Originaltitel: Phenomena Alternativtitel: Creepers Darsteller: Jennifer Connelly
(Jennifer Corvino), Daria Nicolodi (Frau Brückner), Dalila Di Lazzaro
(Rektorin), Patrick Bauchau (Inspektor Rudolf Geiger), Donald Pleasence
(Professor John McGregor), Fiore Argento (Vera Brandt), Federica Mastroianni
(Sophie), Fiorenza Tessari (Gisela Sulzer), Mario Donatone (Morris Shapiro),
Francesca Ottaviani (Krankenschwester), Michele Soavi (Kurt – Geigers
Assistent), Franco Trevisi (Immobilienmakler), Fausta Avelli (Schülerin), Marta
Biuso (Schülerin), Sophie Bourchier (Schülerin), Paola Gropper (Schülerin),
Ninke Hielkema (Schülerin), Mitzy Orsini (Schülerin), Geraldine Thomas
(Schülerin), Franca Berdini (Lehrer), Kaspar Capparoni (Karl Sophies Freund), Alberto
Cracco (UBS Bankangestellter), Antonio Maimone (EEG Doktor), Davide Marotta
(Patua – Bruckner Kind), Fulvio Mingozzi (Herr Sulzer), Marisa Simonetti
(Schülerin) Produktionsfirma: Dacfilm, Intra Produktion: Dario Argento Regie: Dario
Argento Regieassistenten:
Michele Soavi, Bettina Graebe Drehbuch: Dario Argento, Franco Ferrini Kamera: Romano Albani Musik: Goblin, Bill Wyman,
Claudio Simonetti, Iron Maiden, Motorhead, Andy Sex Gang, Simon Boswell, Fabio
Pignatelli Schnitt: Franco Fraticelli
Special Effects: Antonio Corridori, Sergio Stivaletti Visual Effects: Luigi Cozzi Verleih: New
Vision, Vidimpex (Video) Erstaufführung: 17.2.1988 Video
Dragon Film Entertainment 2001 Italien/Schweiz
1985 111:11 Minuten (+ Zusatzmaterial: 5x
Filmographien; Trailer: englisch 2:29, italienisch 2:29; Interview mit Dario
Argento 18:59; Interview mit Claudio Simonetti 14:53; Interview mit Luigi Cozzi
25:33; Behind the Scenes/Making of 4:40; Musikvideo „Jennifer“ 4:10; Musikvideo
„Valley“ 4:00; Claudio Simonetti spielt Phenomena 2:52; Postkarte signiert für
diese Special Edition; Hidden Feature 2:30; Bildergalerie Phenomena 8:28;
Bildergalerie Jennifer Connelly 3:38) 16
Seiten Booklet 12 Kapitel, Widescreen 1,66:1;
Deutsch Dolby Pro Logic, Englisch Dolby Pro Logic, Italienisch Dolby Pro Logic;
Untertitel: deutsch, englisch, niederländisch;
Ländercode: 0 2xDVD-5 FSK --
Eine
dänische Touristin wird vermisst – zuletzt wurde sie in einem Bus gesehen,
welcher durch die Schweizer Lande fährt. Etwa ein dreiviertel Jahr später wird
ihr Kopf gefunden, und der ermittelnde Inspektor Rudolf Geiger beauftragt
den Insektenforscher Professor John McGregor, dessen Assistentin
Rita, wie einige andere Mädchen, ebenfalls vermisst wird, den
Todeszeitpunkt mittels des Vorhandenseins bestimmter Maden zu ermitteln. Währenddessen
findet sich Jennifer
Corvino, die Tochter eines berühmten
Schauspielers, im nahe gelegenen Zürich in einem Mädcheninternat
ein. Da sie extrem schlafwandelt und meint, mit Insekten kommunizieren zu
können, ist sie schnell bei ihren Mitbewohnerinnen und den leitenden
Angestellten als Verrückte abgestempelt, und soll sich psychiatrischer
Behandlung begeben. Nur bei Professor McGregor findet sie Zuspruch, der
soweit geht, dass er sie dazu bringt, mithilfe einer Fliege, die sich nur von
Leichen ernährt, auf die Suche nach den Leichen der Opfer geht – auf diese Idee
kam der Professor, als ein Handschuh an einem Tatort gefunden wurde, in dem
Larven der Fliege klebten...
