Ring

Originaltitel: Ringu   Alternativtitel: Ring, Ring – das Original

Darsteller: Nanako Matsushima (Reiko Asakawa), Miki Nakatani (Mai Takano), Hiroyuki Sanada (Ryuji Takayama), Yuko Takeuchi (Tomoko Oishi), Hitomi Sato (Masami Kurahashi), Yoichi Numata (Takashi Yamamura), Yutaka Matsushige (Yoshino), Katsumi Muramatsu (Koichi Asakawa), Rikiya Otaka (Yoichi Asakawa), Masako (Shizuko Yamamura), Daisuke Ban (Dr. Heihachiro Ikuma), Kiyoshi Risho (Omiya der Kameramann), Yuurei Yanagi (Okazaki), Yôko Ôshima (Reikos Tante), Kiriko Shimizu (Ryomi Oishi), Rie Inou (Sadako Yamamura), Hiroyuki Watanabe (Hayatsu), Miwako Kaji (Kazue Yamamura), Yoko Kima (Grundschulmädchen), Asami Nagata (Grundschulmädchen), Keiko Yoshida (Schulmädchen), Yoshiko Matsumaru (Schulmädchen), Yoho Naose (Schulmädchen), Maki Ikeda (Yoko Tsuji), Takashi Takayama (Takehiko Nomi), Toshiliko Takeda (Yamamura als Teenager) Chihiro Shirai (Sadako als junges Mädchen), Mantarô Koichi (Rathaus Sprecher), Shinkichi Noda (Pressevertreterin), Kazufumi Nakai (Pressevertreterin)

Produktion: Takashige Ichise, Shinya Kawai, Takenori Sento

Regie: Hideo Nakata

Drehbuch: Hiroshi Takahashi   Vorlage: Kôji Suzuki

Kamera: Junichirô Hayashi

Musik: Kenji Kawai

Schnitt: Bipasha Shom

Spezialeffekte: Hajime Matsumoto

Verleih: e-m-s

Erstaufführung: 5.8.1999 (Fantasy Filmfest Frankfurt)   Anolis Entertainment 15.5.2003   Japan 1998

95:16 Minuten (+ Zusatzmaterial: Hidden Feature 1:25; Trailer deutsch 2:02; Original Trailer 2:02; Trailer UK 0:50; Export Trailer 1:22; Trailer Ring 2 0:30; Bildergalerie 3:08; Kurzgeschichte „The Woman“ 13:01), 20 Kapitel

Widescreen 1,85:1 anamorph

Deutsch Dolby Digital 2.0, Japanisch Dolby Digital 2.0; Untertitel: deutsch, deutsch Credits

Ländercode: 2   DVD-5   4 Seiten Booklet   FSK 16

Reiko Asakawa ist Journalistin und recherchiert gerade für ihre Zeitung eine seltsame Geschichte, die man sich mittlerweile an den Schulen von Japan erzählt. Es gebe ein Video, welches angeblich auf einer nicht belegten Frequenz des Fernsehnetzes in dem ruhigen Nachbarort Izu gesendet, und durch Zufall aufgezeichnet wurde. Zu erkennen wäre nicht viel – nur eine Frau in einem Spiegel, einen Brunnen, und dazu würden schaurige Geräusche zu hören sein. Wer dieses Video gesehen hat, bekäme daraufhin einen Anruf und hätte nur noch sieben Tag zu leben, aber von jemandem, der tatsächlich gestorben sei habe man nur von dem Bekannten einer Freundin eines Freundes gehört. Alles ändert sich, als die Nichte von Reiko, Tomoko Oishi, aus unerklärlichen Gründen stirbt und bekannt wird, dass sie mit Freunden in einem Ferienhaus in Izu ein merkwürdiges Video gesehen hat. Als sie einen Fotocoupon bei Tomoko findet, lässt sie die Bilder heimlich entwickeln – die Fotos sind von dem Ausflug, und zu Anfang scheint auch noch alles in Ordnung zu sein, doch nach den ersten Bildern sind die Gesichter der Jugendlichen auf surreale Weise entstellt. Auch ihre Freunde sind zur gleichen Zeit gestorben – in einem Video vom Tatort kann die Journalistin erkennen, mit welchem entsetzten Gesichtsausdruck sie das Zeitliche gesegnet haben. Nicht zuletzt diese Tatsache zwingt sie dazu, der Sache nachzugehen, und in der Verwaltung des Ferienhauses findet sie durch Zufall das unbeschriftete Video und sieht es sich an, danach erfolgt ein Telefonanruf mit den gleichen verstörenden Geräuschen wie auf dem Band. Sie hat noch sieben Tage und wendet sich an ihren Ex-Mann, dem Mathematik-Professor Ryuji Takayama, der sich nach dem Ansehen des Bandes bereit erklärt, ihr zu helfen nach der Ursache zu suchen – doch die Zeit läuft davon, als auch noch Reikos Sohn das Tape sieht, weil Tomoko es ihm gesagt hat...

