Schwarzmarkt   #4

DIN A4       64 Seiten

Schwarzmarkt Verlag

Neue Bergstraße     7
50181 Bedburg

Auflage:      10000 Exemplare

9.1993      500

"Comic‑Geschichten, die mit der Realität nicht mithalten können!" Wenn man dem Cover also Glauben schenken kann, geht es in der Realität recht hart zu, denn was in diesen Comics erzählt wird, ist nicht gerade heile Welt.

So zeigt auch das Titelbild jemanden, der sich eine Pistole unter das Kinn hält und nicht gerade gesund aussieht. Er scheint gewillt, sich den Kopf wegzublasen – Ebenbild der Gesellschaft?

Patrik Rieve verstärkt mit Die Krankheit Tod diesen Eindruck nur noch. In ziemlich krassen (Ausdrucksweise wie Zeichenstil) Bildern erzählt er die Geschichte von einem Junkie, der von seiner Krankheit – und somit von seinem Todesurteil – erfährt. Als dann die Verkörperung des Todes zu ihm kommt und gegen ihn im Spiel um sein Leben verliert, erzählt dieser ihm über die Sinnlosigkeit, in der manche Leute sterben. Durch den Sieg gegen den Tod stellt der Junkie fest, wie wenig er bis jetzt gelebt hat. Die Zeichnungen von Patrik sind überzeugend und – in gewissem Sinne – sehr tief in der Realität verankert. Kaffee und Kuchen von Oliver Schulze bringt ein wenig Selbstironie in den Band. Seine Figuren, die ohne große Schnörkel und Allüren gezeichnet sind, lehnen sich gegen den Rahmen auf, in dem sie gezeichnet sind – die Panele als Gitter. Trotz des Minimalismus kann man der Geschichte einen gewissen Witz nicht absprechen. Sehr kritisch urteilt Jan Hillen mit Smog über die Probleme, die uns tagtäglich heimsuchen. In erster Linie wird natürlich das Thema Umweltverschmutzung bearbeitet, zum Schluß kommt jedoch noch unser derzeit größtes Problem nach oben – die faschistischen Umtriebe. Der nachfolgende One Pager drückt dies dann auch mit reichlich Witz und Ironie deutlich aus. Eine der längsten Geschichten ist Falsche Wahrheit von Olio, in der die Frage nach dem Sinn des Lebens und der Wiedergeburt durchdacht wird. Die Worte sind recht poetisch, wenn auch die Zeichnungen relativ unproportioniert und nicht besonders detailliert sind, so kann es doch als Ganzes überzeugen. Jan Hillen fügt zwischendurch noch einen One Pager zum Thema Atomkraft ein, der bezüglich der Sicherheit solcher Anlagen zum Nachdenken anregen sollte. Zum Schluß bringt Thomas Zydek dann noch in seiner eigenwilligen Zeichenweise Der Tod der Frau K. und dessen Folgen. Hier wird – wie so oft bei Thomas – die Maske, mit der alle Menschen herumlaufen angesprochen. Zudem kommt noch die Abneigung gegen alles Andersartige ins Spiel. Der Zeichenstil ist etwas realitätsfern, kann jedoch trotzdem überzeugen und zu Denkanstößen verleiten.

Im Epilog kann man die – fast ausschließlich positiven – Reaktionen über die letzte Nummer nachlesen.

Prädikat:       Gute Comics mit sehr gutem Background – das Ganze in einer super Qualität zu einem günstigen Preis !!!

© Heiko Henning

27.1.1993