Silmido

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Originaltitel: Silmido
Darsteller: Sung-kee Ahn, Kyung-gu Sol, Jun-ho Heo (Sergeant Jo), Jae-yeong Jeong, Seong-jin Kang, Won-hui Lim, Shin-il Kang, Jeong-heon Lee, Yu-mi Jeong, Kang-woo Kim, Won-hie Lim
Produktionsfirma: Cinema Service, Hanmac Films
Produktion: Woo-Suk Kang
Regie: Woo-Suk Kang
Drehbuch: Hie-jae Kim
Musik: Jae-kwon Han
Kamera: Sung-Bok Kim
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: Südkorea 24.12.2003, Frankreich Cannes 13.5.2004 e-m-s media AG 17.7.2007 Südkorea 2003
135:01 Minuten (+ Zusatzmaterial: Originaltrailer 2:25; DVD 2: Making Of Silmido 47:15; Das Silmido Projekt 11:00; Behind the Scenes 33:44; Zwischen Fiktion und Wirklichkeit: Der historische Hintergrund 10:56) 16 Kapitel
Widescreen 2,35:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 5.1, Koreanisch Dolby Digital 5.1, Deutsch DTS; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9/5 (7,5/4,3 GB) FSK: keine Jugendfreigabe


Inhalt:
1968 versucht die nordkoreanische Spezialeinheit 124 in einem Sturm den südkoreanischen Präsidenten Chung-hee Park zu töten, doch sie werden entdeckt und von den gegnerischen Truppen bis auf den Anführer getötet. Währenddessen verüben Gangmitglieder auf einer Hochzeitsfeier in Südkorea ein Attentat – auch hier überlebt nur der Anführer, wird gefasst und zum Tode verurteilt. Wie auch dreißig weiteren zum Tode verurteilten wird auch dem Gangmitglied die Möglichkeit der Rehabilitation geboten – wenn sie für ihr Land kämpfen. Sie werden auf die Insel Silmido gebracht, um dort als Einheit 684 ausgebildet zu werden, deren Ziel die Tötung des nordkoreanischen Diktators Il-sung Kim ist. Hier müssen sie unmenschlichen Drill durchstehen, der teilweise schon auf Folter hinausläuft, und auch Todesfälle gibt es zu beklagen. Im Laufe der Zeit wächst die Truppe immer mehr zusammen, und das gemeinsame Ziel wird zum alleinigen Lebensinhalt, doch die Politik hat noch weitere Qualen für die Einheit und auch ihre Ausbilder vorgesehen…

Meinung:
Die Geschichte des Films basiert auf realen Begebenheiten, die erst in der letzten Zeit bekannt wurden und für einige Bestürzung im eigenen Land sorgten. Durch Silmido weitet sich das Interesse wie auch die Fassungslosigkeit auf den Rest der Welt aus – auch wenn das nur ein Nebeneffekt ist. Denn Woo-Suk Kang (Public Enemy 1-3) wollte in erster Linie einen Actioner vom Schlage eines The Rock oder Die Hard abliefern, mit dem bewiesen wird, dass die koreanische Filmindustrie auch auf diesem Gebiet zu großen fähig ist. Dieser Beweis ist auch eindrucksvoll gelungen, da neben den Themen Menschlichkeit, Freundschaft und unmenschliche politische Entscheidungen auch noch reichlich Adrenalin geboten wird. Nach brutalem, teils sogar menschenverachtendem, Training folgen reichlich vorhandene Schussgefechte und Explosionen, die den Vergleich mit amerikanischen Kollegen nicht zu scheuen brauchen. Die kurze Einführung, die nicht nur den Grund für die Aktion schildert, sondern auch einen kleinen Hintergrund zu einem der zum Tode verurteilten bietet, ist nur das Vorspiel für das Lager. Dabei ist der Begriff Lager mehr als treffend, denn die Trainingsmethoden erinnern schon fast an Bestrafungen in Internierungs- oder Arbeitslagern und werden deutlich offener gezeigt, als dies sonst der Fall ist. Auch die Auslegung der Charaktere ist keinesfalls nach dem westlichen Vorbild, da keine Figur eindimensional, schlicht gut oder böse konzipiert ist – die meisten zeigen im Verlauf des Films sogar sehr konträre Züge. An dieser Stelle laufen die Schauspieler auch fast geschlossen zur Hochform auf, was umso bewundernswerter ist, als dass nicht nur jeder der Mitspielenden stets beim Verladen aller Waren auf die Insel mithelfen musste. Einige haben zudem noch unter äußerst widrigen Umständen wie unter Wasser, als auch fast unbekleidet im Schnee arbeiten müssen. Das hat nicht nur die Truppen – wie im Film – zusammengeschweißt, sondern auch noch den Figuren sehr plastische Züge verliehen und bisweilen sogar aus der Menge herausragende Leistungen hervorgebracht. Wie sonst auch üblich werden Männerfreundschaften gebildet, welche die Hölle erträglicher machen, und das sogar zwischen den Kadetten und ihren Ausbildern, was im Laufe des Films noch weiter thematisiert wird. In diesem Punkt ähnelt Silmido einigen der amerikanischen Anti- und Kriegsdramen, bei denen die Ausbildung zu einer wie auch immer gearteten Spezialeinheit durchgezogen wird, ohne das dies im Gesamtkontext negativ auffällt oder gar wie eine Kopie wirkt. Die asiatische Seite zeigt sich dann ganz klar bei der dargestellten Gewalt in Form von Schusswechseln und Gefechten mit Explosionen, da es an dieser Stelle nicht zimperlich zur Sache geht. Die partiell recht blutigen Bilder wurden wie der Rest auch adäquat Inszeniert und die Dramaturgie hält auch in ruhigeren Passagen, welche das Gesehene angenehm von den nur auf Eskalation getrimmten Kollegen abhebt, die Spannung konstant. Das liegt nicht zuletzt an der bis ins Kleinste perfektionierten Machart, die nicht davor zurückschreckt für kleine, aber wichtige Momente mal tief in die Tasche zu greifen. So wurden beispielsweise die Schlauchboot Szenen mit strömendem Regen extra in Malta gedreht, weil dort eine der wenigen Anlagen steht, mit der solche Aufnahmen glaubhaft realisiert werden können. Die Kamera hat wunderschöne Bilder eingefangen, die selbst gefährlichen Explosionen noch einzigartige Momente abgewinnen und durch entsprechenden Schnitt einen ansprechenden Bilderfluss bieten. Der Score ist leider nicht ganz so innovativ, denn Vorbilder wie The Rock (Hans Zimmer) werden von Jae-kwon Han klar zitiert, doch dieser Bezug wurde von Woo-Suk Kang bereits bei dem gewählten Genre genannt. Zudem bietet der Soundtrack genau das, was die Koreaner an Filmen gerne haben: Pathos und dramatische Momente. Dies passt zu dem Rest des Films wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, denn auch hier wird das Augenmerk stets auf den realitätsbezogenen Teil der Geschichte konzentriert, die ja perse vor Tragik, aber auch Pathos nur so strotzt. Insofern waren die Befürchtungen der Hinterbliebenen der damaligen Geschehnisse, und der daraus im Vorfeld entstandene Aufruhr im Land, zwar nicht unbegründet (zu viel wurde schon pietätlos verwurstet), doch sie wurden zum Glück nicht erfüllt. Eher im Gegenteil, denn mit seinen „nur“ 8 Millionen Dollar Produktionskosten lockte der Film runde 11 Millionen Zuschauer in die Kinos, und wurde so nicht der bis dahin erfolgreichste Film Südkoreas, sondern sicherlich auch zum Teil ein Sprachrohr für die Opfer. Damit setzte er sich auch gegen den gleichzeitig im koreanischen Kino laufenden Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs durch. Dafür hagelte es dann auch gleich Preise: Blue Dragon Awards 2004 – Blue Dragon Award (beste Regie: Woo-Suk Kang; bester Film; bester Nebendarsteller: Jae-yeong Jeong); Grand Bell Awards 2004 – Grand Bell Award (beste Produktion: Woo-Suk Kang; bestes Drehbuch: Hie-jae Kim; bester Nebendarsteller: Jun-ho Heo; Jury Award: Woo-Suk Kang).

