Originaltitel: Ying huang boon
sik Alternativtitel: Yinghung
Bunsik, A Better Tomorrow 1, The Color of a Hero, The Essence of Heroes, Gangland
Boss, True Colors of a Hero, City Wolf, City Wolf 1 Darsteller: Chow Yun-Fat (Mark Gor/Mark Lee), Ti Lung (Ho Tse Sung),
Leslie Cheung (Kit Sung), Waise Lee (Shing), Emily Chu (Jackie), Kenneth Tsang
(Ken), Tsui Hark (Preisrichter), John Woo (Inspector Wu) Produktionsfirma: Cinema City,
Golden Princess Produktion: Tsui Hark Regie: John Woo Drehbuch: Chan Hing Kai, Leung Suk
Wah, John Woo Kamera: Wong Wing Hung Musik: Joseph
Koo, Ka-Fai Koo Schnitt: Ma Kam, David Wu Verleih: IVE, Astro (Video) Erstaufführung: 18.3.1988 Video
Laser Paradise 20.12.2001 Hongkong
1986 88:45 Minuten (+ Zusatzmaterial: Interviews:
John Woo 1:48, Ti Lung 1:13, Pressekonferenz 3:53; 5x Starinfos; Trailer: A
Better Tomorrow 1 original 3:04, A Better Tomorrow 1 englisch 3:37, A Better
Tomorrow 2 2:12, A Better Tomorrow 3 4:17, Hard Games 2:03, Bullet in the Head
1:05, The Killer 2:18; Deleted Scenes 1:23) 16 Seiten Booklet 19 Kapitel, Widescreen 1:1,85 anamorph, Deutsch
Dolby Digital 5.1, Deutsch Dolby Digital 2.0, Chinesisch Dolby Digital 2.0; Untertitel: deutsch Ländercode: 2 DVD-9
FSK: --
Die
zwei Freunde Ho Tse
Sung und Mark Gor arbeiten sehr
erfolgreich für eine Unterweltorganisation, die einen Geldfälscherring
betreibt. Doch Ho will seine kriminelle Karriere beenden, weil es über kurz
oder lang zu einer Konfrontation mit seinem Bruder Kit kommen
würde, der nichts von dessen Machenschaften weiß. Kit Sung ist bei der Polizei von Hongkong und lebt ein äußerst
ehrbares Leben – was sein Bruder fortan auch für sich selbst plant. Doch er
wird verraten und so landet er bei einem Auslandsauftrag im Gefängnis, während Mark ihn rächt und dabei zum Krüppel geschossen wird. Nachdem er seine Strafe
abgesessen hat, kehrt er zurück und will das Vertrauen seines Bruders, der
mittlerweile um dessen Vergangenheit weiß, wiedererlangen. Doch Kit stößt
ihn zurück, ganz im Gegensatz zu seinem ehemaligen Kollegen Shing, der ihn wieder an seiner Seite haben will. Doch Ho möchte
nichts mehr mit illegalen Dingen zu tun haben, zumal sein Freund Mark wegen seines kaputten Beins wie der letzte Dreck behandelt wird, doch so
leicht steigt man nicht aus einer Verbrecherorganisation aus...
Dieser
in sechzig Tagen abgedrehte atemberaubende Film war der Wegbereiter, wenn nicht
sogar Initiator der Heroic Bloodshed Welle des Hongkong Kinos. Bei
diesem „heldenhaften Blutvergießen“, welches mittlerweile eine als Stilrichtung
anerkannten Sparte des Actionfilms ist, dreht es sich um äußerst blutige
stilisierte Auseinandersetzungen zwischen dem tragischen Helden und seinem
fiesen Gegenüber. Dabei sind die Heroen meistens auch Verbrecher, die mehr oder
minder freiwillig den nicht legalen Lebensweg eingeschlagen haben. Die
Freundschaft ist ein weiterer wichtiger Bestandteil und Motor der Geschichte –
nicht zuletzt auch ein Auslöser für die folgenden Gewalttaten. John Woo macht ganz klar, was er von der üblichen schwarz/weiß
Malerei in Filmen hält – nicht viel. Seine Widersacher sind weniger gut und
böse, als vielmehr zwei verschiedene Seiten einer Medaille, was sich auch in
der Wahl von schwarzen und weißen Anzügen manifestiert, die Ying und Yang
symbolisieren. Gefühlvolle Szenen sowie Schuld und Sühne runden die
reichhaltige Gefühlspalette ab und sprechen den Zuschauer auf allen Ebenen an. Die
Mischung aus furioser Action, feinsinnig beobachteter Männerfreundschaft und
blutigen Shoot Outs verhalf nicht nur John Woo endgültig zum
Durchbruch. Auch Chow
Yun-Fat, der bis dahin durch die Serie The Bunt bekannt war, wurde mit A Better Tomorrow zum bekannt und beliebt. Leslie Cheung – der
sich dieses Jahr selbst getötet hat, absolvierte seinen ersten großen
Filmauftritt und sang außerdem für den Soundtrack, was auch an seiner
Vergangenheit als Cantopop Sänger gelegen haben dürfte. Ti Lung war zuvor Darsteller in billigen Kung-Fu Streifen, was man
seiner schauspielerischen Leistung hier nicht anmerkt. Der überaus große Erfolg
in Hongkong überraschte damals, da das Publikum actionreiche Filme mit
Schießereien eigentlich mied und lieber Komödien konsumierte. Doch John Woo erzeugte einen faszinierenden und mitreißenden Plot aus
