Originaltitel: Meu Beun Lok Pra Jun Alternativtitel: Killer Tattoo
Darsteller: Suthep Phongam (Pae Buffgun/Pae - Big Gun), Somchai Khemglad (Kid - Silencer/Somkid Sai-ngarm), Sornsutha Kluamalee (Ghost Rifle/Pee - Rifle), Petchtai Wongkamlaow als Perttary Wongkamlao (Dog Badbomb/Mar-Bomber Man), Pongsuk Pongsuwan (Elvis M 16/Aer - Elvis), Pailin Pichitumphol
Produktion: Avant
Produktion: Jantima Laiwsirikun, Pisuth Praesaengiam
Ausführender Produzent: Rachen Limtrakul
Regie: Yuthlert Sippapak
Drehbuch: Yuthlert Sippapak
Kamera: Suthas Intranupakorn
Musik: Orange Music
Schnitt: Mahasak Dhasnatayak
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: 4.5.2001 Anolis Entertainment 5.2.2004 Thailand 2001
114:09 Minuten (+ Zusatzmaterial: Interviews 5:19; Bilder Galerie 5:06; TV Show 25:03; Trailer deutsch 3:47, thailändisch 3:47), 24 Kapitel
Widescreen 1,78:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 5.1, Deutsch Dolby Digital 2.0, Thailändisch Dolby Digital 2.0; Untertitel: deutsch, deutsch Credits
Ländercode: 2 DVD-9 4 Seiten Booklet FSK: --
Dem gerade aus dem Gefängnis entlassenen in die Jahre gekommenen Gangster Pae Buffgun wird der Auftrag gegeben, den als „Iron Cop“ bekannten Polizeichef zu töten. Um entsprechend gerüstet zu sein, bittet er seinen alten Freund Ghost Rifle, mitzumachen und außerdem zwei weitere Männer für den Auftrag zu finden. Dog Badbomb und Elvis M 16 sind dann zwar alles andere als nach seinem Geschmack, da der eine nur mit Sprengstoff umgehen kann, und keine Schusswaffen anfasst, und der andere sich für Elvis hält, ständig im Kostüm herumrennt und nur englisch spricht. Diese Truppe wurde allerdings nur engagiert, weil der Job dem Auftraggeber zu groß für den zuerst damit betrauten Kid Silencer erscheint. Dieser arbeitet, wie sein Name schon vermuten lässt, stets mit Schalldämpfer, und ist nebenbei immer auf der Suche nach einem Mann mit Tätowierung, der während seiner Kindheit seine Eltern tötete. Das Chaos ist perfekt, als alle Killer bei einer Vernissage mehr oder weniger erfolgreich versuchen, das Opfer zu töten…
Spätestens nach dieser Einleitung dürfte dem Zuschauer klar sein, dass Asien nicht nur aus Hongkong besteht, und auch Thailand ein ernstzunehmender Lieferant für überraschende Kinoware ist. Dabei wird jedoch nicht einfach von den Nachbarn kopiert, sondern eine ganz eigene Mischung kreiert, die nicht nur den Liebhaber der Filmkost aus Fernost gefallen wird. Zunächst scheint die Mischung aus Action und Comedy bekannte Formen anzunehmen, doch dann kann sie auch noch mit Tiefgang und Elementen der Tragödie brillieren. Bereits die Charaktere (deren Darsteller zum großen Teil thailändische Comedy Größen sind) machen den Film zu einem Erlebnis, sei es durch ihre humorvollen Charakteristiken oder ihren interessanten Hintergrund. Kid - Silencer, der von Somchai Khemglad zunächst als kultträchtiger Killer angelegt ist, wandelt sich im laufe der Zeit zu einem tragischen, von Trauer zerfressenem Antihelden. Seine Kindheit, in welcher er den Mord an seinen Eltern mit ansehen musste, sorgte nicht nur für seine Berufswahl, sondern auch die „Wahl der Waffen“. Da er die lauten Schüsse nicht leiden kann, ist sein Schießeisen stets mit einem Schalldämpfer versehen – was der effektiven Ausführung seiner Aufträge sogar dienlich ist. Bei Pae Buffgun, den Suthep Phongam äußerst glaubhaft als alternden und altmodischen Gangster spielt, sieht da schon ein wenig anders aus. Seine Taten und auch das Zusammenspiel mit seinen Kumpanen sorgt anfänglich für reichlich skurrile, und für den Rezipienten lustige, Momente. Doch dann wird klar, dass auch seine Vergangenheit immer noch wie ein Demoklesschwert über ihm kreist, was sich auch in der Wahl seiner altertümlichen Einzelschuss-Pistolen widerspiegelt. Ihm zur Seite stehen die ebenfalls zunächst überdreht komischen, dann allerdings zum teil sogar hochgradig tragischen Figuren. Der in die Jahre gekommene Hippie Ghost Rifle gilt als begnadeter Scharfschütze, wobei ihm allerdings ein Unfall in der Vergangenheit stets zum Verhängnis wird. Die zwei von ihm angeworbenen Helfer haben ebenfalls ihre Eigenheiten – Dog Badbomb geht nur, wie sein Name vermuten lässt, mit Sprengstoff um und hat nie gelernt mit Schusswaffen umzugehen. Den Vogel schießt allerdings Elvis M 16 ab, der fest davon überzeugt ist, der wahre Elvis zu sein, weshalb er auch nur englisch spricht, was für arge Probleme sorgt, da seine Kollegen