Originaltitel: Kronos Alternativtitel: Captain Kronos: Vampire Hunter; Vampire Castle
Darsteller: Horst Janson (Captain Kronos), John Carson (Dr. Marcus), Shane Briant (Paul Durward), Caroline Munro (Carla), John Cater (Professor Hieronymos Grost), Lois Daine (Sara Durward), William Hobbs (Lord Hagen Durward), Brian Tully (George Sorell), Robert James (Pointer), Perry Soblosky (Barlow), Paul Greenwood (Giles), Lisa Collings (Vanda Sorell), John Hollis (Barmann), Ian Hendry (Kerro), Wanda Ventham (Lady Durward), Susanna East (Isabella Sorell), Stafford Gordon (Barton Sorell), Elizabeth Dear (Ann Sorell), Joanna Ross (Myra), Neil Seiler (Priester), Olga Anthony (Lilian), Gigi Gurpinar (blindes Mädchen), Peter Davidson (großer Mann), Terence Sewards (Tom), Trevor Lawrence (Deke), Jacqui Cook (Schankmaid), Penny Price (Prostituierte), B. H. Barry (Dorfbewohner -uncredited), Michael Buchanan (Dorfbewohner -uncredited), Linda Cunningham (Jane -uncredited), Julian Holloway (Captain Kronos Stimme -uncredited), Steve James (Dorfbewohner -uncredited), Ian McKay (Dorfbewohner -uncredited), Barry Smith (Dorfbewohner -uncredited), Caroline Villiers (Petra -uncredited), Roger Williams (Dorfbewohner -uncredited)
Produktionsfirma: Seven Arts – Hammer
Produktion: Brian Clemens, Albert Fennell
Regie: Brian Clemens
Drehbuch: Brian Clemens
Kamera: Ian Wilson
Musik: Laurie Johnson
Schnitt: James Needs
Verleih: Twentieth Century Fox
Erstaufführung: 1973 Anolis Entertainment 1.4.2004 Großbritannien 1973
87:16 Minuten (+ Zusatzmaterial: World of Hammer „Vamp“ 24:46; Trailer 2:30; Comic 9:53; Bildergalerie 1:45; DVD-Credits), 15 Kapitel
Widescreen 1,66:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9 8 Seiten Booklet FSK 12
In einem ansonsten verschlafenen Dorf sterben immer mehr junge Mädchen, die einer blitzschnellen Alterung unterliegen, die völlig unerklärlich scheint. Der hiesige Arzt Dr. Marcus ruft seinen Freund Kronos zur Hilfe, der nach seinem Dasein als Captain der britischen Armee nun einer anderen Beschäftigung nachgeht. Da seine Familie von Vampiren in Blutsauger verwandelt wurde, bekämpft er seitdem – zusammen mit seinem buckligen Freund Professor Hieronymos Grost – die Untoten, wo er nur kann. Auch Dr. Marcus scheint es mit derartigen Wesen zu tun zu haben, wenn diese auch nicht das Blut, sondern die Lebensenergie aussaugen und die Taten am helllichten geschehen. Bereits nach kurzer Suche wird klar, dass es sich hier um ein besonderes Exemplar der Gattung handelt, welches nicht so einfach zu bekämpfen sein wird…
Brian Clemens, der zusammen mit seinem Produzentenkollegen Albert Fennell bereits der mittlerweile zum Kultklassiker gewordenen Serie Mit Schirm, Charme und Melone (The Avengers) zu weltweiter Beachtung verhalfen, zeigen auch bei Kronos (so der Originaltitel) sehr ambitionierte Züge. Clemens, unter anderem auch für den für Hammer gedrehten, und mit recht skurrilen Ideen versetzten, Dr. Jekyll und Sister Hyde (Dr. Jekyll and Sister Hyde) verantwortlich, erdachte damals revolutionär neue Ideen zum bereits recht festgelegten Vampirthema. Der eigentliche Hauptakteur ist der Vampirjäger, der zwar den Tod seiner Familie rächt, ansonsten das Ganze eher als Job ansieht, und kein fanatischer Geselle ist, wie es viele Van Helsing Darstellungen hervorheben. Er reitet einfach durch die Lande und hilft denen, die ihn darum bitten, gegen übernatürliche Kreaturen. So war das Ganze eigentlich auch als eine Art Pilotfilm für eine Serie gedacht, in welcher Kronos nicht nur durch die Lande, sondern auch – seinem griechischen Namen entsprechend – durch die „Zeit“ reist, um stets böse Kreaturen jedweder Couleur zu bekämpfen. Was heutzutage dank TV Serien wie Buffy – im Bann der Dämonen und dem Anime Hellsing sowie vor allem Filmen wie Blade alltäglich ist. Doch soweit sollte es leider nicht kommen, denn der Film floppte an den englischen Kassen, und kam dann nur verspätet 1974 im Doppelprogramm mit Frankenstein and the Monster from Hell in den Staaten, wo er ebenfalls keinen Boden gutmachen konnte. In Deutschland, dem Heimatland des Hauptdarstellers Horst Janson, wurde er damals schlussendlich gar nicht veröffentlicht, obwohl dieser gerade mit Bastian in aller Munde war. Doch das Problem lag sicherlich vor allem in fehlender Promotion, wie es