Gacy

Originaltitel: The Crawl Space   Alternativtitel: Gacy: Freund. Nachbar. Killer.

Darsteller: Mark Holton (John Wayne Gacy, Junior), Charlie Weber (Tom Kovacs), Glenn Morshower (Ted Boyle), Allison Lange (Gretchen), Edith Jefferson (Mutter von Gacy), Joleen Lutz (Carol Gacy), Kenny Schwartz (Dave), Jeremy Lelliott (Stevie), Joseph Sikora (Roger), Joe Roncetti (Peter), Matt Farnsworth (Stu), Oren Skoog (Johnny), Tom Waldman (Hal), Adam Baldwin (John Gacy, Senior), Scott Allen Henry (junger John Gacy), Dorian Ray (Tony), Eddie Adams (Duane), Doran Ray (Tony), Larry Hankin (Eddie Bloom), Rick Dean (Ray), Jessica Schatz (Julie Boyle), Mickey Swenson (Detective Ritzik), Dan Bell (Detective Dunne), John Laughlin (Detective Kay), Steve Abbot (Detetective Wolf), David Manis (Officer Bucholtz), Joe Goodrich (Tankstellenwart), John Horn (Fred Getz), Tina Preston (Meg Getz), Shadi Dwait (Mr. Pasolini), Jessica Hanamoto (Tammy Gacy), Grace Hanamoto (April Gacy), Pollyanna Jacobs (Mrs. Pasolini)

Produktionsfirma: DEJ Productions, Peninsula Films, Beartooth

Produktion: Larry Rattner, Tim Swain

Regie: Clive Saunders

Drehbuch: David Birke, Clive Saunders

Kamera: Kristian Bernier

Musik: Mark Fontana, Erik Godal, Kevin Kiner (Song)

Schnitt: Jeff Orgill, Chryss Terry

Verleih: e-m-s

Erstaufführung: 2003   e-m-s 6.11.2003   USA 2003

84:46 Minuten (+ Zusatzmaterial: Originaltrailer: deutsch 1:31, englisch 1:31; John Wayne Gacy: Biographie 7 Seiten, Bildergalerie 2:59; Filmographien M. Holton 2 Seiten, G. Morshower 4 Seiten, J. Laughlin 3 Seiten; Bilder vom Set 3:05)   18 Kapitel

Widescreen 1,78:1 anamorph

Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0, Deutsch Dolby Digital 5.1; Untertitel: ---

Ländercode: 2   DVD-9   FSK: Keine Jugendfreigabe

John Wayne Gacy, hatte in seiner Jugend stark unter seinem tyrannischen und sadistischen Vater John Gacy, Senior zu leiden. Doch nach seinem zweiten Versuch eines geregelten Lebens gelingt ihm 1976 in Des Planes, Illinois der Durchbruch als Bauunternehmer. Von jedem geachtet hat er seine eigene kleine Welt aufgebaut, in welcher er sogar als „Pogo der Clown“ kleinen Kindern auf Geburtstagsfeiern eine Freude bereitete. Nur Kleinigkeiten trüben das Gesamtbild, denn die Nachbarn beschweren sich immer wieder über den bestialischen Gestank und das Ungeziefer, welches aus dem Zwischenboden seines Hauses strömt. Als neben den bei Gacy angestellten ungelernten Arbeitskräften auch noch ein Junge verschwindet, der anscheinend dem Unternehmer sein Auto angeboten hatte, beginnt die Polizei aufmerksamer zu werden. Doch sie haben keinerlei Beweise gegen den beliebten Bürger, und so verschwinden immer mehr junge Männer, bis Gacy langsam übermütig und unvorsichtig wird...

