Originaltitel: Dahmer Alternativtitel: The Mind Is a Place of
Its Own
Darsteller: Jeremy Renner
(Jeffrey Dahmer), Bruce Davison (Lionel Dahmer), Artel Kayàru (Rodney), Matt
Newton (Lance Bell), Dion Basco (Khamtay), Kate Williamson (Grandma), Christina
Payano (Letitia), Tom'ya Bowden (Shawna), Sean Blakemore (Corliss), Mickey
Swenson (Officer Phillips), Julius Branca (Officer Powell), Pierson Blaetz
(Officer Martin), Vincent Zangari (Ohio Officer), Xavier Lawrence (junger Mann
in Bar), David Manis (Shop Steward), Lily Knight (Mutter), Steve Keyes (neuer
Kerl), Daniel McInerney (Barkeeper), Archie Howard als Archie J. Howard II
(Springer No. 1), Damian Forester (Springer No. 2), Christopher Louis (Leichnam),
Beau Clark (Party Kid)
Produktion: Larry Rattner Ausführende Produktion: Leonard
Shapiro, Tim Swain
Regie: David Jacobson
Drehbuch: David Jacobson, David
Birke
Kamera: Chris Manley
Musik: Christina Agamanolis,
Marianna Bernoski, Willow Williamson
Schnitt: Bipasha Shom
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: 2002 e-m-s 22.4.2003 USA 2002
97:47
Minuten (+ Zusatzmaterial: Originaltrailer 2:10; Biografie Jeffrey Lionel
Dahmer 7 Seiten; Bildergalerie 1:13), 20 Kapitel
Widescreen
1,77:1 anamorph
Deutsch
Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0, Deutsch Dolby Digital 5.1;
Untertitel: ---
Ländercode:
2 DVD-9 FSK 18
Der
unauffällige Jeffrey
Dahmer arbeitet in einer Schokoladenfabrik,
und wird von seinen Kollegen als freundlich und zuvorkommend geschätzt. In
seiner Freizeit versucht er, wo nur möglich, junge und jugendliche Männer
kennen zulernen, welche er dann mit zu sich nimmt. Dort angekommen flößt er
ihnen in einem Drink Betäubungsmittel ein, um sie in einen komatösen Zustand zu
versetzen. Erst dann kann er sich an ihnen vergehen und seine Triebe ausleben –
wie es beim ersten Mal in seiner Kindheit war. Um den warmen Körper länger bei
sich zu haben, bohrt er ein Loch in den Schädel, damit das Leben nur langsam
aus ihm weicht. Doch langsam wird er unachtsamer – wie damals, als er in der
Bar für Homosexuelle die Drogen mitten auf der Tanzfläche in den Drink gemischt
hatte...
Wer
einen Horrorfilm oder Psychothriller erwartet, wird enttäuscht werden, denn was
David Jacobson hier – nach eigener Vorlage – gedreht hat, ist vor allem
die Studie eines kranken Geistes. In ruhigen Bildern schildert der Regisseur
Szenen aus dem Leben des Serienkillers, der nach dem Mord an 17 Opfern
gefasst und zu 957 Jahren Haft verurteilt wurde. Dabei entwickelt Jacobson um die Fakten seine eigene Sicht der Dinge, und zeigt zunächst
einen scheinbar eiskalten Killer, der einen Menschen unter Drogen setzt, und
ihn so zu seiner willenlosen Puppe macht. Zwischendurch gibt es Rückblenden,
die immer weiter in die Vergangenheit des jugendlichen Dahmer gehen, und zeigen, in welch gefühlskalter Umgebung er aufgewachsen
ist. Die Trennung seiner Eltern, und deren distanziertes Verhalten lassen ihn
alleine mit seinen Gefühlen, so dass er einen eigenen Weg finden muss, ein
Ventil zu finden. Seine homosexuelle Veranlagung führt bereits früh zum
Überschreiten der Grenze, als der mit nach Hause genommene, offensichtlich heterosexuelle,
Junge nichts von seinen Annäherungsversuchen wissen will. Seine sexuelle
Neigung und deren Auswüchse sind auch die Hauptthemen des Films, und es
scheint, als wäre der Regisseur der Meinung, die Gräueltaten hätten dort ihren
Ursprung. Doch später zeigt sich ein anderes Bild, als eines der Opfer, für
seine Verhältnisse, sehr liebevoll Dahmer die Zuneigung gesteht, zu
der dieser selbst nicht fähig ist. Es wird kein Versuch der Entschuldigung
unternommen, sondern einfach gezeigt, mit welcher Sicht der Kranke denkt. Auch
die Gradwanderung zwischen Verständnis für die Taten des ungeliebten Jungen und
der Abstoßung angesichts des Verbrechens, welches er begeht, gelingt recht gut.
Was dem Film allerdings fehlt, ist ein Spannungsbogen, denn außer den
Spannungen zwischen den Personen gibt es nichts, was im Handlungsverlauf gewisse
Erwartungen fördert. Die Hauptfigur ist einfach nur immer auf der Suche nach
einem neuen Opfer, um es dann für seine perversen Gelüste zu missbrauchen. Eine
Einbeziehung der kannibalistischen Aspekte des Vorbildes wäre sicherlich nicht
schlecht gewesen, da dies zumindest einen weiteren Gesichtspunkt eingebracht
hätte. Dabei hätte auch die recht unblutige Art beibehalten und auf unnötige
Blutschlachten verzichtet werden können, doch es wäre Abwechslung und mehr
Authentizität enthalten. Schauspielerisch fällt natürlich vor allem Jeremy Renner in der Rolle des Jeffrey Dahmer auf, die er
souverän in ihrer verstörenden Weise umzusetzen versteht. Sehr gut zu seinem
Spiel passend ist auch stellenweise die musikalische Untermalung, die extra für
diese Szene geschrieben scheint.
Das
Bild der DVD ist sauber und bietet nur an wenigen Punkten, wie teils mangelnder
Schärfe oder Farbigkeit, Grund zur Kritik – allerdings wirkt die Kompression
nicht optimal. Der deutsche 5.1 Upmix ist mit druckvollem Bass versehen, doch
wirklich räumlicher Klang will nur selten aufkommen und das meiste kommt aus
dem Center, was allerdings mangels actionreicher Szenen zu verschmerzen ist. Die
deutsche und englische 2.0 Spur sing grundsolide – allerdings stören das nicht
Vorhandensein von deutschen Untertiteln. An Zusatzmaterial gibt es lediglich
einen Originaltrailer, die ganz nette, aber nicht essentielle Biografie von Jeffrey Lionel Dahmer und eine Bildergalerie zum Film.
Prädikat: Ruhiger
(teils sogar zu ruhig!) Film mit einem Einblick in das verstörende Leben des
Massenmörders !!!
© Heiko Henning
27.8.2003