Tao fan Alternativtitel: Jian yu feng yun xu ji; Prison on Fire 2
Darsteller: Chow Yun-Fat (Chung Tin-Ching/41671), Chen Sung Young (Pong Fai-Long/Drachenmann), Yu Li (Frau Wong), Tommy Wong, Victor Hon (Chiu Chow Man), Elvis Tsui (Aufseher Zau), Wan Yeung Ming, Chi Hung Ng (Blind Snake), Vincent Wang (Fai Chi), Kwong Leung Wong (Billy), Roy Cheung (Officer „Killer/Scarface“ Hung)
Produktionsfirma: Golden Princes Film Production Limited, Cinema City Enterprises LTD.
Produktion: Wellington W. Fung
Regie: Ringo Lam
Drehbuch: Nam Yin
Kamera: Fan Chuen-Kam
Musik: Lowell Lo
Schnitt: Tony Chow
Verleih: Atlas International
Erstaufführung: 18.8.2005 e-m-s 18.8.2005 Hongkong 1991
109:08 Minuten (+ Zusatzmaterial: Bei den Dreharbeiten 12:43; Interview mit Chow Yun Fat 4:32; Interview mit Ringo Lam 22:03; Originaltrailer 2:58; Bildergalerie 0:53; Biografien/Filmografien: Chow Yun Fat 7 Seiten, Ringo Lam 6 Seiten) 4 Seiten Booklet 20 Kapitel
Widescreen 1,85:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 5.1, Kantonesisch Dolby Digital 5.1; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9 FSK: 16


Inhalt:
Wieder sitzt Chung Tin-Ching im Gefängnis, und immer noch scheint er unerschütterlich in seiner humorvollen Art. Stets versucht er alle mit Klamauk Einlagen freundlich zu stimmen, wobei er damit nicht nur bei dem neuen Aufseher Zau (von den Insassen auch Schweinefresse genannt) nicht gut ankommt – hinzukommt, dass Chung für die Versetzung seines Vorgängers verantwortlich war. Auch manche der aus Zentral China stammenden Insassen sind nicht gut auf ihn zu sprechen, wobei dies eigentlich aufgrund der Tatsache ist, dass er aus Hongkong stammt, der Fall ist. Zwischen den Rotchinesen und den als „Honkies“ beschimpften Insassen gibt es nämlich einen mehr oder minder schwelenden Kleinkrieg, der gerade durch die Bandenbildungen zu immer mehr Schlägereien führt. Chung Tin-Ching, der ständig versucht, mit beiden Seiten klarzukommen und sogar Frieden zu stiften – soweit dies möglich ist – gerät dadurch schnell zwischen die Fronten. Durch Intrigen und weil er keinen der Mitinsassen ans Messer liefern will, wird er zum absoluten Hassobjekt von Oberaufseher Zau, der ihm fortan das Leben zur Hölle macht und ihn zu außergewöhnlichen Handlungen zwingt…

Meinung:
Nach dem großen Erfolg von Prison on Fire, der durch seine Aussage auch politisch etwas bewegt hat, war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Nachfolger sich dies zunutze macht. Direkt nach dem ersten Teil und dem im gleichen Jahr entstandenen City on Fire gab es jedoch zunächst mit School on Fire einen weiteren Vertreter dieser losen Serie, in die Ringo Lam sehr viel Herzblut steckte. Etwas anders sieht es bei dieser namentlichen Fortsetzung aus, zu welcher der Regisseur eigentlich nicht wirklich Lust verspürte. So gab es vom Studio den Auftrag an das Team des Originals, eine Weiterführung der Geschichte zu drehen, um sicheres Geld in die Kassen zu bringen. Da Lam zum Teil auch Pragmatiker ist, willigte er ein, denn auch er muss seine Brötchen verdienen und Rechnungen bezahlen. Trotz des nicht überwältigend großen persönlichen Einsatzes ist das Ergebnis doch recht beachtlich, und zeigt wieder einmal, was asiatische Regisseure mal „eben so aus dem Ärmel schütteln“. Dramatik und dadurch fesselnde Handlung sind diesmal wenig vertreten, und der Fokus liegt eher auf den Charakterzeichnungen und einer glaubhaft inszenierten Männerfreundschaft. Interessant wird es beispielsweise bei der Beziehung von Chung zu seinem Sohn – zumal der Zuschauer erfährt, warum der Inhaftierte diesmal hinter Gitter kam. An diesem Punkt sieht man auch ganz deutlich die Ausrichtung des Films auf Chow Yun Fat, der diese auch Hauptrolle souverän ausfüllt. Sein Talent als Spaßmacher verleiht dem Ganzen wieder einen angenehmen etwas anderen Anstrich. Die eingesetzten Konfrontationen, die diesmal auch unter den Häftlingen selbst noch krasser ausfallen, führen letztendlich zu einem Punkt, der im ersten Film keine Verwendung fand: die Flucht. Sie wird zu einem zentralen Spannungspunkt und bedient sich erfreulicherweise keiner der üblichen Ausbruchsschemata, was erfrischend anzusehen ist. Hinzu kommt natürlich auch noch ein – wie könnte es anders sein – äußerst gewalttätiger Wärter, der seinen Vorgänger in Punkto Durchgedrehtheit noch weit in den Schatten stellt. Roy Cheung, der den Vorgänger adäquat verkörperte, bekam übrigens einen kleinen Auftritt verpasst, der mehr ein Augenzwinkern gegenüber den Zuschauern darstellt. Etwas ernster ist da schon der Hintergrund, denn sechs Jahre nach Entstehung des Films, genau am 1.7.1997, sollte die gepachtete britische Kronkolonie als Sonderverwaltungszone wieder zurück an China gehen. Die Konflikte, die damals schon zwischen Bewohnern von Hongkong und den Rotchinesen aufflammten, finden als ein zentrales Thema Verwendung. Ringo Lam zeigt dabei auf seine Weise, dass ein Zusammenleben durchaus möglich ist, wenn nur die Konflikte nicht mit Fäusten gelöst werden, und sich jeder mit der Gedankenwelt des Gegenübers auseinandersetzt. Die an sich Gewalt ist übrigens noch deutlicher zu sehen, als es im ersten Teil der Fall war, was sicherlich auch zu einem bedauerlichen Schnitt beim Ausstechen eines Auges geführt hat. Das stattdessen keine FSK 18 in Kauf genommen wurde, ist zwar nachvollziehbar, aber nichtsdestotrotz ärgerlich.

