Originaltitel: The Premature Burial Alternativtitel: Lebendig begraben
Darsteller: Ray Milland (Guy Carrell), Hazel Court (Emily Gault), Richard Ney (Miles Archer), Heather Angel (Kate Carrell), Alan Napier (Dr. Gideon Gault), John Dierkes (Sweeney), Dick Miller (Mole), Clive Halliday (Judson), Brendan Dillon (Minister)
Produktionsfirma: AIP
Produktion: Samuel Z. Arkoff, Roger Corman
Regie: Roger Corman
Drehbuch: Charles Beaumont, Ray Russell Vorlage: Edgar Allan Poe
Kamera: Floyd Crosby
Musik: Ronald Stein, Les Baxter
Schnitt: Ronald Sinclair
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: 3SAT 22.7.2001, Premiere World Sci-Fi 24.12.2001, ZDF 22.09.2002 e-m-s 4.12.2003 (Edgar Allen Poe Box 22.1.2004) USA 1962
77:54 Minuten (+ Zusatzmaterial: Original Trailer 2:27; Roger Corman Interview 9:22; Deutsche Titelsequenz 3:02; Bildergalerie 5:35; Bio- Filmographien: Ray Milland 19 Seiten, Rachel Court 7 Seiten, Roger Corman 9 Seiten) 16 Kapitel
Widescreen 2,35:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0; Untertitel: --
Ländercode: 2 DVD-9 FSK 16
Durch seinen anscheinend an Katalepsie gestorbenen Vater lebt Guy Carrell in der ständigen Angst, auch dieser Krankheit zu unterliegen. Dabei zeigt der Körper alle Anzeichen des Todes, doch der Betroffene bekommt alles um ihn herum mit, kann sich jedoch nicht mitteilen – und so auch nicht verhindern, dass er beerdigt wird. So kann es beim Nachlassen des Anfalls dann schon zu spät sein, wenn der Körper unter der Erde liegt, was Guy Carrell zu wahren Panikattacken bringt. Als er sich deshalb von seiner Verlobten Emily Gault trennen will, versichert sie ihm, mit ihr könne er diese Angst überwinden, und so kommt es sehr schnell zur Heirat. Doch Die Phobie wird auch danach schlimmer und so errichtet sich Carrell eine Krypta, aus welcher er im Fall der Fälle problemlos herauskommt. Auf das Anraten seiner Frau und Miles Archer, einem Freund der Familie, sprengt er das Gebäude in die Luft, um sich von seiner Angst zu befreien, doch dann erleidet er durch einen Schock einen kataleptischen Anfall…
Nachdem es bei dem Film Das Pendel des Todes zwischen Roger Corman und American International Pictures zum Disput kam, trennte sich der Regisseur von der Produktionsfirma. Stattdessen begann er Lebendig begraben selbst zu produzieren, wobei er sich das nötige Geld von Pathe Labs geben ließ. Als Hauptdarsteller hätte er selbstredend gerne wieder Vincent Price eingesetzt, der bei den meisten Poe Verfilmungen diese Position innehatte, doch dieser war exklusiv bei AIP unter Vertrag. So fiel die Wahl auf Ray Milland, den er durch seinen Bruder Gene, der mitproduzieren sollte, kennen gelernt hatte. Pünktlich zu Beginn der Dreharbeiten standen, für Corman völlig überraschend, die Chefs von AIP vor ihm, und wünschten ihm alles Gute für den Film. Noch bevor er seine schlechte Meinung über die plötzlich so freundlich agierenden Männer revidieren konnte, stellte sich heraus, dass sie Pathe Labs gekauft hatten. So wurde The Premature Burial letztendlich doch für AIP realisiert, die diesen Kauf sicherlich nicht bereut haben dürften. Denn abermals setzt der Regisseur seinen – recht kostengünstig umsetzbaren – Stil bezüglich der faszinierenden gotischen Atmosphäre äußerst geschickt ein, und liefert so genau das, was sein Publikum haben möchte. Natürlich wurden die ganzen Aufnahmen außerhalb der Gebäude im Studio gedreht, was mit reichlich Bodennebel kaschiert wird, doch gerade das macht einen Großteil der Faszination der Poe Verfilmungen aus. Ingredienzien wie der sich als Painting entpuppende Mond zu Anfang erschaffen eine adäquat entrückte Atmosphäre, die den Rezipienten in alptraumhaft verklärte Stimmung versetzt. Überall und jederzeit ist die Umgebung trostlos und trübe, und bereits ein Gang durch das nahe am Haus liegende Moor scheint mehr, als sich der Zuschauer freiwillig selbst zumuten würde. Die Pflanzen erinnern eher an das Gewächshaus der Familie Addams, in ihren mehr toten als lebendigen Auswüchsen. Das Produktionsdesign fügt sich hier nahtlos ein, mit wunderschönen Studiobauten, die trotz des niedrigen Budgets recht detailverliebt daherkommen. Eingefangen werden die Bilder von Floyd Crosby, der alles aus dem 2,35:1 Panavision Format herausholt und eine berauschende Bildkomposition erzeugt. Die Stelle des Regieassistenten besetzte übrigens der damals noch unbekannte Francis Ford Coppola (Bram Stoker’s Dracula, Apocalypse Now, Der Pate 1-3), der erst ein Jahr später mit Dementia 13 die erste Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte. Doch natürlich wird der Film vordergründig von der Hauptfigur getragen, die von Corman adäquat von der Poe Vorlage ins filmische