Dieser
eher verträumte Argento entspricht mit seinen fast schon märchenhaften
Elementen weniger dem, was seine Fans nach Werken wie Suspiria, Inferno und Tenebre erwartet hätten. Deshalb stieß der Film auch mancherorts auf
wenig Gegenliebe, was zum großen Teil ungerechtfertigt ist, wenn man Phenomena für sich betrachtet. Die Geschichte eines übernatürlich
begabten Mädchens, welches mit Insekten kommunizieren kann, ist zwar eher aus
dem Umkehrschluss entstanden, dass es möglich ist, mithilfe bestimmter
Insektenlarven den Todeszeitpunkt von Leichen festzustellen, kann allerdings insgesamt
auch überzeugen. Hinzu kommt die Tatsache, dass auch hier Argento sein Auge für wunderschöne Kulissen und Kamerafahrten auslebt,
und so dem Film eine unglaublich schöne Verträumtheit verleiht, die in entsprechend
krassem Gegensatz zu den harten und blutigen Bildern steht. Gerade dadurch entstehen
ein gewisser Reiz und ein Faszination, die den Rezipienten, der sich auf das
Gesehene einlässt, zu fesseln versteht. Untermalt wird das Ganze von einem
wunderschönen, tiefsinnigen Score, der nur manchmal von partiell etwas
unpassend eingesetzten Heavy Metal Stücken (beispielsweise von Iron Maiden) unterbrochen wird. Zwar erscheint das schlussendliche
Motiv des Mörders nicht wirklich neu, und bereits in Vorgängern wie Freitag der 13. durchgespielt, was dem Finale jedoch nicht schlechter
aussehen lässt. Auch was die Besetzung angeht, so überrascht Dario Argento diesmal mit bekannten Gesichtern aus Hollywood. Jennifer Connelly fiel ihm bereits beim Dreh von Es war einmal in Amerika auf, und erschien ihm als die ideale Besetzung der
Hauptrolle. Donald
Pleasence, als ein Urgestein der Horror und
Suspense Filmszene, scheint ebenfalls die einzig wahr Besetzung des an den
Rollstuhl gefesselten Entomologen. Auch seine damalige Frau Fiore, von welcher er sich kurz drauf getrennt hat, wirkt in der Rolle der Vera Brandt alles andere als deplatziert. Was den Drehort angeht, so folgt
der Meister des Giallo seiner sonstigen Vorliebe Europa, wobei es diesmal Passenderweise
ein Mädcheninternat in der Schweiz ist. Für die sehr
überzeugenden Insektenszenen zeigte sich Luigi Cozzi verantwortlich, der
mit überraschenden Mitteln sehr gute Ergebnisse erzielte. Gerade im
Zusammenhang mit den Szenen, bei denen Tiere in direkter Interaktion mit den
Darstellern waren, dürften jedoch alles andere als einfach zu realisieren
gewesen sein. Abgerundet wird dieser Positive Eindruck von Antonio Corridori und Sergio
Stivaletti, welche die Special Effects sehr
plastisch und teils auch recht blutig realisierten. Das ist sicherlich auch der
Grund, warum der Film hierzulande um etwa fünf Minuten gekürzt war, auch wenn
zum Teil Handlung der Schere zum Opfer fiel. Schlimmer hatte es jedoch die Amis
erwischt, bei denen dem dort Creepers genannten Film fast eine
halbe Stunde fehlte, und entsprechend sinnentstellt ausschaute.
Diese
DVD stellt allerdings die längste, bisher nur in italienisch erhältliche,
Fassung zur Verfügung, die gegenüber der amerikanischen Fassung reichlich mehr
Handlung, und im Vergleich mit der alten deutschen neben Dialogszenen natürlich
auch noch blutige Szenen mehr enthält. Angesichts der Länge wirken die zwölf
Kapitel auch etwas knapp bemessen, und auch nicht wirklich optimal gesetzt. Das
Bild wirkt etwas farblos, was allerdings bereits beim Dreh als Stilmittel so
gewollt war. Das sich Verschmutzungen auf dem Master zeigen, ist da schon eher
ärgerlich – nachvollziehbar sind die leicht körnigen Passagen der
Originalversion, die nachträglich sauber eingefügt wurden. Wenige wurden im
italienischen Original belassen, die meisten mit mehr Dialog bekamen eine neue
Synchronisation verpasst, allerdings leider nicht mit Originalsprechern, was mittendrin
schon auffällt. Der Ton ist durchweg als gut zu bezeichnen, wirkt an wenigen
Stellen nur etwas spitz. Beim Zusatzmaterial dieser 2 DVD Box wurde
erstaunliches geleistet, und so gibt es auf der ersten DVD neben dem Film auch
noch Filmographien und zwei Trailer, die allerdings unterschiedliche Helligkeit
zum Film ausweisen. Auf der zweiten Scheibe findet man ein interessantes, wenn
auch nicht so freundlich wirkendes Interview mit Dario Argento persönlich
mit deutschen und englischen Untertiteln. Als zweites kommt Claudio Simonetti zu Wort, der einiges über die Gruppe Goblin und Filmmusik im Allgemeinen zu sagen hat. Luigi Cozzi lässt sich dann neben den Effekten zu Phenomena vor allem über die italienische Filmindustrie aus. Das
Making Of ist erfahrungsgemäß nicht wirklich informativ, zumal das italienische
Original lediglich mit festen englischen Untertiteln versehen ist. Die beiden
Musikvideos „Jennifer“ (welches zu Promozwecken für den Film im direkten
Anschluss produziert wurde) und „Valley“ sind effektvoll in Szene gesetzt. Claudio Simonetti spielt dann das Hauptthema der Filmmusik, was sehr nett anzusehen
ist. Die abgebildete signierte Postkarte für die Special Edition wäre
sicherlich auch als Dreingabe für diese auf 3000 Stück limitierte
Version wünschenswert gewesen. Zum Abschluss gibt es dann noch je eine
Bildergalerie vom Film und der Hauptdarstellerin, die unter anderem auch Fotos
in leicht bekleideter Form enthalten. Der zwei DVD Pappschuber ist sehr schön
aufgemacht und lohnt alleine mit dem sechzehnseitigen Booklet bereits den –
zugegebenermaßen nicht gerade günstigen – Kauf.
Prädikat: Sehr empfehlenswertes
phantastisches Kino in wunderschöner Aufmachung !!!
© Heiko Henning
10.5.2003