Originaltitel: The Abominable Snowman Alternativtitel: The Abominable
Snowman of the Himalayas, Das Geheimnis des Himalaja, Yeti, der Schneemensch
Darsteller: Forrest Tucker (Dr.
Tom Friend), Peter Cushing (Dr. John Rollason), Maureen Connell (Helen
Rollason), Richard Wattis (Peter Fox), Robert Brown (Ed Shelley), Michael Brill
(Andrew McNee), Wolfe Morris (Kusang), Arnold Marlé (Lama), Anthony Chinn
(Majordomo), Fred Johnson (Yeti – uncredited)
Produktionsfirma: Seven Arts –
Hammer
Produktion: Aubrey Baring
Regie: Val Guest
Drehbuch: Nigel Kneale, Val Guest
(uncredited) Vorlage: Nigel Kneale „The Creature“
Kamera: Arthur Grant
Musik: Humphrey Searle
Schnitt: Bill Lenny
Verleih: Twentieth Century Fox
Erstaufführung: Anolis Entertainment 24.4.2003 Großbritannien 1957
86:18
Minuten (+ Zusatzmaterial: Trailer 1:41; Bildergalerie 2:44; Illustrierte
Film-Bühne 0:49; Das neue Film Programm 1:07; DVD Credits), 15 Kapitel
Widescreen
2,35:1 anamorph
Deutsch
Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0, Audiokommentar Val Guest &
Nigel Kneale Englisch Dolby Digital 2.0; Untertitel: deutsch, deutsch
Audiokommentar
Ländercode:
2 DVD-9 4 Seiten Booklet FSK 12
Am
Fuße des Himalajas erforscht Dr. John Rollason zusammen mit seiner
Frau Helen und seinem Kollegen Peter Fox als Gast eines Klosters
die hiesige Flora. Als Rollason
plant, mit dem Geschäftsmann Tom Friend die Höhen des Berges nach einem geheimnisvollen Wesen, dem
Yeti, zu durchsuchen, warnt ihn der Lama der Mönche, nicht auf diese Expedition
zu gehen. Gefahr würde ihn erwarten, und sollte er sich trotzdem entschließen, in
die unwirtliche Schneelandschaft aufzubrechen, sollte er nie vergessen, dass
die Menschheit nicht zwingend die Krone der Schöpfung ist. Nach einigen
Strapazen geht Tom
Friend und seinem an Waffen und Fallen
begeisterten Freund ein unbekanntes Tier in die Falle, welches sich jedoch als
regionaler Affe herausstellt. Dieser wird kurz darauf von einem äußerst kräftigen
Wesen befreit, welches die beiden Waffennarren erlegen, und als Lockmittel für
dessen Artgenossen benutzen wollen, was endgültig den friedlichen Forscher Rollason gegen sie auf. Doch auch er kann sie nicht davon abhalten,
und so geht die Gruppe von fünf Menschen direkt ihrem Untergang entgegen...
Nigel Kneale schrieb mit seiner
Geschichte The
abominable snowman eine faszinierende, mit
zeitlosen Ideen gespickte, Geschichte um einen – auch heute noch – filmisch
weniger beachteten Mythos. Der später durch seine Quatermass Geschichten bekannt gewordene Autor lieferte damit den
Stoff für die 1955 live im Fernsehen unter dem Titel The Creature gezeigte Geschichte. Darin waren ebenfalls Peter Cushing, Wolfe
Morris und Arnold Marlé ihren
jetzigen Rollen zu sehen – für den Charakter des Tom Friend wählte Hammer allerdings mit Blick auf den amerikanischen Markt den aus
Western bekannten Forrest
Tucker, statt auf Stanley Baker zurückzugreifen. Die Vorlage wurde von dem ehemaligen
Journalisten Val Guest, der sicherlich auch wegen seines leicht dokumentarischen
Stils für die Regie gewählt wurde, etwas gestrafft, mit einem anderen Ende
versehen. Darüber war Nigel
Kneale alles andere als glücklich, da er seine
Geschichte als verunstaltet ansah. Trotzdem kam der Kinofilm sowohl bei den
Kritikern, als auch beim Publikum sehr gut an, was unter anderem auch daran
gelegen haben dürfte, dass kurz zuvor eine ernstzunehmende Expedition mit Sir Edmund Hillary unternommen wurde, um nach Beweisen für die Existenz dieses
Wesens zu finden. Der in schwarz/weiß gedrehte Film hätte allerdings auch für
sich gesehen vollends überzeugen können, denn alleine die Aufnahmen der
schneebedeckten Landschaft verstehen es, das Auge des Betrachters zu
verzaubern. Zwar wirkt das Ganze bei den Kamerafahrten – für die unter anderem Arthur Grant verantwortlich war, der bereits bei Vengeance of She diesen Posten innehatte – über die schneebedeckte
Landschaft ein wenig wie ein Kammerspiel, was eine sehr heimelige Atmosphäre
