Originaltitel: Los Sin nombre Alternativtitel: Els Sense nom,
Nameless – Entità nascosta, De Namnlösa, La Secte sans nom, Nimetön Darsteller: Emma Vilarasau
(Claudia Horts Gifford), Karra Elejalde (Bruno Massera), Tristán Ulloa
(Quiroga), Toni Sevilla (Franco), Brendan Price (Marc Gifford), Jordi Dauder
(Forense/Der Pathologe), Nuria Cano (Polizist), Isabel Ampudia (Sekretärin),
Carles Punyet (Jefe de Claudia), Aleix Puiggali (Tipo Malcarado), Susana García
Díez als Susana García (Chica Piscina), Pep Tosar (Toni), Carmen Capdet als
Carme Capdet (Monja), Manel Solás (Hombre Silla de Ruedas), Víctor Guillén
(Hombre Flaco), Sebastia Sellent (Director Revista), Boris Ruiz (Jesuita), José
María Doménech als Josep Mc Domenech (Romero), Manuel Bronchud als Manel
Bronchud (Dr. Bolggen), Joan Massot-Kleiner (Psiquiatra), Carlos Lasarte
(Santini), Pepita Alguersuari (Mujer en el Motel), Jessica Del Pozo (Angela),
Judith Tort (Angela mit 5 Jahren), Susana González als Susana Mc Gonzalez
(Tatuadora), Agustín Mellines (Tipo Escuálido), Ferrán Terraza (Joven Rapado),
María Bianco Produktionsfirma: Helkon, Filmax International Produktion: Joan Ginard Regie: Jaume Balagueró Drehbuch: Jaume Balagueró Vorlage: Novelle von Ramsey
Campbell Kamera: Albert
Carreras, Xavi Giménez Musik: Carles Cases Schnitt: Luis De La Madrid
Spezialeffekte: DDT Verleih: e-m-s Erstaufführung: 2000 e-m-s 17.7.2003 Spanien 1999 95:34 Minuten (+ Zusatzmaterial: Trailer
(spanisch mit englischen Untertiteln!) 2:01 DVD2: Making Of 19:03; Deleted
Scenes 5:51; Kurzfilme: „Alicia“ 7:56; „Days without light“ 11:21; Interview
Jaume Balagueró 32:05; Spot 1 0:22; Spot 2 0:11; Original Trailer spanisch
2:01, englisch 2:24; Videoclip Fang: „My Black Dress“ mit Songtext und
Discografie 4:16; Bildergalerie 2:20; Bio- Filmographien: Jaume Balagueró,
Ramsey Campbell, Emma Vilarasau, Karra Elejalde, Tristán Ulloa) 20 Kapitel, Widescreen 1,85:1 anamorph; Deutsch
Dolby Pro Logic, Deutsch Dolby Digital 5.1, Spanisch Dolby Digital 5.1, Deutsch
DTS 5.1, Englisch Dolby Digital 5.1; Untertitel: deutsch; Ländercode: 2 DVD-9/DVD-5
FSK 18
Als die
aufgeschwemmte Leiche eines jungen Mädchens gefunden wird, kann die Polizei nur
erahnen, um wen es sich hierbei handelt. Alle eindeutigen Merkmale wie
Fingerabdrücke wurden gewaltsam abgetrennt, doch es deutet alles darauf hin,
dass es sich bei dem Kind um die vermisste Angela handelt – die
Leiche sieht allerdings so schlimm aus, dass der Mutter Claudia der Anblick erspart wird. Etwa fünf Jahre später, nachdem
die Ehe schon längst auseinander gegangen ist, bekommt Claudia allerdings einen Anruf, bei dem die Stimme auf der anderen
Seite behauptet, ihrer Tochter zu sein. Zunächst ignoriert sie die Bitte um
Hilfe, doch die Zweifel nagen an ihr, und so bittet sie den damaligen
polizeilichen Ermittler, Bruno Massera, ihr bei der Suche
nach Angela zu helfen. Auch er hat zunächst seine Zweifel, beteiligt
sich jedoch, nicht zuletzt wegen seiner eigenen emotionalen Probleme, an der
Suche und findet schnell Anhaltspunkte für eine Verschwörung. Bei seinen
üblichen Recherchen stößt der Reporter eines Sensationsblattes für
Übersinnliches auf Aspekte der Geschichte, die mit der geheimnisvollen Sekte The Nameless zu tun haben, fängt auch er an, in dieser Sache zu
ermitteln, und schnell finden sich die drei in einem grauenhaften Alptraum
wieder, der die Abgründe der menschlichen Existenz widerspiegelt...
