Christian von Aster

Websters Pandämonium

Medusenblut

Boris Koch

Libauerstraße    10

10245 Berlin

http://www.medusenblut.de.vu

Taschenbuch 6.2002

ISBN 3-935901-03-8

141 Seiten 1000

Bereits im Vorwort wird der Autor der Rahmenhandlung in sein Unglück geführt – das Antiquariat des Grauens, gehegt und gepflegt von dem geheimnisvollen Webster. Diese Art der Zusammenfassung von Kurzgeschichten wirkt sehr angenehm, zumal sie sehr passend und plastisch eingesetzt wird, und es bisweilen Erklärungen zu den Geschichten gibt. Man fühlt sich angenehm an Zeiten von Creepshow und ähnlichen Vertretern der Gattung erinnert, die für etliche unterhaltsame und teils schaurige Stunden gesorgt haben. Femme Fatal ist eine geheimnisvolle Offenbarung – Romantik wird zur Tragödie, wobei vor allem die Auflösung überraschend ausfällt. Der Yphritt erzeugt in wenigen Worten eine gruselige Spannung im Sinne eines H. P. Lovecraft, wobei das Finale leider vorhersehbar ist. Herr Winzewarz ist extra kurz gehalten, um die Spannung bis zum Schluß halten zu können, allerdings offenbart sich einige ausgefallene Idee. Die Geige überzeugt vor allem durch den geschichtlichen Hintergrund und die nette Idee, da der Spannungsbogen etwas zu schwach gespannt ist. Diaboli Musica befaßt sich ebenfalls mit unheilvoller Musik, wobei allerdings ein äußerst ansprechender Hintergrund Verwendung findet und ein packendes Finale gezaubert wird. Eine englische Nachtmusik ist durch den etwas holprigen Schreibstil nicht ganz so packend, hat gleichwohl ein noch überraschenderes Ende mit historischen Verweisen zu bieten. Die Spinnenstadt spielt mit einer bekannten Phobie, was selbst einem nicht betroffenen Menschen manchmal einen kleinen Schauer verpaßt – die Geschichte bietet zwar keine wirklichen Überraschungen, wird nichtsdestoweniger konsequent durchgezogen. Danäus ist ähnlich folgerichtig, wenn es hier durch die erzeugte Spannung und die Einbeziehung der göttlichen Elemente um so unerwarteter ist. Der Tote im Morast fängt, mit seinem neuzeitlichen Hintergrund, vielversprechend an, scheitert dann an der schwachen Auflösung, die zu vorhersehbar erscheint.

Da ist es wieder – das neueste Buch aus der Edition Medusenblut, die Boris Koch unermüdlich vorantreibt, und mittlerweile zu einer festen Institution des Marktes etabliert hat. Diesmal hat Christian von Aster die Ehre, einen ganzen Band mit seinen phantastischen, und teils schaurigen Ergüssen zu füllen. Die Zusammenarbeit bei Das goldene Kalb, mit Geschichten beider Autoren und Herausgeber gefüllt, dürfte zu dieser Veröffentlichung geführt haben. Es bleibt zu hoffen, daß auch in Zukunft Raum für solche lohnenswerten Objekte gibt, die das Genre zu bereichern wissen. Abgerundet wird das, wieder einmal routiniert gut umgesetzte, Buch im Übrigen von einem Cover aus der Feder von keinem geringeren als Schwarwel, der den meisten durch seine Arbeit bei dem Comic Verlag Extrem Enterprises (ehemals Extrem Erfolgreich Enterprises) von Bela B. Felsenheimer bekannt sein dürfte.

Prädikat:       Wieder einmal zeigt uns Boris Koch, was für Visionäre der heutige semiprofessionelle Markt zu bieten hat !!!

© Heiko Henning

4.8.2002