Als Kôji Suzuki im Jahre 1991 seinen Roman veröffentlichte, der als The Ring bekannt werden sollte, konnte er sich einen dermaßen großen Erfolg der Idee sicherlich kaum vorstellen. Der in Japan äußerst bekannte, und deshalb auch gerne als „asiatischen Stephen King“ bezeichnete, Schriftsteller von phantastischen Romanen konzipierte seine Geschichte allerdings schon damals als Trilogie, die in den beiden Bücher The Spiral/Rasen (1995) und Loop (1998) ihre Fortsetzung fand – abgerundet wurde der Zyklus mit drei Kurzgeschichten in The Birthday (1999). Vier Jahre nach der Veröffentlichung des Romans wurde das erste Buch als Fernsehfilm Ring: Kanzenban sehr nah an der Vorlage, aber wenig spannend, umgesetzt. Deshalb wurde die Story als Ringu (Ring – das Original) noch mal fürs Kino realisiert, wobei es einige Änderungen gab. Die Hauptfigur, der männliche Journalist Kazuyuki Asakawa wurde zur Journalistin Reiko Asakawa, und der ehemalige Schulfreund Ryuji Takayama kurzerhand zum Exmann. Außerdem fehlen einige wichtige Einzelheiten, die im Film höchstens ganz am Rande erwähnt werden, wenn überhaupt. Auch einige hochinteressante Informationen über den „Virus“, beziehungsweise seine Personifizierung, bleiben unverwendet. Dennoch schlug dieser erste Kinofilm ein, wie eine Bombe – hierzulande blieb er ein Geheimtipp für diejenigen, den eine japanische Originalfassung mit englischen Untertiteln keine Angst einjagt. Beim zweiten Teil Rasen, der von einem komplett anderen Team realisiert und zur gleichen Zeit veröffentlicht wurde, verlief es nicht ganz so, denn die Verfilmung fand wenig Anklang. Aus diesem Grund wurden mit Ring 2 und Ring 0 alternative Fortsetzungen des Filmstoffes gedreht, die nicht mehr auf den Büchern basierten. Ein Jahr nach dieser Verfilmung kam dann eine koreanisch/japanische Koproduktion mit Namen The Ring Virus zustande, die zwar einige gute Ansätze und Momente hat, allerdings nicht völlig überzeugen kann. Bekannt wurde der Film außerhalb von Japan, als die Amerikaner wieder einmal auf die glorreiche Idee kamen, einen erfolgreichen Stoff aus anderen Landen zu „amerikanisieren“ (siehe unter anderem Nachtwache und Nikita), damit er für ihre Landsleute auch goutierbar wird, und auch die degenerierte Kino Fast Food Generation den Inhalt versteht. Das die Story einige Veränderungen hinnehmen musste, ist klar, doch diesmal wurde nicht so rigoros umgeschrieben, und das Gerüst blieb fast unbeschadet. Natürlich gibt es einige inhaltliche Schnitzer, die vor allem nach dem Genuss des Originals, ins Auge fallen, aber dafür bietet das Remake deutlich mehr Pulstreibende Spannung und Schockeffekte. Demgegenüber ist Ringu eher unscheinbar und arbeitet fast völlig mit subtilen Mitteln, die im Kopf des Zuschauers untergründige Ängste heraufbeschwören. Die niedrige Altersfreigabe ist nämlich nicht ohne Grund, denn wirklich blutige Momente gibt es nicht – allerdings verfehlt das Zeigen von Händen mit heraus gebrochenen Nägeln nicht seine Wirkung. Stellt man sich vor, in welche Panik ein Mensch verfallen muss, damit er beim Fluchtversuch auf solche Schmerzen keinerlei Rücksicht nimmt... Und auf diese Weise funktioniert vieles im Film, der folgerichtig ein mündiges, mitdenkendes Publikum fordert. Alleine die zu Anfang kaum vorhandene musikalische Untermalung, und das dezente Einsetzen der Geräusche ist gewöhnungsbedürftig – verfehlt aber auf keinen Fall seine Wirkung. Die schaurige und geradezu organische Geräuschkulisse, die dadurch langsam entsteht, sorgt, zusammen mit den aus teils verstörenden Kamerawinkeln gedrehten Bildern, für garantierte Gänsehaut. Mit einfachsten, aber äußerst effektiven bildtechnischen Mittel schafft Hideo Nakata das, was heutige Horrorfilme mit all ihren Effekten nicht mehr schaffen: Gänsehaut und Schauer pur. Die durch Bildersprache erzeugte Atmosphäre ist – sofern man sich auf den Film einlässt – packend, und lässt den Zuschauer nicht mehr los. Das ist umso erstaunlicher, als dass der Film, vor allem in den ersten beiden Dritteln, recht unspektakulär seiner Handlung folgt, und auch keine Spannung durch unmittelbare lebensbedrohende Situationen erzeugt wird. Nur die Aussicht auf den in sieben Tagen angekündigten Tod schwebt wie eine dunkle Wolke über den Figuren, und schafft so eine gewisse Unruhe beim Zuschauer. Diese wird durch den hauptsächlichen Einsatz von verfremdeten metallischen und organischen Geräuschen seitens Kenji Kawai weiter gesteigert. Die Darsteller erfüllen die ihnen von Drehbuch und Regisseur zugeteilte Rolle und bieten dem Zuschauer Identifikationsfiguren, allerdings ohne durch besondere Glanzleistungen in den Vordergrund zu treten. Die Sehgewohnheiten der westlichen Zuschauer, die sonst mit Actionfeuerwerk, pompösem Soundtrack und bedrohten Schönlingen aus Hollywood bombardiert werden, werden komplett auf den Kopf gestellt. Auch die Tatsache, dass sich der Film selbst vollkommen ernst nimmt, ist ja bei einem Horrorfilm momentan alles andere als selbstverständlich. Als Zugeständnis an den Mainstream kann man hingegen sicherlich beispielsweise das plastische Darstellen der Angst, hier durch einen durch den Fernseher steigenden Geist, sehen. Diese Tatsache, wie auch das Grundmotiv des auf Video gebannten Fluchs, ist sicherlich als Kritik an der auf diese Medien fixierten Menschen des multimedialen Zeitalters ausgelegt. Das trifft natürlich vor allem den heimischen Cineasten, der auch daheim etliche Videos beziehungsweise DVDs konsumiert, und dadurch teils auch weniger von seiner sozialen Umwelt wahrnimmt. Schlussendlich kann man dem Film einen gewissen Kultfaktor nicht absprechen, wenn man sich auf den filmischen Stil einlässt. Doch man sollte auf jeden Fall zuerst dieses Original sehen, da durch das Remake falsche Erwartungen bezüglich der Spannung und vor allem der Art des Schreckens erzeugt werden. Außerdem leidet die Spannung, da man einige Spannungsmomente sowie ein paar 1:1 kopierte Szenen bereits kennt.

