Originaltitel: Killing Zoe Darsteller: Eric Stoltz (Zed), Julie Delpy (Zoe),
Jean-Hugues Anglade (Eric), Tai Thai (François), Bruce Ramsay (Ricardo), Kario
Salem (Jean), Salvator Xuereb (Claude), Gary Kemp (Oliver), Martin Raymond
(Taxifahrer), Eric Pascal Chaltiel (Page), Cecilia Peck (Martina), Gladys
Holland (Kassierer), Gian-Carlo Scandiuzzi als Gian Carlo Scandiuzzi
(stellvertretender Bank Manager), Gérard Bonn (stellvertretender Bank Manager),
Bernard Baski (Polizist), Michel Jean-Philippe (Polizist), Michael Kayman
(Polizist), Elise Renee (Patchoo), Ron Jeremy (Bank Wache) Produktionsfirma: Samuel Hadida Prod., Davis Films Produktion: Samuel Hadida Ausführender
Produzent:
Lawrence Bender, Rebecca Boss, Quentin Tarantino Regie: Roger Avary Drehbuch: Roger Avary Kamera: Tom Richmond Musik: Tomandandy Schnitt: Kathryn Himoff Spezialeffekte: Andre G. Ellingson Verleih: Atlantic (Erstverleih: Amazonas), VMP
(Video) Erstaufführung: 2.2.1995, 22.8.1995 Video, 13.9.1996
Premiere EuroVideo Frankreich/USA 1993 91:49 Minuten (+ Zusatzmaterial: 3x
Darsteller Biographie) 12 Kapitel, Fullscreen
4:3; Deutsch Dolby Digital 5.1; Untertitel: --; Ländercode: 2 DVD-5
FSK 18
Der gerade aus Amerika angereiste
Zed sucht in Frankreich sein Hotel auf. Von dem Taxifahrer
bekommt er eine Prostituierte aufgeschwatzt, welche dann auch umgehend an
seiner Zimmertüre klopft. Nach einem ruhigen Ritt gesteht Zoe ihrem
Freier, dass sie ihn wirklich möge, worauf er antwortet, er sie ebenfalls
Gefallen an ihr gefunden hat. Am nächsten Morgen schneit Eric, Zeds Freund, in das Zimmer und schmeißt als erstes Zoe, die
unter der Dusche steht, aus dem Zimmer. Danach schleppt er Zed
zu seinen Kumpanen,
wo er ihm den Plan für den morgigen Banküberfall erläutert. Anstatt jedoch
Vorbereitungen zu treffen, zieht die gesamte Truppe erst einmal los und pumpen
sich in der dunklen Seite (laut Eric die echte Seite) von Paris
mit Drogen voll, bis
letztendlich nichts mehr geht. Am nächsten morgen zeigen sich dann die
Auswirkungen. Alle Mitglieder der Gruppe sind in irgendeiner Weise
angeschlagen. Der Coup schlägt fehl – die Polizei steht auf einmal vor der
Bank, in der sich Eric und seine Leute aufhalten. Das Ganze
eskaliert jedoch erst, als Zoe, die sich unter den Mitarbeitern der
Bank befindet, von Eric angegriffen wird.
Das Quentin Tarantino an der Produktion beteiligt war, merkt
man dem Streifen deutlich an. Die Drehweise ist zwar nicht so verschachtelt wie
in den meisten seiner bisherigen Werke (Reservoir
Dogs, Pulp Fiction) und im Gegensatz zu Reservoir Dogs wird
der Überfall gezeigt, doch das ist nur Beiwerk. In diesem Fall ist der Überfall
einer der Höhepunkte. Die Krassheit ist es, die so deutlich die Handschrift des
Talentes zeigt – die realistische Darstellung, welche zudem noch mit grellen
Farben unterlegt ist. Und in diesem Zusammenhang gibt es auch noch einen
Ausschnitt, welcher dem in Reservoir Dogs sehr ähnlich ist – das Aufmarschieren der
„Helden“, welches jedoch vom Anfang mehr zur Mitte des Filmes verlegt wurde.
Ein weiterer Punkt ist die Symbolik mit der gearbeitet wird. Während des
Geschlechtsaktes werden beispielsweise immer wieder Bilder aus dem nebenbei im
Fernsehen laufenden Nosferatu eingeblendet. Bei dem Liebesspiel zeigt
der Vampir Interesse an einem Opfer und saugt es aus – ähnlich wie auch Zoe ihrem
Freier den Lebenssaft aussaugt. Als der Höhepunkt dann erreicht ist, wendet
sich der Vampir ab – Zoe legt sich auf die Seite. Der „kleine Tod“
wird an dieser Stelle mehr als offensichtlich zelebriert, andererseits zeigt
sich in späteren Bildern, dass der Sex, wenn er mit Liebe oder Zuneigung
verbunden ist, nicht verwerflich ist. Diese Beziehung kann einem sündigen Geist
sogar wieder auf die rechte Bahn verhelfen, denn die Verführer sitzen in diesem
Fall überall. Diese Szenen werden mit einer Aussagekraft und Bildgewalt, die an
einen etwas ruhigeren David Lynch erinnert, verwirklicht. Auf der anderen
Seite steht natürlich die äußerst krasse Gewalt, welche in diesem Fall
keinesfalls kathartisch wirkt, sondern den Zuseher mitten zwischen den Beinen
packt und immer fester zugreift. Das Konsumieren ist deshalb auch recht hart
und die offenen Dialoge, welche sich unter anderem um AIDS – welches von dem
Regisseur als Krankheit der Stricher und Huren betitelt wird – und Drogen
drehen, schaffen da auch nicht gerade Erleichterung. Die Drogenexzesse mit dem
philosophieren von Banalitäten wirkt sehr abschreckend und macht deutlich, wie
prüde die Einstellung des Filmemachers im Grunde ist – ein gnadenlos erhobener
Zeigefinger, ohne jedoch zu penetrieren. Das krasse Schlussintermezzo setzt dem
Ganzen visuell noch die Krone auf – vor allem im Hinblick auf das „Happy End“. Die
Musik wirkt anfangs enervierend, verschwindet jedoch immer mehr in den
Hintergrund, von wo aus die Bilder dann gut unterstützt werden.
Dankenswerter Weise hat EuroVideo
diesen Film nicht nur
als sinnlos zerstückelte kindertaugliche 16er Freigabe herausgebracht, sondern
auch als FSK 18 Version herausgebracht. Allerdings muss der Fan sich hier mit
wenig zufrieden geben, denn es gibt lediglich ein – das nicht anamorphe Menü
lässt es bereits erahnen – Vollbild in mittelmäßiger Qualität. Wer sich durch
die nicht besonders ausgereifte Menüführung gehangelt hat, bekommt zudem noch
ein paar Fragmente im etwas grobkörnigen Bild zu sehen, was nicht unbedingt Not
getan hätte. Die „digitally remastered“ 5.1 Tonspur ist hingegen in Ordnung und
weiß gewisse Akzente in den actionreicheren Momenten zu setzen. Allerdings ist
dies die einzige Spur – Originalton wäre, trotz der guten Synchro – sicherlich
wünschenswert gewesen.
Prädikat: Schmutzige
Abrechnung mit den „heroischen“ Gangstern – in akzeptabler deutscher DVD
Umsetzung !!!
©
Heiko Henning
10.7.2003