Medusenblut/Midas
Boris Koch
Libauerstraße 10
10245 Berlin
Taschenbuch 11.2002
ISBN 3-935901-04-6
130 Seiten 1000
Jetzt gibt es eine Einleitung, die sich
gewaschen hat – da wird von Dirk Berger mit den beiden Autoren abgerechnet, auf
positive Weise natürlich. Ein
fast vegetarisches Verbrechen findet in einer glaubhaft computerisierten Zukunft statt,
die mit einigen Skurrilitäten aufwarten kann, aber nicht ganz so plastische
Figuren besitzt – das Finale bietet die eine oder andere kleine Überraschung. Kindsbehandlung ist ein kurzer, schmerzhafter Ausblick auf eine nicht zu
ferne Zukunft, welche uns die Genmanipulation an Menschen bescheren wird. Inkompatibel geht noch einen Schritt weiter und stellt mit dem absoluten
Klonen den Weg des meisten Grauens, in dem klar wird, worauf eine
„Unterbevölkerung“ hinauslaufen kann. Heimflug
kann zur Hölle
werden, wie diese Charakterstudie bei Extremsituationen und mit offenem Ende
eindrucksvoll zeigt. Das Amrag d/n Debakel ist eine moderne Variante von Rotkäppchen und der Böse Wolf, wobei es sich bei letzterem um intergalaktische Piraten
handelt. Die Gedanken sind frei, und niemand sollte sie erraten können –
als Telepath muss sich der Protagonist jedoch zwischen Gedankenlesen und dem
Glauben entscheiden, und das in mehr als einem Punkt. d: erzählt
in lockerem, passenden Stil eine reinrassige Cyberstory mitsamt Verschwörung –
als Dreingabe bekommt der Leser noch einige Anspielungen auf andere Geschichten
der Sammlung. Roboterliebe kann seltsame Formen annehmen, wie
bereits Crash (Buch und Film) zeigte, und wird hier
wirklich auf die Spitze getrieben. Neue
Wege geht man auch
bei der Kirche, in dem man Computer für die Bekehrung einsetzt, was bereits in Roboterliebe kurz angesprochen wurde – es zeigen sich allerdings gewisse
Probleme mit den virtuellen Priestern. Die
Geschichte des transkronoligischen Postamtes Pödlitz – eine witzige Anekdote zur POST in
witzigem Stil – ist der Auftakt für Die
Z-Bar Chroniken, einer
Reihe von Science Fiction Geschichten, die von trashigen Filmklassikern
inspiriert sind, und den Rest des Buches füllen. Briefe durch die Zeit spinnt, in einem lockeren Erzählstil, die Handlung des
Vorgängers direkt mit einigen Beispielen des Geschehens weiter. Posträuber vom Mars wirkt hingegen zu sehr wie Klamauk, da sehr viel Gefeixe
enthalten ist, was angesichts guter Ansätze schade ist. Planet Texas ulkt ebenfalls vor sich hin, allerdings auf eine
unterhaltsame Weise, was den Text zumindest unterhaltsam macht. Giftangriff aus dem All gibt dem Buch dann mit einer geballten Ladung Trash den
Rest – mit Klischees, logischen Fehlern und allem was dazugehört.
Nach der Anthologie Das goldene Kalb kommt es mit Bald
bereits zur zweiten
Zusammenarbeit zwischen den beiden Talenten Boris Koch und Christian
von Aster. Beide
verstehen es sehr gut, sich inhaltlich, wie auch stilistisch die Bälle
zuzuspielen, woraus – im wahrsten Sinne des Wortes – phantastischen Geschichten
resultieren. Dabei sind sie sich schlussendlich auch nicht zu schade, ihre
Schreibe für trashige Ausflüge in die SF herzugeben, wobei man sich allerdings
sehr gut vorstellen kann, dass sie hierbei ihren Spaß gehabt haben.
Für das Cover und einen Innenillustration
zeichnet sich wieder Schwarwel verantwortlich, der scheinbar
mittlerweile auch zur Stammmannschaft des kleinen Verlages gehört. Das Layout
der Seiten ist ebenfalls wieder ansprechend, und der Lesefluss wird angenehm
gefördert. Was hingegen etwas negativ auffällt, sind satztechnische Fehler und
falsche Seitenzahlangaben im Inhaltsverzeichnis, die sich vielleicht noch
hätten ausbügeln lassen.
Prädikat: Teils
tiefgründige, nachdenklich stimmende, teils unterhaltsame und humorvolle
Kurzgeschichten zweier begabter Autoren – Empfehlung !!!
©
Heiko Henning
7.6.2003