Originaltitel: Tuno Negro Alternativtitel: Black Serenade Darsteller: Silke Hornillos Klein
als Silke (Alejandra „Álex“ Alonso), Jorge Sanz (Eduardo „Edu“), Fele Martínez
(Víctor), Maribel Verdú (Arantxa), Eusebio Poncela (Don Justo), Patxi Freytez
(Trucha), Sergio Pazos (Alacrán), Enrique Villén (Teo), Javier Veiga (Marcial),
Rebecca Cobos (Michelle), Paca Gabaldón (Professor der Kriminologie), Alexis
Valdés (Drake), Carla Hidalgo (María), Benjamín Seva (Insulino), Montse Mostaza
(Sandra), Francisco Maestre (Conserje), Mario Martín (Rector), Aitor Mazo
(Professor der Pathologie), Estrella Zapatero (Seven-Eleven), Marián Aguilera
(Professor novata der Pathologie), Gabriel Gómez Manzaneque (Tuno Guaperas),
David Pinilla (Conserje) Produktionsfirma: Lolafilms, Iberoamericana Films Producción Produktion: Andres Vincente Gomez
Regie: Pedro L. Barbero, Vicente
J. Martín Drehbuch: Pedro L. Barbero, Vicente J. Martín Kamera: Carlos Suárez Musik: Álex Martínez Special Effects: Reyes Abades Verleih: Anolis Entertainment
Erstaufführung: 2002 Anolis
Entertainment 24.4.2003 Spanien 2001 103:12 Minuten (+ Zusatzmaterial: Interview
mit dem Regisseur Vincente J. Martin 23:36; Interview mit Silke 17:44;
Interview mit Patxi Freytez 11:52; Making Of 26:11; Trailer 1:41; Teaser 1:07 TV-Spot
1 0:12; TV-Spot 2 0:21) 4 Seiten
Booklet 20 Kapitel, Widescreen 1,85:1
anamorph, Deutsch Dolby Digital 2.0, Deutsch Dolby Digital 5.1, Spanisch Dolby
Digital 5.1; Untertitel: deutsch;
Ländercode: 2 DVD-9 FSK: 18
Die
Universität von Salamanca
ist ein beschaulicher Ort, an welchem bereits
das Auftreten der studentischen Sänger, der Tunos, als Ereignis behandelt wird.
Die nicht besonders fleißige Studentin Arantxa verbringt derweil ihre
Zeit lieber vor dem Bildschirm, und flirtet mit einem geheimnisvollen Verehrer,
der sich selbst Tuno
Negro nennt. Bedrohlich wird es allerdings,
als der Unbekannt ihr per Webcam mit zeitlicher Verzögerung Bilder aus ihrer
unmittelbaren Nähe zeigt, immer näher kommt, und ihr auf diese Weise droht. Immer
mehr Studenten fallen dem Tuno Negro, der bereits an
anderen Universitäten sein Unwesen getrieben hat, zum Opfer. Die neue Studentin
Alejandra Alonso und der an Serienmördern interessierte Trucha begeben sich auf die Suche nach dem Killer, der scheinbar
nach den Grundsätzen einer alten Gruppe von Tunos handelt. Diese beschlossen
vor über dreihundert Jahren sich an den reichen und faulen Studenten zu rächen,
welche die Grundsätze der Tunos – für ihre Studiengebühren zu singen –
missachteten und wertvolle Studienplätze belegten, indem sie ihre Zahl deutlich
dezimierten...