Jaume Balagueró, der bis dahin
lediglich die zwei bildgewaltigen Kurzfilme Alicia (als
„Best Short Film“ in Sitges
prämiert) und Days without light (mit „Audience Award“ beim Sweden Fantastic Film Festival 1998 prämiert) gedreht hatte, schaffte mit The Nameless einen Achtungserfolg, der ihm bei Zuschauern und Kritikern
viel Lob einbrachte. So heimste Los Sin nombre nicht nur die
Preise für „Bester Film“ auf dem Fantasy Film Festival Brüssel, den
„Jury Award“, „International Critics Award“, „Audience Award“ sowie den „Press
Award“ in Geradmer ab, sondern auch eine Auszeichnung für „Bester
Europäischer Fantasy-Film“ und „Beste Darstellerin“ in Sitges 1999. Angesichts der packenden Bilderwelten, die der Regisseur
auf die Leinwand gebannt hat, erscheint das auch nicht verwunderlich. In der
natürlichen Atmosphäre, die bereits von der ersten Sekunde an klar macht, dass
es sich hier keinesfalls um eine sterile amerikanische Produktion handelt, wird
der Zuschauer an die Figuren herangeführt. Das ist auch leider notwendig, da
ansonsten im Film nur wenig für eine Identifikation mit den Figuren getan wird,
und diese bleiben auf Distanz, was auch manche ihrer Motivationen nicht
wirklich deutlich werden lässt. Emma Vilarasau, die zuvor durch
spanische TV Serien bekannt geworden ist, liefert zwar eine sehr plastische
Darstellung der Figur ab, stößt bei der Tiefe aber teilweise an Grenzen des
Drehbuchs. Den Ausgleich dafür schafft Balagueró mit einem passenden
Spannungsbogen, der den Rezipienten an den Fortgang des Geschehens fesseln. Die
eingeblendeten Schocksequenzen mit entsprechend sehr lauten Geräuschen – die
seit The Ring ein fester Bestandteil des Repertoires eines jeden
Filmschaffenden im phantastischen Bereich zu werden scheinen – verstehen es
außerdem, immer wieder bis ins Mark zu erschrecken. Entgegen einigen anderen
Produktionen passen diese divergenten Einblendungen recht gut zu den sonstigen
Stilmitteln. Die teils hervorstechenden Farben (vor allem natürlich rot) heben
sich stark von den sonst vorherrschenden erdigen Tönen ab, die für eine ständig
düster verzweifelte Atmosphäre sorgen. Diese Farbgebung und die faszinierenden
Bilderwelten des Regisseurs ziehen den Zuschauer fast bis hin zu eigenen
Alpträumen und verwurzelten Ängsten. Die Vergleiche mit David Finchers Sieben, The Sixth Sense oder The Others rühren vor allem von dieser schaurigen Grundstimmung,
schockierenden Momenten – die sicherlich nichts für Zartbesaitete Gemüter (die
FSK 18 Freigabe ist nicht unberechtigt) sind – und verstörenden Gestalten und
Ereignissen, wobei der Film lediglich ähnliche Versatzstücke enthält, und an
keiner Stelle gesehenes wiederholt. Das Spiel mit Phantasie und Realität fällt
dann am Ende des Films stark auf, und verfehlt seine Wirkung auf gar keinen
Fall, da gerade der Schlusssatz dem Zuschauer den Atem raubt. Der eingesetzte
Score versteht es von der ersten Minute an, eine Gänsehaut zu erzeugen, und so
die Bilder erstaunlich gut zu ergänzen – My Black Dress von Fang ergänzt die Gesamtkomposition und kann begeistert auch für sich
genommen.