schafft. Das mag auch unter anderem an der Tatsache begründet sein, dass ein
Großteil der Aufnahmen, vor allem die mit den Darstellern, in den Pinewood Studios entstanden sind – umso erheiternder ist die
Tatsache, dass Forrest
Tucker nach dem Dreh gerne erzählte, wie hart
der Dreh in den Pyrenäen
war, obwohl er zu der Zeit nie dort war. Das
Set dort ist erstaunlich, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Bauten
des von Production Designer Bernard Robinson tibetischen
Dorfes später in einigen Fu Manchu Filmen Verwendung
fanden. Die Aufnahmen aus den französischen Pyrenäen und der Schweiz mit Doubles für die Schauspieler, welche innerhalb von zehn
Tagen entstanden, fügen sich erstaunlich nahtlos dazwischen ein und es bietet
sich ein angenehm homogenes Gesamtbild. In dieses ruhige Ambiente werden nur
wenige Horrormomente eingebettet, die aus meist unblutigen Szenen bestehen, in
denen das eine oder andere Monster eine Bedrohung ausübt. Der angenehme Schauer
entsteht fast ausschließlich durch die schleichend von hinten packende
Atmosphäre, welche mit einer zwischen Wissenschaft und Profitgier zerrissenen
Gruppe mitten in einer lebensfeindlichen abgeschlossenen Umgebung archetypische
Ängste schürt. Von den Yeti bekommt man nur einzelne Körperteile zu sehen, was
geschickt von Regisseur dazu genutzt wird, Schauer zu erzeugen, besser als es
damalige Creature Effects hätten erreichen können. Da trübt auch der
sprichwörtlich erhobene Zeigefinger angesichts der menschlichen Ignoranz
anderen Lebensformen gegenüber nicht wirklich den Sehgenuss. Eine Klasse für
sich sind selbstredend die Darsteller – allen voran natürlich Peter Cushing, der noch während der Nachbearbeitung von Frankensteins Fluch hier vor der Kamera stand. Was vor allem an seiner
Darstellung des ein wenig naiven Botanikers auffällt, ist seine Freude an
Details, mit denen er die Figur enorm plastisch ausfallen lässt. Seine verbalen
und auch physischen Auseinandersetzungen mit Forrest Tucker können
nicht darüber hinwegtäuschen, dass die beiden beim Dreh einigen Spaß hatten. Als
Hauptdarsteller bleibt Tucker
ein wenig hinter dem Aushängeschild von Hammer Films zurück. Doch dieser subjektive Eindruck kann auch aus der
Tatsache entstehen, dass er den Bösewicht zu glaubhaft verkörpert. Die Mönche
wurden übrigens von chinesischen Kellnern gespielt, die unter der Anleitung von
hiesigen Helfern eine passende Vorstellung abliefert.
Das
schwarz/weiße Bild ist, vor allem für ein Original, das fast ein halbes
Jahrhundert alt ist, erstaunlich gut und arm an Defekten. Die Schärfe ist bis
auf wenige Momente optimal und nur etwas Rauschen trübt das Schneevergnügen
partiell. Der Ton ist ebenfalls sehr gut, wenn auch in der Originalspur ein
wenig dumpf ist. Bei der deutschen Synchro gibt es hingegen an ein bis zwei
Stellen einen zerknautschten Ton und man muss sich mit einer anderen Synchronstimme
von Peter Cushing anfreunden. Im Zusatzmaterial ist dieses Mal keine World of Hammer Dokumentation enthalten, und so wirkt es insgesamt etwas
mager. Zu dem üblichen Mix aus Trailer und Bildergalerie gibt es die Abgefilmten
Hefte „Illustrierte Film-Bühne“ und „Das neue Film Programm“ sowie den DVD
Credits (eine schöne und fast in Vergessenheit geratene Angewohnheit). Die
Besonderheit der DVD ist allerdings der Audiokommentar vom Regisseur Val Guest und dem Drehbuchautor Nigel Kneale, die etliche essentielle
Anekdoten zum Filmdreh kundzutun haben. Alles Drumherum wird angesprochen, und
es wird an etlichen Stellen erklärt, warum bestimmte Dinge entsprechend
umgesetzt wurden. Vor allem lässt sich aber auch erkennen, dass sich die beiden
Sprecher, die ihre Kommentare offensichtlich unabhängig voneinander abgegeben
haben, angesichts gewisser kreativer Differenzen nach dem Projekt nicht
wirklich grün waren.
Prädikat: Ein
stiller, nichtsdestoweniger packender Vertreter der intelligenten Suspense – in
wunderschöner DVD Aufmachung !!!
© Heiko Henning
14.11.2003