transportiert wurde. Der Charakter ist innerlich von Furch zerfressen und beginnt in einen Dämmerzustand zwischen Realität und Wahn zu versinken. Gerade das scheint in ein unterbewusstes Heraufbeschwören des eigentlichen Gegenstandes der Angstzustände auszuarten. Doch auch hier hält der Regisseur noch die eine oder andere größere Überraschung bereit – ohne jemals phantastische Elemente zum Einsatz bringen zu müssen. Ray Milland, der bereits 1929 seine erste Rolle in einem Kinofilm absolvierte, versteht es sehr gut, diesem von Paranoia zerfressenen Charakter plastisch Leben einzuhauchen. Wie auch seine beeindruckende Darstellung in Der Mann mit den Röntgenaugen, versteht er es auch hier, völlig in seiner Rolle aufzugehen – seine Panik ist fast schon physisch spürbar. Trotz dieser großen Leistung wird immer wieder Kritik laut, dass Vincent Price in der Hauptrolle wesentlich besseres geleistet hätte, was aber meist eher eine Frage der Vorliebe ist, zumal Milland meist alles andere als sympathisch wirkt. Doch so treten die Kollegen wie Hazel Court, Heather Angel und Alan Napier auch einmal aus dem Schatten des „Vortänzers“ heraus. Court, die unter anderem in der Hammer Produktion Frankensteins Fluch mitspielte, versteht es sogar, ihrer Figur angenehme Tiefe zu verleihen, die sicherlich nicht ausschließlich aus dem Drehbuch stammt. Etwas undankbar hat es da Heather Angel (unter anderem bekannt aus den beiden Hitchcock Filmen Verdacht und Das Rettungsboot) getroffen, die jedoch ihr Los als finstere Schwester gut meistert. Etwas mehr im Vordergrund, als es seiner Figur zunächst zuzustehen scheint, steht Alan Napier, der den meisten TV Zuschauern als Alfred der Butler in der aus den 60ern stammenden Batman Serie bekannt sein dürfte. Doch auch dieser Eindruck trügt ein wenig, da man es bei den Poe Verfilmungen – vor allem bei denen von Corman – gewohnt ist, dass der Hauptdarsteller Price alle anderen an die Wand spielt.
Diese dritte DVD Veröffentlichung aus dem Hause e-m-s zum Thema Edgar Allan Poe sorgt wieder einmal für Freudentaumel bei Filmfreunden. Das Bildformat ist endlich im vollen Widescreen zu bewundern und weist kaum (im Verhältnis zum Alter des Films) Defekte auf – der Erwerb des Transfers von MGM, die in den Staaten den Film als Double Feature mit The Masque of the Red Death auf DVD veröffentlicht hatten, war mehr als sein Geld wert. Die Farben sind plastisch und sowohl Schärfe, als auch Kontrast sind stets im grünen Bereich.
Der Ton ist ebenfalls in adäquater Form auf die DVD gebracht. Sowohl bei der englischen, als auch der deutschen Spur gibt es den jeweils auf den linken und rechten Kanal gelegten Monoton. Ausfälle sind dabei nicht zu vermelden und die Dialoge sind in beiden Fällen gut verständlich.
Nach dem anamorphen, wenn auch qualitativ nicht ganz so guten, Original Trailer dürfte vor allem das Roger Corman Interview, welches ebenfalls von der MGM DVD übernommen wurde, für den Zuschauer von großem Interesse sein. Dort erzählt der Regisseur unter anderem von den Querelen mit AIP und die Art und Weise, wie er sich für die einzelnen Darsteller entschieden hat. Außerdem gibt es noch die Deutsche Titelsequenz, eine Bildergalerie sowie die Bio- Filmographien von Ray Milland, Rachel Court und Roger Corman.
Neben der Einzelveröffentlichung gibt es aus dem Hause e-m-s auch noch eine Box in der neben Die Folterkammer des Hexenjägers auch noch Im Todesgriff der roten Maske und Lebendig begraben beinhaltet. Für den Sammler ist hierbei nicht nur die wunderschön gestaltete Box, sondern auch das beigelegte Booklet äußerst lohnenswert. Alleine schon der – leider gekürzte – Bericht über „Das Leben und Werk Edgar Allen Poes von Michael Wischniewski“ bietet dem Käufer einen guten Überblick über das Leben des in jeder Hinsicht phantastischen Autoren. Als Dank für den Nachdruck dieses Textes folgt dann eine Vorstellung des vielseitigen Magazins Mephisto, welches somit wieder einmal positiv von sich reden macht. Der ebenfalls unter anderem aus diesen schriftstellerischen Kreisen bekannte Thomas Wagner erläutert die Hintergründe, wie der Regisseur Roger Corman zum Drehen von Edgar Allen Poe Vorlagen gekommen ist, was sich interessant liest, jedoch ebenfalls zusammengekürzt wirkt. Gefolgt wird das Ganze von Eigen- und auch Fremdwerbung, was auf den ersten Blick etwas störend wirkt. Optisch wurden zwar ein paar satztechnische Fehler übersehen und der Schriftsatz ist nicht berauschend, doch dafür gibt es wunderschön arrangierte Hintergründe als Entschädigung.
Prädikat: Einer der bekanntesten, und vielleicht trotzdem ein wenig unterschätzten Poe Klassiker – in mehr als angebrachter Umsetzung !!!
© Heiko Henning
26.2.2004