Originaltitel: The Quatermass Xperiment Alternativtitel: The Creeping Unknown; The Quatermass Experiment; Shock; Schock
Darsteller: Brian Donlevy (Prof. Bernard Quatermass), Jack Warner (Inspektor Lomax), Margia Dean (Mrs. Judith Carroon), Thora Hird (Rosemary „Rosie“ Elizabeth Rigly), Gordon Jackson (BBC TV Produzent), David King-Wood (Dr. Gordon Briscoe), Harold Lang (Christie), Lionel Jeffries (Blake), Sam Kydd (Police Sergeant) Richard Wordsworth (Victor Carroon), Jane Aird (Mrs. Lomax – uncredited), Margaret Anderson (Maggie – uncredited), Jane Asher (kleines Mädchen – uncredited), Harry Brunsing (Nachtportier – uncredited), Eric Corrie (Maggies Freund – uncredited), Edward Dane (Station Polizist – uncredited), Gron Davies (Charles Green – uncredited), Basil Dignam (Sir Lionel Dean – uncredited), James Drake (Sound Techniker – uncredited), Mollie Glessing (Mutter im Zoo – uncredited), Michael Godfrey (unfallseitiger Feuerwehrmann uncredited), Donald Gray (TV Kommentator – uncredited), Arthur Gross (TV Abteilungschef – uncredited), Ernest Hare (unfallseitiger Feuerwehrchef – uncredited), Betty Impey (Central Clinic Krankenschwester – uncredited), Fred Johnson (Inspektor – uncredited), Maurice Kaufmann (Marsh – uncredited), John Kerr (Filmlabor Techniker – uncredited), Henry B. Longhurst (George – uncredited), Arthur Lovegrove (Sgt. Bromley – uncredited), Barry Lowe (Tucker – uncredited), Mayne Lynton (Zoo Superintendent – uncredited), Bartlett Mullins (Zoowärter – uncredited), Frank Phillips (BBC Moderator – uncredited), George Roderick (städtischer Polizist – uncredited), John Stirling (Major auf Unfallseite uncredited), Marianne Stone (Central Clinic Krankenschwester – uncredited), Toke Townley (Chemiker – uncredited), Stanley Van Beers (Dr. Ludwig Reichenheim – uncredited), John Wynn (Det. Sgt. Best – uncredited)
Produktionsfirma: Seven Arts – Hammer
Produktion: Anthony Hinds, Robert L. Lippert
Regie: Valmont Guest als Val Guest
Drehbuch: Richard H. Landau (als Richard Landau), Val Guest Vorlage: Nigel Kneale
Kamera: Walter J. Harvey als Walter Harvey
Musik: James Bernard
Schnitt: James Needs
Spezialeffekte: Les Bowie
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: 26.8.1955 Anolis Entertainment 18.9.2003 Großbritannien 1955
78:25 Minuten (+ Zusatzmaterial: World of Hammer „Science Fiction“ 24:40; Interview mit Val Guest 35:10; US Trailer 2:09; Bildergalerie 3:16; Filmprogramm 1 1:41; Filmprogramm 2 1:00; Werberatschlag 2:10; Comic 13:07; DVD Credits), 16 Kapitel
Fullscreen 4:3
Deutsch TV Synchro Dolby Digital 2.0, Deutsch Kino Synchro 1956 Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9 8 Seiten Booklet FSK 12
Unter der Leitung von Professor Quatermass wird innerhalb eines geheimen Projektes ein Raumschiff in die Erdumgebenden Schichten geschickt. Alles verläuft völlig normal, bis der Kontakt zur Bodenstation abreißt, und das Schiff scheinbar unkontrolliert abstürzt. An der Unfallstelle angekommen steht der Forscher vor der Wahl, das Leben der drei Insassen zu gefährden, indem er die Kapsel zu früh öffnet, und durch die große Hitze ein Feuer entsteht, oder zunächst das Geschoß herunterzukühlen, auf die Gefahr hin, dass die Menschen bis dahin bei lebendigem Leibe gegrillt werden. Aufgrund von Lebenszeichen lässt Quatermass das Raumschiff vorzeitig öffnen, findet jedoch nur noch einen Pilot – die anderen beiden Raumanzüge sind vollkommen leer. Der überlebende Victor Carroon ist vollkommen katatonisch und wird nach kurzen militärischen Untersuchungen in ein Krankenhaus gebracht, woraus ihn seine Frau „befreit“. Es zeigt sich allerdings, dass er keinesfalls unbeschadet aus dem Raum entkommen ist, denn sein Körper beginnt sich zu verändern. Eine fremde Lebensform scheint ihn als Wirt übernommen zu haben, um langsam aber sicher alles Lebendige um ihn herum zu absorbieren...