diese Sprache nur wenig verstehen, und noch viel weniger sprechen können, was spätestens bei Lagebesprechungen zu Lachflashs beim Zuschauer sorgt. Wenn er sich nicht gerade auf eine Bühne stellt, um einige „seiner“ Stücke zum Besten zu geben, versteht er es allerdings recht gut, mit seiner M 16 umzugehen. Doch auch in seiner Figur verbirgt sich eine tragische Komponente, die seine Skurrilität in ganz neuem Licht erscheinen lässt. Die in schwarzweiß gehaltenen Flashbacks, in welchen die jeweilige schicksalhafte Vergangenheit erzählt wird, wirken zwar ein wenig zu sehr geplant und nacheinander abgearbeitet, stellen in diesem Genre jedoch eine angenehme Abwechslung dar. Die aberwitzigen Charaktere und Dialoge sind der entscheidende Part im Film, und mit ihnen steht und fällt alles. Die Actionkomponente des Ganzen wurde von Yuthlert Sippapak in dessen Regiedebüt zwar ebenfalls schön in Szene gesetzt, doch im Gegensatz zu den bekannten Größen des Actionfilms, wie beispielsweise Matrix, an welchen ein bis zwei Bullet Time Momente erinnern, wirken diese Momente leider nicht besonders überwältigend. Es fehlt einfach der Bombast, der mittlerweile vom verwöhnten Publikum erwartet wird, wenn solcherlei Stilmittel verwendet werden. Auch die Tatsache, dass die Effekte nicht durchgängig verwendet werden, wird den westlichen Zuschauer ein wenig enttäuschen, da er sich auf ein Feuerwerk einstellt, wie er es schon häufig gesehen hat. Insofern war es sicherlich ein Wagnis, diese Komponenten ohne ein horrendes Budget einzusetzen, doch betrachtet man sie relativ wertfrei, ist es solide Arbeit. Ähnlich sieht es auch bei den Stunts und der Gewaltdarstellung aus, bei welcher man manchmal den Eindruck hat, der Film könnte wegen der abrupten Abblende geschnitten sein. Das nicht mehr „voll draufhalten“ wirkt ungewohnt und der Sehende wird in seiner Erwartung vor den Kopf gestoßen. Schön trendy wirkt hingegen das Versetzen der Geschichte in die Nahe Zukunft, was jedoch bis auf wenige Momente überhaupt keinen Einfluss auf die Handlung hat. Spielen sich doch die meisten Szenen nicht vor einer urbanen, trostlosen Gegend, sondern eher auf den traumhaften Inseln und Stränden ab. Abschließend gibt es noch ein überraschendes Finale, welches sich positiv gegenüber dem sonstigen Einheitsbrei abhebt.
Entgegen dem so atypischen Inhalt bringt das Bild gewohnte asiatische Kost – nicht vergleichbar mit hiesigen Standards der Kinokost. Die Farben, wenn auch teils etwas knallig, was als Stilmittel durchgeht, sowie der Kontrast sind guter Durchschnitt, was man von der Schärfe häufig leider nicht sagen kann. Insgesamt wirkt das Bild etwas matschig und außerdem gibt es neben einigen weißen Fehlern im Master auch noch einen kurzfristig auftretenden schwarzen Streifen zu beklagen.
Bei den Tonspuren sieht es deutlich besser aus, da vor allem der deutsche auf 5.1 abgemischte Track sehr gut verständliche Dialoge liefert. Zwar beschränkt sich die Räumlichkeit auf Musik und wenige Effektszenen, doch damit liegt man damit deutlich über dem, was die thailändische Spur zu bieten hat. Hier wirken die Stimmen zu sehr in den Hintergrund gedrängt und zudem etwas dumpf, was für den Puristen oder auswärts verstehende Zuschauer sicherlich ärgerlich ist.
Bei dem Zusatzmaterial – einem bei asiatischen Filmen ja alles andere als leichten Thema – sieht es da schon erfreulicher aus. Nach einem wilden, dem Film entsprechenden, Mix aus Behind the Scenes und Interviews gibt es in der Bilder Galerie einige nette Stills. Das wirklich interessante ist allerdings eine thailändische TV Show, die ein fast halbstündiges Special zum Film brachte. Darin kommen fast alle Darsteller sowie Regisseur Yuthlert Sippapak und Produzent Rachen Limtrakul zu Wort und werden zu ihrer Rolle und ihren Ansichten gefragt. Das erinnert zum Glück nur an wenigen Stellen an die Lobhudelei, wie man sie aus Amiland gewohnt ist. Die beiden Trailer sind weder anamorph noch zeichnen sie sich durch besonders gute Bildqualität aus. Das Menü ist sehr schön gestaltet worden und mit einem rockigen Score unterlegt, der fatal an ein nettes David Bowie Stück aus Labyrinth erinnert. Beim Coverdruck der DVD gibt es übrigens zwei Versionen – eine metallisch glänzende und eine, die denen der bisherigen Veröffentlichungen von Anolis entspricht.
Prädikat: Witziger und spritziger lohnenswerter Beitrag aus Thailand – leider in entsprechender Bildqualität !!!
© Heiko Henning
23.3.2004