Bei der Umsetzung auf DVD hat sich Anolis Entertainment sichtlich ins Zeug gelegt, und umso ärgerlicher ist das Ergebnis. Zwar gibt es ein anamorphes Bild, aber als Vorlage diente sicherlich ein Digibeta, was man unter anderem auch an den runden Überblendsymbolen erkennen kann, die häufig in der rechten oberen Ecke auftauchen. Ansonsten gibt es aber wenig störende Fragmente zu beklagen – was dem Bild allerdings überhaupt nicht gut bekommen ist, ist die Konvertierung von NTSC zu PAL. Die Farben wirken sehr flau und wenig leuchtend, was allerdings sogar, angesichts der Stimmung, recht gut passt. Was allerdings wirklich stört, ist der fehlende Kontrast und das scheinbar künstlich aufgehellte, durch das auch in finsterster Nacht kein wirkliches Schwarz mehr zustande kommt. Hier trifft es dann ausnahmsweise mal ein ambitioniertes Label, denn die Master aus Fernost haben nicht zu Unrecht einen schlechten Ruf, und so kann man sich zumindest über die anamorphe Abtastung freuen, die ja hier auch alles andere als selbstverständlich ist.

Beim Ton wird solides Stereo geliefert, sowohl bei der deutschen Synchronisation, als auch beim japanischen Original, welches allerdings teils etwas dumpf klingt. Wer keine billigen Synchronisationen von so manch trashigen Horror oder Action Krachern gewohnt ist, wird angesichts dieser kostengünstigen „Eindeutschung“ sicherlich nicht gerade beigeistert sein, denn diese wirkt gekünstelt und vor allem die Sprecher und Sprecherinnen der Nebenrollen sollten noch mal in die Lehre bei Profis gehen. Die Originalliebhaber können jedoch problemlos auf die japanische Originalspur wechseln, für die es vernünftige Untertitel gibt, die sogar – im Gegensatz zu der englischen DVD – ausblenden kann.

Was die Extras angeht, ist es bei einem solch in die Jahre gekommenen Film selbstverständlich keine gnadenvolle Aufgabe, nach Zusätzen zu suchen, es sei denn, es handelt sich um einen Big Budget Hollywood Streifen, für den extra noch nachträglich etwas gedreht wird. So sind dann neben dem genialen Hidden Feature (mit Dolby Digital 5.1 Anlage ein wirklich schauriges Erlebnis!), Trailern aus Deutschland, Japan, UK, dem für den Export sowie für Ring 2 nur noch eine Bildergalerie den alten Beständen entlockt worden. Außerdem hat Anolis extra den ersten Teil der in dem Ring Universum spielende Kurzgeschichte The Woman von Sean Chang, gesprochen von Martin Schäfer, für diese DVD anfertigen lassen, was wieder einmal zeigt, welche Mühe sie sich mit der Scheibe gemacht haben. Da stört es auch weniger, wenn weder das, ansonsten sehr stimmungsvolle, Menü, noch die Extras anamorph auf die Scheibe gebannt wurden. Als Sahnehäubchen bekommt der Käufer außerdem noch ein sehr schönes Booklet, das vor allem für Raubkopierer sehr interessant sein dürfte...

Prädikat:       Ein ruhiger Kultfilm der Neuzeit und für aufgeschlossene Rezipienten ein Muss – in einer, dem alter und der Herkunft entsprechenden, Aufmachung mit gewissen Schwachstellen !!!

© Heiko Henning

5.9.2003