Anfang der fünfziger Jahre war Hammer Films damit beschäftigt, kostengünstige Krimikost zu drehen, die meist für den amerikanischen Markt bestimmt war. Anthony Hinds, Seineszeichens sowohl Produzent für, als auch Teilhaber von Hammer, stieß während der Suche nach neuen Möglichkeiten auf den im Juli 1953 ausgestrahlte sechsteilige TV Serie The Quatermass Experiment. Bereits nach der Hälfte der Episoden war Hinds so begeistert, dass er sofort zur BBC rannte, und sich die Filmrechte sicherte. Bei diesem Deal ging der Autor der Serie, Nigel Kneale, komplett leer aus, da er das Script als Angestellter von BBC verfasst hatte. Bereits im nächsten Jahr legte Anthony Hinds dem durch Zufall zu Hammer gestoßenen Valmont Guest die Drehbücher der BBC Serie nach dessen Dreharbeiten zu Robin Hood – der rote Rächer in den Urlaub mit. Doch der Regisseur wollte weder mit Horror, und erst recht mit Science Fiction nichts zu tun haben. Nur seiner Frau – die ihm vorwarf zu hochnäsig zu reagieren – ist es zu verdanken, dass er die Scripte doch noch las. Wider erwarten war er schlichtweg begeistert, willigte allerdings nur unter der Prämisse ein, dem ganzen einen eigenen, dokumentarischen Grundton zu verleihen, der durch das Verwenden von Schwarzweiß Film noch verstärkt wurde. Richard H. Landau verfasste darauf ein gestrafftes Drehbuch, welches von Guest seinen Vorstellungen entsprechend angepasst wurde. Dabei wurden drei Stunden Stoff auf anderthalb zusammengekürzt und der tiefschürfenderen Gedanken beraubt, was den ohnehin schon sehr säuerlichen Nigel Kneale vollends auf die Palme brachte, zumal er zu keiner Zeit in das Projekt involviert wurde. Der Boden des sprichwörtlichen Fasses wurde für ihn allerdings ausgeschlagen, als er den Hauptdarsteller Brian Donlevy sah. Der in Amerika als Filmschurke bekannte Alkoholiker entsprach nicht in einem Punkt der Figur, die er erdacht hatte. Anstatt einem nachdenklichen und von Selbstzweifeln zerfressenen Genie bekommt man eher einen herrischen, selbstgerechten Haudegen, dem es scheinbar völlig egal ist, was aus seinen Untergebenen wird. Sieht man den Darsteller allerdings in der Rolle, die ihm sein Script vorschrieb ist sein Spiel recht überzeugend. Die eigentliche Hauptperson verkörpert allerdings Richard Woodsworth, der komplett ohne Sprache eine beeindruckende Leistung erbringt. Seine Mimik alleine vollbringt deutlich mehr auszudrücken, als es sein Kollege „mit ganzem Körpereinsatz“ schafft. Selbst in den klar an Frankenstein angelehnten Szenen mit einem kleinen Mädchen erweist er sich der Vorlage würdig, was es umso verwunderlicher macht, dass dies seine einzige große Rolle blieb. Zwei weitere für den Erfolg wichtige Ingredienzien sind sowohl die saubere Kameraarbeit von Walter J. Harvey und der äußerst gute Genre Score von James Bernard, der auch fortan große Erfolge für sich verbuchen konnte. Die Effekte der Verwandlung und der schlussendlichen Kreatur mögen aus heutiger Sicht eher zum Schmunzeln anregen, stellten damals jedoch, gerade gegenüber denen der TV Version, bei welcher teilweise sogar Nigel Kneale selbst mit einem benähten Gummihandschuh die tragische Figur spielte, fast schon bahnbrechend. Obwohl das Budget des Kinofilms auch nur „lächerliche“ 42.000 Pfund betrug, wurden hierfür drei verschiedene Modelle aus Flüssiggummi und im Schlachthof gekaufte Innereien hergestellt, und durch die Wahl der Materialien konnte das Modell zudem sehr gut Mithilfe von elastischen Bändern zu bewegen, so konnte das Monster selbst schön schleimig und unheimlich realisiert werden. Da verwundert auch die Meldung vom Variety nicht wirklich, wo man 1956 lesen konnte, dass ein 9jähriger bei einem Kinobesuch vor Angst gestorben sei. Das ist heutzutage völlig unwahrscheinlich, da auf plakative Darstellung von Gewalt und exzessive Effekte verzichtet wurde, was sich auch in der Tatsache widerspiegelt, dass der Film damals ein „X-Rating“ (ab 16 Jahren) bekam, welches auch für das Umbenennen in The Quatermass Xperiment