Impulse

Originaltitel: Impulsos   Alternativtitel: Impulses; Impulse – Der Tod ist die Erlösung

Darsteller: Ana Risueño (Sara), Daniel Freire (Jaime), Walter Moreno (Mario), Miguel García Borda (Junge in Bar), Liz Lobato (Mädchen in Park), Ruth Puebla (Mädchen in Bar), Michaela Brizova (Prostituierte), Paloma Ruiz De Alda (Mädchen in Einkaufszentrum), Ricardo Gõmez (Junge in Einkaufszentrum), Carmen Andrés Utarsun (Double von Sara), Brigitte (Perra), Paloma Berganza (Jazz Gruppe – Gesang), Horacio Icasto (Jazz Gruppe – Piano)

Produktionsfirma: Filmax

Produktion: Julio Fernández

Regie: Miguel Alcantud

Drehbuch: Miguel Alcantud

Kamera: Tote Trenas

Musik: Horacio Icasto

Schnitt: Pablo Blanco

Verleih:

Erstaufführung: 2002   e-m-s 24.6.2004   Spanien 2002

87:44 Minuten (+ Zusatzmaterial: Making Of 20:37; Trailer deutsch 1:23, spanisch 1:25; Teaser 0:12; Bildergalerie 2:30; Produktionsnotizen 12 Seiten), 20 Kapitel

Widescreen 1,85:1

Deutsch Dolby Pro Logic, Spanisch Dolby Pro Logic, Deutsch Dolby Digital 5.1, Spanisch Dolby Digital 5.1; Untertitel: deutsch

Ländercode: 2   DVD-9   FSK 16

Sara ist eine verzweifelte Frau, die hinter der Fassade der jungen Musikerin eigentlich nur ihren eigenen Tod anstrebt, vor dem sie jedoch so viel Angst hat, dass ihr nur das Leben bleibt. Eines Tages beobachtet sie beim Warten auf die U-Bahn, wie ein Mann jemanden aus einem scheinbaren Impuls heraus vor die einfahrende Bahn stößt. Da sie scheinbar die einzige ist, die diese Tat beobachtet hat, läuft sie dem Mann hinterher und wirft ihm ihr Handy ins abfahrende Taxi. Als sie Jaime, so sein Name, kurz darauf anruft, erklärt sie ihm, sie habe die Tat nicht nur gesehen, sondern auch auf Video aufgenommen. Wie sich schnell herausstellt, war dies nicht die erste Tat des ansonsten als ruhiger Nachbar und fähiger Grundschullehrer bekannten Jaime – jedes mal, wenn ihn ein diesbezüglicher Impuls überkommt, gibt er diesem nach. Was Sara wirklich von ihm will, scheint – vor allem ihm – vollkommen schleierhaft, denn um Geld geht es ihr bei der Erpressungsaktion offensichtlich nicht…

Was sich auf dem Cover mit Sätzen wie „Sein Ziel ist es zu töten.“ und „Ihr Wille ist es zu sterben.“ noch etwas reißerisch anhört, stellt sich als ruhiges und gesellschaftskritisches Kleinod heraus. Sieht man also von den Erwartungen ab, die hier geschürt werden, wird der geneigte Zuschauer von Miguel Alcantud, der in seinem ersten Film sein eigenes Drehbuch umsetzt, recht gut unterhalten. Der Reiz geht keinesfalls von den, ohnehin meist recht unblutigen oder im Off stattfindenden, Morden oder den üblichen Thrillerelementen aus. Alcantud legt dem Ganzen zwei simple Handlungsstränge zugrunde, auf welchen er alles aufbaut – zwei Charaktere, wie aus dem realen Leben gegriffen, die mit ihren nicht ganz alltäglichen Psychosen leben. Alles wirkt jederzeit realistisch, was die Normalität, in welcher beispielsweise die Morde geschehen, umso überraschender wirken lässt. Doch nicht nur diese Seite bietet Verwunderungen, denn auch der eigendestruktive Gegenpart zeigt in einigen Momenten Wesenszüge, die zwar nachvollziehbar, aber für sich genommen doch teils skurril wirken. Die Taten werden nicht bewertet, was den Realitätsbezug noch vergrößert, aber auch eine gewisse Distanz zu den Figuren schafft, wodurch der Zuschauer keine Identifikationsmöglichkeiten mit ihnen hat. Das und die Tatsache, dass alle Geschehnisse vom Tempo der Inszenierung her sehr unspektakulär und undramatisch wirken, wird bei einigen Rezipienten ein Gefühl der Langeweile aufkommen, gerade angesichts der Verpackung. Wer sich jedoch auch gerne einmal auf einen ruhigeren Film einlässt, wird mit von Tote Trenas schön eingefangenen Bildern belohnt. Die beiden interessanten, und sich erschreckend ergänzenden Charaktere, die von Ana Risueño und Daniel Freire überzeugend, und gerade im Fall von Ana Risueño recht beeindruckend, umgesetzt sind, bieten eine sehr gute Möglichkeit zur Studie eines etwas anderen Geistes. Außerdem wurde durch die Produktionsfirma das Drehbuch einige male überarbeitet – allerdings mit dem Autor, was ja schon eine Seltenheit ist –, wodurch einige logische Fehler und Unebenheiten ausgemerzt wurden. So werden beispielsweise die Freunde von Sara davon informiert, dass sie ihr Handy verloren hätte, damit diese darauf nicht mehr anrufen. Eine Erklärung, wie sie sich alles leisten kann, bleibt Alcantud ebenfalls nicht schuldig, wenn sie auch, genauso wie die Tatsache, dass Jaime bislang noch für keines seiner Verbrechen verfolgt wurde, etwas unwahrscheinlich wirkt. Das etwas unpassende und angesichts des ansonsten sehr ruhigen Stils fast schon an einen Showdown erinnernde Finale hätte seinerseits der einen oder anderen Überarbeitung bedurft, da es den einen oder anderen Zuschauer ratlos zurücklassen wird.

Das, wie bei dem Alter nicht anders zu erwartende, verschmutzungsfreie Bild gibt sich bei den Farben sehr natürlich. Der Kontrast ist sauber und auch die Schärfe bietet wenig Anlass zur Kritik. Lediglich an der einen oder anderen Stelle gibt es schwaches Rauschen zu sehen.

Sowohl bei der deutschen, als auch bei der spanischen 5.1 Spur lässt sich erkennen, dass es sich hier um einen ruhigeren Film handelt. Lediglich der Score sorgt für eine gewisse Räumlichkeit, die Dialoge kommen derweil aus der Frontpartie mit Betonung auf dem Center. In diesem Punkt sind die beiden Dolby Pro Logic Spuren besser, da hier weniger die Mitte dominiert.

Bei den Extras gibt es – für diese Art des Films – erstaunlich viel zu vermelden, wobei vor allem das zwanzigminütige Making Of positiv auffällt. Hier kommen sowohl der Regisseur, als auch die beiden Hauptdarsteller zu Wort, was etwas neutraler ausfällt, als es bei amerikanischen Produktionen ausfällt, bei denen sich alle gegenseitig ohnehin nur noch über den grünen Klee loben. Was natürlich nicht fehlen darf sind Trailer (deutsch und spanisch) sowie ein Teaser. Abgerundet wird das Ganze von einer Bildergalerie und Produktionsnotizen, in denen der Regisseur (interessant) und der Produzent (arrogant) über ihre Erfahrungen vor und beim Dreh berichten.

Prädikat:       Ein stiller Vertreter des spanischen Films – interessant, aber nicht ohne Macken !!!

© Heiko Henning

12.6.2004