Die Grundlage
von Black
Serenade besteht aus der mittelalterlichen Legende
der „Los Tunos Negros“, die sich als Splittergruppe der für ihr Studium musizierenden
spanischen Bettelstudenten bildeten, um ihre in Konkurrenz tretenden reichen
Kollegen, die zudem meist Müßiggänger waren, aus dem Weg zu schaffen. Die
beiden Jungregisseure Pedro
L. Barbero und Vicente J. Martín haben
aus dem von ihnen gewählten Stoff einen sehr netten Slasher gezaubert, bei dem
ein großer Teil der Spannung aus dem Whodunit entsteht. Die Tatsache, dass es
sich hierbei um ein Erstlingswerk, beziehungsweise den dritten Film, der beiden
handelt, bemerkt man dabei an fast keiner Stelle. Das Zusammenspiel ist
erstaunlich gut, und sie scheinen sich bei allen wichtigen Entscheidungen einig
gewesen zu sein, weshalb die sprichwörtlichen vielen Köche, hier keinesfalls
den Brei verderben. Eher im Gegenteil, denn so gab es sicherlich deutlich mehr
Ideen, die im Film Verwendung fanden – und sogar insgesamt recht homogen
wirken. Anspielungen auf andere spanische Filme wie El Dia De La Bestia und Killer Tongue zeigen außerdem,
dass man es mit wirklichen Filmfreunden zu tun hat, die auch vor Eigenironie
nicht zurückschrecken. Das auf dem Cover angesprochene Vorbild („Scream in seiner europäischen Variante: Edler – spannender –
blutiger!“) wird dabei nur an wenigen Stellen zitiert. So gibt es unter anderem
den Kenner der Materie, der die Mitstudenten mit allen möglichen Informationen
zu Serienkillern versorgt. Entgegen dem Vorgänger bezieht Tuno Negro allerdings seinen Reiz aus der ständigen Suche nach dem
Killer, welche mit immer neuen Indizien und Spuren angeheizt wird. Dabei gehen
die Macher sehr geschickt vor, denn bis zur Auflösung legt man sich immer
wieder Kandidaten zurecht, die mit „zu offensichtlich“ oder „zu unlogisch“
abgehakt werden. Negativ fällt hingegen die Entscheidung, das Internet als
klares Stilmittel zu verwenden, auf. Es dient sicherlich dem Spannungsaufbau
bei den durch Kamerabilder angekündigten Bedrohungen, aber es wird einfach zu
leichtfertig und auch unlogisch eingesetzt. Grobe Schnitzer wie das Zeigen von
qualitativ hochwertigen Videos, die angeblich durch eine äußerst kleine Webcam,
die wie auch immer, ihr Bild ins Internet überträgt, um dann über eine analoge
Leitung empfangen zu werden, hätten einfach nicht sein müssen. Die Rechner
gehen einfach und auf Schlag an, nur weil eine Übertragung stattfindet, und die
Spracherkennung läuft auch fehlerfrei ab – jedem auch nur halbwegs mit PC, oder
Mac, wie in diesem Fall, vertrauten Zuschauer stehen angesichts dieser Szenen
die Haare zu Berge. Die jungen und meist unbekannten Darsteller, allen voran Silke Hornillos Klein, liefern eine bessere Leistung ab, als es auf den ersten
Blick den Anschein hat. So fällt auch die etwas stereotype Darstellung nicht zu
stark ins Gewicht, und den Figuren wird außerdem eine gewisse Tiefe verliehen.
Die Bilder werden passender weise von passenden Metal Klängen unterstützt, sofern
diese nicht von den Klimpereien der Tunos unterbrochen werden. Was die
Blutigkeit angeht, so ist die FSK 18 Freigabe nicht vollkommen nachvollziehbar,
da es zwar einige Szenen mit spritzendem Lebenssaft gibt, aber nur selten auf
die Wunde draufgehalten wird. Das nicht auf Hollywoodniveau befindliche Budget
merkt man lediglich an den partiell nicht so glaubhaft umgesetzten
Feuereffekten, an Stellen, bei denen es künstlich eingefügt werden musste.
Insgesamt gesehen bekommt der Horror und Slasher Freund einen grundsoliden
Genrebeitrag, der sich vor allem durch einen guten, mit der Suche nach dem
Mörder erzeugten, Spannungsbogen hervorhebt.
Bildlich
sieht es bei dieser Veröffentlichung von Anolis Entertainment eigentlich
recht gut aus, und bis auf ab und zu auftauchenden Schmutz auf dem Master und
in dunklen Bereichen auftauchendes stehendes Rauschen gibt es eigentlich nichts
zu beanstanden. Nicht ganz so positiv sieht es bei dem Ton aus, was allerdings
an der günstigen deutschen Synchronisation liegt, die gerade in den ersten
Minuten eher abschreckend wirkt, indes insgesamt besser als seinerzeit bei Angel of the Night. Ansonsten zeigt sich die 5.1 Spur recht dynamisch, wenn
sie auch selten wirklich vom Film für Effekte genutzt wird. Wenn man in dem
schön gestalteten Menü derweil auf die Extras wechselt, wird für einiges
entschädigt. Das Interview mit dem Regisseur Vincente J. Martin wird
zwar jeden Beobachter, der nicht der spanischen Sprache mächtig ist, zur
Verzweiflung bringen, da die Antworten nicht untertitelt werden, sondern die
Interviewpartnerin im Nachhinein in gebrochenem Deutsch eine Zusammenfassung
gibt. Doch dafür gibt es im Interview mit Silke und Patxi Freytez sowie vor allem im Making Of, in welchem jeder Beteiligte
des Films zu Wort kommt, und alle Aspekte einmal angesprochen werden, etliches
essentielles. Außerdem sind noch ein Trailer, ein Teaser und zwei TV-Spots auf
die Scheibe gebracht worden. Das beigelegte Booklet (wieder einmal ein Lob an Anolis, die an dieser Tradition festhalten!) mit einem kleinen
Text von Vincente J.
Martin zeigt außerdem noch, dass der gemütlich
aussehende Regisseur eine niedliche Art von Humor besitzt.
Prädikat: Spannender
und unterhaltsamer Horror aus spanischen Landen – mit nicht so guter deutscher
Synchro !!!
© Heiko Henning
25.8.2003