verantwortlich war. Stattdessen wird das Augenmerk auf den soliden Aufbau von Spannung gelenkt, was sich auch an der Tatsache zeigt, dass die Handlung, anders als bei aktuellen Produktionen, nicht vorhersehbar ist. Bei den Dreharbeiten, die von Mitte Oktober bis Ende Dezember 1954 andauerten, gab es – wie so häufig – einige nette Begebenheiten. Hierbei sticht vor allem der Moment heraus, als ein Techniker der städtischen Energiewerke Val Guest einen Gefallen tat, und einen Schalter im Werk umlegte – allerdings meinte er es dabei wohl zu gut, denn damit legte er kurzzeitig den ganzen Bezirk lahm. In den englischen Kinos lief der Streifen sehr erfolgreich im Doppelprogramm mit Riffifi – in Amerika kam er erst 1956 in die Lichtspielhäuser und lief als Creeping Unknown zusammen mit The Black Sleep. Es sollte der Auftakt der sehr bekannten Quatermass Trilogie und der darauf folgenden TV Miniserie sein – insgesamt einer der größten Erfolge der Hammer Studios. Die ursprüngliche deutsche Kino Synchronisation war nicht gerade das, was man adäquat nennen könnte, und nicht nur Quatermass hieß auf einmal Brown, ganze Szene erscheinen plötzlich in anderem Licht. Doch zum Glück wurde die im Fernsehen ausgestrahlte Version neu synchronisiert, wobei diesmal darauf geachtet wurde, richtig zu übersetzen – allerdings wirkt sie etwas gekünstelt.
Die Bildqualität des Klassikers kann sich mehr als sehen lassen, und bietet sehr gute Werte beim Kontrast. Auch die Schärfe ist fast an jeder Stelle im sehr guten Bereich, und nur an wenigen Stellen gibt es ein paar Unklarheiten. Natürlich gibt es bei dem Schwarzweiß Film, der mittlerweile ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat, auch ein paar Defekte – diese sind jedoch meist sehr klein und stören den Filmgenuss nicht.
Beim Ton gibt es mit beiden deutschen Synchronisationen einen echten Bonbon von Anolis, denn so kann jeder Zuschauer selbst entscheiden, welcher er den Vorzug gibt. Die alte Kinofassung wirkt natürlicher, hat aber genannte Nachteile, wohingegen die neue TV Version ein wenig spitz wirkt. Beide machen einen recht rauscharmen Eindruck und können so auch gegen die englische Spur, die wieder einmal dumpfer, aber dafür aber zwischen Sprache und Effekten ausgewogener wirkt, problemlos bestehen.
Das Zusatzmaterial ist wieder einmal eine wahre Freude, denn hier wurden etliche Perlen zum Film ausgegraben und aufgereiht. Die World of Hammer beschäftigt sich natürlich mit der „Science Fiction“, wobei es wieder einmal eher ein Zusammenschnitt der Hammer Filme aus diesem Genre ist. Äußerst interessant ist hingegen das Interview mit Val Guest, auch wenn einige dort erzählte Anekdoten bereits in dem Zusatzmaterial von Yeti der Schneemensch erwähnt werden. Neben dem US Trailer, einer Bildergalerie gibt es zwei Filmprogramme, einen Werberatschlag sowie einen Comic, die allesamt abgefilmt wurden, wobei zum Lesen direkt auf die jeweiligen Passagen gezoomt wurde.
Das Authoring der DVD scheint diesmal nicht ganz so gut gelungen, wie das der vorherigen Scheiben der Edition – wie so oft trügt jedoch dieser erste Eindruck. Ein Kapitelpunkt ist nicht im Kapitelmenü anwählbar, und auf einigen Playern ist die Restzeit bei manchen Teilen nicht anwählbar. Das liegt allerdings an der besonderen Form, in welcher der Film auf die DVD gebracht ist, der je nach ausgewählter Tonspur einen anderen Vorspann und Abspann liefert. So gibt es bei der von vornherein angewählten TV Synchro und dem Originalton auch originalen Anfang und Ende. Bei der Kinoversion gibt es hingegen deutsche Credits und ein „Ende“ am Schluss – das Ganze wurde ohne erkennbare Unterbrechungen während des Filmes realisiert. Ungeschlagen ist auch wieder einmal das – diesmal auf acht Seiten erweiterte – Booklet, welches wieder mal aus der Feder von Uwe Sommerlad stammt, und enorm viele Fakten zum Gesehenen preisgibt.
Prädikat: Phantastische Unterhaltung mit hohem Spannungsfaktor – in entsprechender DVD Umsetzung !!!
© Heiko Henning
26.1.2004