Ausstattung:
Bis auf die fehlenden Szenen gibt es an der DVD nichts auszusetzen, denn bei dieser deutschen Erstveröffentlichung wurde sich wieder so richtig Mühe gegeben. Bereits die Menügestaltung ist nett anzuschauen und bietet neben der reinen Funktion sogar selbst etwas Unterhaltung. Das Bildmaterial wurde extra für High Definition remastered, und das Resultat ist noch besser, als es beim ersten Teil der Fall war. Sowohl Schärfe als auch Farbe und Kontrast sind in guten Bereichen und bieten keinen Anlass zur Klage, wenn sie auch natürlich bedingt durch das Master von Atlas nicht mit heutigen Produktionen mithalten können. Rauschen gibt es fast keins zu vermelden und nur an ganz wenigen Stellen sind analoge Defekte zu vermelden – insgesamt ein beachtliches Ergebnis für einen vierzehn Jahre alten asiatischen Film.
Der Ton ist nicht ganz so überzeugend, was allerdings auch in der Natur der Sache liegt, denn damals war Surround noch eher ein Novum, als verbreitet. So ist dann auch die – ansonsten wieder gelungene – Synchronisation gut abgemischt, und es gibt keine störenden Untertöne, doch Räumlichkeit will sich irgendwie nicht einstellen. Qualitativ ähnlich, jedoch in den Kanälen besser getrennt ist die kantonesische Originalspur, die dem fremdsprachlich begabten sicherlich zusagen dürfte, zumal es ja auch noch deutsche Untertitel gibt.
Das Zusatzmaterial bietet, im Gegensatz zum Vorgänger, einiges an interessanten Dreingaben für den Freund des asiatischen Kinos. Bei den Dreharbeiten ist netter Blick hinter die Kulissen und zeigt wie aufwendig ein Dreh ist und wie oft Szenen wiederholt werden müssen – das Ganze sieht man im O-Ton und leider ohne UT. Mit Untertiteln und recht interessant, ist das Interview mit Chow Yun Fat, welches von einem Deutschen Interviewer in englisch geführt wurde – es werden mal andere Fragen gestellt, aber das Gespräch wirkt leider wie notdürftig in eine kleine Drehpause gedrängt. Anders sieht es da mit Ringo Lam aus, der über zwanzig Minuten lang zu sich und seinem Schaffen Rede und Antwort steht, wobei man einen sehr ernsthaften und nachdenklichen Menschen zu Gesicht bekommt, bei dem man sehr deutlich merkt, wie wichtig Filmemachen für ihn ist und was es für ihn bedeutet. Der Originaltrailer wird anamorph ausgegeben, besteht zunächst allerdings aus Standbildern und hat eine eher heitere Musikuntermalung, die das Thema umso krasser erscheinen lässt. Außerdem sind noch die „üblichen Verdächtigen“ wie Bildergalerie (nur wenig interessant) und Biografien/Filmografien (zu Chow Yun Fat und Ringo Lam) in Textform enthalten, die das Bild abrunden. Sehr positiv muss außerdem noch das Vorhandensein eines Booklets bemerkt werden, wenn dieses auch mit vier Seiten nicht wirklich üppig ausgefallen ist. Ralph Umard fasst hierin neben Hintergründen und den Eckpfeilern der Handlung auch Gedanken des Regisseurs zusammen, die dieser im auf der DVD enthaltenen Interview geäußert hat.

Fazit:
Sehr lohnenswerte Gefängnisfilm Fortsetzung in noch besserer DVD Umsetzung, als es beim ersten Teil der Fall war !!!

© Heiko Henning
25.10.2005


Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=115770 (externer Link!)




Letzte Aktualisierung: 27.03.2024, 15:56 Uhr
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