Entsprechend
der ständig vorherrschenden dunklen Grundstimmung der Bilder ist der Transfer
auf DVD sicherlich kein Leichtes, zumal das zugrunde liegende Filmmaterial ja
einen deutlich größeren Dynamikbereich hat. So fällt auch das Ergebnis nicht so
positiv aus, wie man es sich eigentlich gewünscht hätte, denn nach reichlichem
Gebrauch eines Rauschfilters finden sich gerade in den dunklen Bereichen des
Bildes nur noch wenige Feinheiten. Dafür gibt es stehende Rauschmuster (wie bereits
bei Umsetzungen aus anderen Ländern) zu beklagen, die vor allem in Flächen zum
Tragen kommen – Schärfe und Kontrast sind hingegen in Ordnung. Eine störende
Kleinigkeit stellen die Anmerkungen wie „Fünf Jahre später“ dar, deren Original
mit einem schwarzen Balken überblendet wurde, worauf das deutsche Pendant
gesetzt wurde Der Ton versteht es hingegen zu begeistern – ob es allerdings
gleich fünf Spuren hätten sein müssen, sei dahingestellt, denn vor allem die
deutsche Pro Logic Spur erscheint überflüssig und hätte Platz für mehr
Bildinformationen machen können. Auch die Anordnung der einzelnen Spuren wirkt
unpassend, denn kaum jemand wird die eben genannte verwenden und schließlich zur
vierten wechseln, die ein wunderschönes Klangbild mit ständig präsentem Score
auf den hinteren Lautsprechern in DTS bietet. Lediglich die Musik tritt
manchmal etwas zu stark in den Vordergrund, und der Center hat reichlich zu tun
– die passend eingesetzten Effekte (Vorsicht bei sensiblen Nachbarn!) sowie der
Raumklang entschädigen andererseits für einiges. Das Zusatzmaterial ist, bis
auf einen spanischen Trailer mit englischen Untertiteln bedingt durch die
vielen Audiospuren komplett auf eine zweite DVD gesetzt worden – allerdings
hätten die weit über achtzig Minuten ohnehin nicht mehr auf die erste Scheibe
gepasst. Eingeläutet wird alles mit einem Making Of, welches zwar nicht
wirklich essentiell ist, aber doch nett anzuschauen. Die Deleted Scenes wissen
hingegen in einigen Szenen wichtige Hintergründe zu Figuren und Handlungen zu
offenbaren. Die beiden Kurzfilme Alicia und Days without light zeigen derweil die visionären Künste des Regisseurs, welche
er hier äußerst experimentell einsetzt, um verstörende Bilderwelten zu
schaffen. Das von Nicole
Iskra und Ivo Scheloske geführte
Interview mit Jaume
Balagueró dreht sich hauptsächlich um Darkness, das neueste Werk des Filmemachers – leider ist die Tonqualität
bedingt durch Wind nicht optimal. Natürlich dürfen auch Spots, Original Trailer
in spanisch und englisch nicht fehlen – ein besonderer Leckerbissen ist jedoch
der, leider nicht anamorphe, von Jaume Balagueró als Gegenleistung
für die Verwendung des Liedes im Film gedrehte Videoclip My Black Dress (mit Songtext und Discografie). Zur Abrundung gibt es eine
anamorphe Bildergalerie sowie Bio- Filmographien, eingebettet in ein sehr
liebevolles, wenn auch nicht hundertprozentig passendes, Menü.
Prädikat: Schauriger
Psycho mit Schwächen in der Charakterdarstellung – sehr ansprechende DVD
Umsetzung, die allerdings kein optimales Bild besitzt !!!
© Heiko Henning
24.8.2003