Ausstattung:
Das Bild der e-m-s Veröffentlichung bietet natürliche und kräftige Farben, die sehr gut zum realistischen Grundton des Films passen. Die Schärfe ist prinzipiell in Ordnung, doch sie wirkt nicht durchgängig konsistent. Der Kontrast liefert gute Werte, die zwar in ein paar dunklen Momenten nicht reichen, aber ansonsten keinen Grund zur Klage geben.
Tonal ist alles in guten bis sehr guten Bereichen, da alle drei Spuren sauberen Klang mit entsprechender Dialogverständlichkeit bieten. Direktional tut sich dank Explosionen und Schusswechseln einiges, was auch die restlichen Boxen inklusive des Subwoofers in Bewegung hält. Lediglich ein oder zwei akustische Effekte scheinen nicht perfekt positioniert zu sein, aber das ist ebenso wenig ein Problem wie die fehlende Tonspur mit Kommentar von Regisseur und Darstellern.
Womit wir auch gleich beim längentechnisch reichlich vorhandenen Zusatzmaterial wären, welches einen Großteil des für den Film vorhandenen Stoffes bietet. Die erste DVD hat lediglich einen Originaltrailer dabei. Auf der zweiten geht es dann allerdings richtig los – wenn auch komplett im Originalton mit deutschen Untertiteln. Das Making Of Silmido hat eine gute Dreiviertelstunde Informationen bis zum Abwinken – allerdings zeigt es auch das Ende, weshalb es nach dem Film gesehen werden sollte. Das Silmido Projekt befasst sich hauptsächlich mit den Hintergründen und der Umsetzung von realen Ereignissen zum Film. Behind the Scenes ist mit Erklärungen bei den Dreharbeiten vielmehr ein weiteres Making Of mit Interviews – wobei manches Material sich innerhalb der drei Beiträge leider doppelt. Zwischen Fiktion und Wirklichkeit: Der historische Hintergrund schließt letztendlich mit einer reinen Betrachtung und Erklärung der damaligen Geschehnisse und politischen Begebenheiten, die auch für sich genommen sehr interessant sind. Was bei der DVD verwundert ist die Tatsache, dass lediglich 16 Kapitelpunkte bei einer Laufzeit von 135 Minuten gesetzt wurden – wenn da mal eine Passage gesucht wird, muss sicherlich der Suchlauf bemüht werden. Sehr schön ausgefallen ist das MetalPak (mit einem Scharnier) – leider wurde auf ein begleitendes Booklet verzichtet.

Fazit:
Sehr mitreißende Verfilmung einer schockierenden wahren Begebenheit – in einer sehr lohnenswerten DVD Umsetzung !!!

© Heiko Henning
21.8.2007


Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=116205 (externer Link!)




Letzte Aktualisierung: 21.04.2024, 18:58 Uhr
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