Männerfreundschaft, Ehre und Aufrichtigkeit. Die Charaktere sind phantastische
Identifikationsfiguren, bei denen das Mitfiebern ungeahnte Ausmaße annimmt. Es
sind Menschen, die ihre eigenen Probleme haben – wie wir alle, die mit unseren
eigenen Schwierigkeiten, Ängsten und Schwächen versuchen unser Leben zu leben. Nicht
alles was wir machen ist richtig, aber doch gibt es nicht nur simples schwarz
und weiß, sondern auch die Grautöne dazwischen. Doch die Figuren sind nicht nur
einfach wie sie sind, sondern hinterfragen ihr Dasein, sind bereit, aus Fehlern
zu lernen. Die Schauspieler, allen voran Ti Lung und Chow
Yun-Fat, liefern eine sehr gute und emotionale
Arbeit ab, und erfüllen die Figuren mit Leben und verleihen ihnen Plastizität. Gemischt
mit teilweise in Slow Motion gedrehten Schusswechseln ergibt eine extrem
explosive Mischung, die offensichtlich gezündet hat. Wie so manches andere
auch, so ist auch diese Welle hinüber in die Staaten geschwappt, wo sie neben
mehr oder minder guten Epigonen auch für Interesse an den dortigen Filmemachern
und Schauspielern geweckt hat, was man an den mittlerweile dort arbeitenden Stars
(unter anderem auch John
Woo und Chow Yun-Fat) unschwer erkennen
kann. Auch hierzulande gab es, natürlich etwas verzögert, eine stetig wachsende
Fangemeinde, die sich notfalls die Filme direkt importierte. Dafür gibt es
mittlerweile glücklicherweise Mail Order Firmen, die sich auf so etwas
spezialisiert haben, was die Beschaffung wesentlich vereinfacht. Außerdem gibt
es einige Werke deutsch synchronisiert, was auch der breiteren Masse einen
Zugang ermöglicht. Diese Fassungen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, da
sie häufig geschnitten und teils auch mit schlechter Synchronisation
ausgestattet sind. In solchen Fällen bleibt den eingefleischten Fans dann nur die
Originalversion (auch meist mit einem originalen 5.1 Ton) mit deutschen
Untertiteln.
Das
Bild ist für eine Laser Paradise Veröffentlichung relativ gut, wenn auch in
Punkto Farbe und Scharfe nicht optimal. Es wirkt etwas zu hell, wobei es an
einigen Stellen hierbei zu Schwankungen kommt – etwa ab der Hälfte des Films
sind außerdem für über eine Viertelstunde zwei helle Punkte in Bildmitte und
darunter zu sehen. Beim Ton sieht es ähnlich aus – gut, aber alles andere als
perfekt, was vor allem bei dem deutschen 5.1 Upmix klar wird. Dieser besteht
aus der Stereospur, die scheinbar unmotiviert auf die vorderen Lautsprecher,
und dabei vor allem auf den Center, gelegt wurden, was ohnehin schon nicht
wirklich räumlich wirkt. Darüber befindet sich in Schussszenen ein vor allem
auf die hinteren Speaker gelegter Ballerschrott, der zudem noch zu abrupt
einsetzt und wieder ausklingt, ganz zu schweigen vom zu hohen Level. Die künstlichen
Schießereien scheinen aus irgendwelchem Archivmaterial zu stammen, und passen
an keiner Stelle weder vom Ton (viel zu stark pfeifendes Geräusch für die UZIs
im Film), noch vom Timing her. Alles in allem wirkt diese Spur schlichtweg
abschreckend – im Gegensatz zu den
beiden soliden Stereospuren, die in Anbetracht des Filmalters, in der deutschen,
wie auch chinesischen Sprachfassung zu überzeugen wissen. Das Zusatzmaterial
ist zwar teilweise recht interessant, aber in allen Fällen zu kurz und zudem in
zum Teil nicht berauschender Bild und Tonqualität. Die Interviews mit John Woo und Ti
Lung sowie die Pressekonferenz sind in
englisch oder mit englischen Untertiteln versehen, und mit Filmausschnitten
verlängert. Die Starinfos locken wohl kaum einen Fan hinter dem Ofen hervor,
aber die Trailer zu allen drei Teilen und weiteren John Woo Filmen sind sehr
nett. Essentiell ist außerdem die Deleted Scenes, die in anamorph (!) im
Originalton hinzugefügt ist, und sich nicht im Film befindet, da Woo diese
offensichtlich nicht mehr dort haben wollte. Diese DVD ist in der uncut
Variante der sehr schön aufgemachten A Better Tomorrow Box mit
Silberprägung enthalten, von der es außerdem eine geschnittene Variante gibt – Besitzer
der Box werden sich momentan über den niedrigen Preis ärgern, alle anderen
sollten zugreifen.
Prädikat: Der
Wegbereiter des Heroic Bloodshed und ein absoluter Kultfilm – in einer guten
deutschen Version !!!
© Heiko Henning
15.5.2003