Der bis dahin fast völlig unbekannte Regisseur und Mitdrehbuchautor Clive Saunders schafft es mit seinem zweiten Full Feature Film Gacy, sich mit wenigen, dafür aber gut eingesetzten, Mitteln einen Namen zu machen. Sein Ansatz für die Verfilmung des Lebens eines Serienmörders ist dabei weniger dokumentarisch, als es bei einigen anderen Vertretern des Genres wie beispielsweise Dahmer und Ed Gein. Irgendwo zwischen gewalttätigem Thriller und Tragödie wird dann allerdings dem Zuschauer auch immer wieder erschreckend klar, dass die Taten auf wahren Begebenheiten beruhen. Mark Holton verkörpert die Rolle der gespaltenen Persönlichkeit sehr plastisch, ohne die üblichen Klischeebeladenen Floskeln, einfach glaubhaft. Dabei spielt er gegen eine Inszenierung an, die das Geschehen auf fiktionaler Ebene ansetzt, was den authentischen Charakter sichtbar bremst. Diese Mischung zeigt allerdings ihren ganz eigenen Reiz, da der Zuschauer sich zwischen beiden Gesichtspunkten – Realität und Fiktion – hin und her bewegt, was das grausame Geschehen einfacher erträglich gestaltet. Hinzu kommt, dass die Opfer selbst nicht genauer vorgestellt werden, und so keine Sympathien erzeugt werden, zumal bei einigen von ihnen noch darauf hingewiesen wird, wie wenig sie selbst Unschuldslämmer sind. Was betrachtet wird, ist die Tat, nicht einmal der Hintergrund, warum es dazu kommt, sondern einfach nur die Morde selbst, was erstaunlich wertfrei geschieht. Dabei geht es nicht so blutig, wie in einem Splatterfilm zu, aber es fließt doch erstaunlich viel Blut für die gezeigte Gewalt, die vor allem auf psychischer Ebene ansetzt. Anhand der gut ins rechte Licht gerückten Ahnungslosigkeit der Umgebenden Personen zeichnet sich ein erstaunlich offenes Bild einer Gesellschaft, die ihre eigenen Psychopathen nicht nur züchtet, sondern auch noch in gewissem Maße ignoriert. Der wirkliche „Freund. Nachbar. Killer.“ wie die Werbezeile mal recht treffend zusammenfasst, war sicherlich ein etwas anderer Zeitgenosse – bereits im Vorspann wird darauf hingewiesen, dass seine Geschichte für den Film bei manchen Gegebenheiten verändert wurden. Der am 17.3.1942 in Chicago, Illinois geborene John Wayne Gacy hatte keine besonders behütete Kindheit, denn sein jähzorniger und alkoholabhängiger Vater tyrannisierte ihn und seine beiden Schwestern. Die strenge Disziplinierung, die er hier erdulden musste, schlug sich bereits auf seine schulischen Leistungen nieder, weshalb er auch keinen Abschluss bekam. Nachdem er sich zunächst in Las Vegas und dann in Chicago mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen hatte, heiratete er mit zweiundzwanzig und alles schien in Ordnung. Harte Arbeit und zwei Kinder schienen die Grundsteine für ein glückliches Leben zu sein, doch nach vier Jahren Ehe bewahrheiteten sich die Gerüchte, dass Gacy homosexuell veranlagt war, als er wegen Vergewaltigung eines Jungen zu zehn Jahren Zuchthaus verklagt wurde. Wegen außerordentlich guter Führung wurde er bereits nach zwei Jahren wieder auf freien Fuß gesetzt, und ging nun zurück in seine Geburtstadt, in der sein Vater mittlerweile verstorben war. Nachdem er diesen Umstand einigermaßen verkraftet hatte, heiratete er nach zwei weiteren Jahren wieder – seine Frau wusste von seiner Vergangenheit, glaubte jedoch, er habe sich geändert. Drei Jahre ging die Beziehung mehr oder weniger gut, bis sie sich trennten, und aufgrund wieder aufkommender homosexueller Neigungen, ein Jahr später schließlich scheiden ließen. Als kurz darauf ein Junge, der für den Bauunternehmer arbeitet, verschwand, wurde Gacy verdächtigt, doch man konnte ihm nichts nachweisen. Als die Polizei kurz darauf in seiner Abwesenheit sein Haus durchsuchte, fand sie genug belastendes Material, um ihn zu der Aussage zu bringen, dass er angeblich den Jungen in Notwehr erschlagen und in seiner Garage vergraben zu haben. Die grausame Realität waren hingegen 33 Leichen, die nach und nach unter seinem Haus, in der Umgebung und nahe gelegenen Flüssen gefunden wurden. Im Alter von 36 Jahren wurde der Massenmörder 1978 für die Morde – mit vorangegangenen Misshandlungen und Vergewaltigungen – festgenommen, die er in den letzten sechs Jahren verübt hatte. Zu lebenslanger Haft verurteilt bekam er schlussendlich 1994 mit Gift hingerichtet.

Der dritte Film in der losen Serenmörderreihe bei e-m-s, nach Ed Gein und Dahmer kann der DVD Qualität seiner Vorgänger mehr als das Wasser reichen. Sowohl bei Schärfe und Kontrast, als auch bei den nicht vorhandenen Drop Outs kann das Bild begeistern. Nur an wenigen Stellen des Films kommt dezentes Blockrauschen zum Tragen, welches aber wirklich nur für wenige Augenblicke bemerkbar ist. Ansonsten gibt es hier fast schon optimale Werte – die farbliche Wiedergabe ist ebenfalls optimal, obwohl sie etwas verwaschen wirkt, da dies beim Dreh als Stilmittel verwendet wurde. Die Tonspuren sind allesamt relativ gut ausgefallen, und wo bei der englischen die Stimmen noch etwas dumpf daherkommen, wird in der deutschen besseres geboten. Noch besser ist sogar die 5.1 Spur, die alleine schon aufgrund des Originals kein echtes Surround bieten kann, in der vorliegenden Fassung diesen Umstand jedoch gut meistert. Da es bei dem alles andere als Actionreichen Film gibt es nur wenige passende Momente für räumlichen Klang, und fast alle wurden mit Leben gefüllt, und sei es nur mit Umgebungsgeräuschen. Bei den Extras sieht es eigentlich auch nicht schlecht aus, denn neben Originaltrailer in deutsch und englisch gibt es Texttafeln mit weiteren Informationen zu John Wayne Gacy himself, Mark Holton, Glenn Morshower und John Laughlin sowie Bilden vom Set. Bei der schriftlichen Umsetzung der Biographie von Gacy hätte man sich bestimmt etwas mehr Mühe geben können, doch insgesamt ist alles recht informativ. Was noch ganz nett gewesen wäre, wäre ein Making Of oder der Audiokommentar, welcher auf der amerikanischen DVD (welche allerdings nur ein Vollbild zu bieten hatte!) enthalten war. In Szene gesetzt wird alles von einem schön animierten und adäquaten Menü. Entgegen der teils verbreiteten Meldung, diese DVD beinhalte eine massiv beschnittene Version des Films, ist das Sehvergnügen durch keine Schnitte getrübt!

Prädikat:       Unterhaltsamer und teils schockierender Film – auf einer sehr gut gemachten Scheibe !!!

© Heiko Henning

28.12.2003