mittlerweile im Neudeutsch heißt, liegen, die wiederum in der Aversion des Hammer Oberhauptes Michael Carreras gegenüber Captain Kronos begründet sein dürfte. Fairerweise muss allerdings auch gesagt werden, dass hier etliche, damals noch scheinbar unvereinbare Elemente kombiniert, und die Sehgewohnheiten auf eine harte Probe gestellt wurden. Die Kameraführung von Ian Wilson wirkt, gerade für Hammer Verhältnisse, sehr experimentierfreudig, und bietet einige erstaunliche Momente und Blickwinkel. Neben der Vampir Grundgeschichte, die ihrerseits auch schon mit einem tagsüber agierenden Inkubus ausgeschmückt wurde, kamen Elemente aus Western, Eastern sowie Mantel und Degen Filmen zur Verwendung. Wie ein aus etlichen Italoschinken stammender schweigsamer Reiter zieht Horst Janson durch die Lande. Ein Samuraischwert und Gewandtheit im Kampf lassen Nähe zum fernöstlichen Kino erkennen, welches seinerseits mit dem Anime Vampire Hunter D seinerseits ein Remake der Idee realisierte. Schlussendlich dürfen natürlich auch die Gefechte mit den Vampiren nicht fehlen, die hier gekonnt mit Schwertern in alter Mantel und Degen Tradition ausgefochten werden. Hier liegt ein großer Verdienst ganz klar bei dem Hauptdarsteller Horst Janson, den etliche aus ihrer Kindheit als Horst aus der deutschen Sesamstrasse kennen dürften. Seine Darstellung des unerschrockenen Vampirjägers Kronos offenbart sein Potential und zeigt, warum die englischen Filmemacher mit Recht auf einen deutschen Schauspieler zurückgriffen. Doch nicht nur bei der Verkörperung und den Duellen macht er eine gute Figur – auch bei den Reitszenen kann er sein Talent ausspielen, was ihm sichtlich Spass macht. Ihm zur Seite steht die später unter anderem durch Maniac von William Lustig bekannt gewordene Caroline Munro, die hier allerdings etwas blass in ihrer Verkörperung des weiblichen Parts wirkt. Komplettiert wird die Dreierrunde von dem ein wenig kauzig wirkenden John Cater, der den verkrüppelten Professor Hieronymos Grost mit einer enormen Portion Energie und Ausgelassenheit spielt – damit bringt er auch das nötige Gegengewicht zu dem ruhigen Part seines Partners. Der Humor, Eigenironie und die Tatsache, dass die meiste Handlung sich tagsüber abspielt, lässt wenig Platz für klassisches Gruseln. So ist der Anteil an schaurigen Momenten deutlich niedriger, als es bei den klassisch angelegten Filmen aus der Hammer Schmiede der Fall ist. Für die vergebene FSK 12 geht es allerdings schon etwas blutig zu, was wieder einmal an der dafür zuständigen Instanz zweifeln lässt. Ein großer Teil des Reizes geht schlussendlich jedoch ohnehin von der Frage aus, wer denn nun die Leben aussaugende Kreatur ist – das Verwirrspiel ist dabei sehr gut und offenbart erst kurz vor dem Finale das Geheimnis.
Was das Bild der DVD angeht, so scheint es zunächst alles andere als dem Anolis Standard der bisherigen Hammer Veröffentlichungen zu entsprechen, denn das Bild ist anfangs stark grobkörnig. Doch im bereits nach kurzer Zeit verschwindet dieser Makel und der stets saubere Schärfewert macht zusammen mit dem guten Kontrast einen guten Gesamteindruck. Auch altersbedingte analoge Defekte treten kaum auf und lediglich eine vertikale Linie taucht an wenigen Stellen unvermittelt auf.
Der Ton ist hingegen zu jeder Zeit in einem stabilen Level und leistet sich keine Ausfälle. Das Rauschen ist kaum vernehmbar – Räumlichkeit darf von den Monospuren freilich nicht erwartet werden. Auch die extra für diese DVD von Hermes Synchron erstellte deutsche Tonspur (da er bis hierhin noch nie in deutschen Landen veröffentlicht wurde, gab es bislang noch keine) macht rundherum einen guten professionellen Eindruck, zumal sich sogar Horst Janson selbst synchronisiert hat.
Das Zusatzmaterial beinhaltet Mal wieder eine Folge der World of Hammer – diesmal ist der „Vamp“, also die weibliche Ausführung des Mythos, das Thema. Wirklich Neues gibt es hier nicht zu vermelden, zumal die Filmausschnitte nur wenig kommentiert werden. Ein Trailer, sowie jeweils abgefilmter Comic und Bildergalerie runden das Zusatzpaket ab, welches zumindest für den oberflächlich interessierten Zuschauer Informatives bietet.
Prädikat: Ein damals (zu?) revolutionärer Vampirfilm mit etlichen interessanten Ansätzen – in recht guter DVD Umsetzung !!!
© Heiko Henning
10.5.2004