Running out of Time II

Originaltitel: Aau chin 2   Alternativtitel: An zhan 2; Running Out of Time 2; Running Out of Time 2 – Welcome to the game again

Darsteller: Lau Ching Wan (Inspektor Ho Shong Sang), Ekin Cheng (der Dieb), Kelly Lin (Teresa), Hui Shiu Hung (Assistant Commissioner Wong Kai Fa), Lam Suet (Ken), Ruby Wong (Madam), Ding Yuin-Shan

Produktionsfirma: Milkyway Image (HK) Ltd. Production

Produktion: Johnny To

Regie: Johnny To, Law Wing Cheong

Drehbuch: Yau Nai Hoi, Au Kin Yee

Kamera: Siu-keung Cheng

Musik: Raymond Wong

Schnitt: Law Wing-cheong, Yau Chi Wai

Visual Effects: Stephen Ma

Verleih: e-m-s

Erstaufführung: 2001   e-m-s/Cine Magic Asia 7.8.2003   Hongkong 2001

95:27 Minuten (+ Zusatzmaterial: Making Of – Featurette 5:44; Originaltrailer 2:03; Filmographien: Johnny To, Ekin Cheng, Kelly Lin, Lau Ching Wan)   20 Kapitel

Widescreen 1.78:1 anamorph

Deutsch Dolby Digital 2.0, Deutsch Dolby Digital 5.1, Kantonesisch Dolby Digital 5.1, Deutsch DTS 5.1; Untertitel: deutsch

Ländercode: 2   DVD-9   FSK 16

In Hongkong werden immer mehr Kunstgegenstände gestohlen, und nicht nur der die Ermittlungen führende Inspektor Ho Shong Sang tappt scheinbar im Dunklen. Auch die Chefin der geschädigten Versicherer, Teresa, weiß nichts von den Hintergründen, beschließt jedoch, sofort anstandslos die Bestohlenen auszuzahlen, damit es keine schlechte Presse gibt, die einem kurz bevorstehenden großen Deal im Wege stehen könnte. Doch dann ruft sie der Dieb persönlich an, und verlangt Lösegeld für die Kunstgegenstände, was nebenbei auch die Polizei mithört. Ho Shong Sang versucht nun, mit der ein wenig erzwungenen Hilfe von Teresa, den Dieb bei der Geldübergabe zu fassen. Doch schnell zeigt sich, dass dieser es scheinbar mehr auf das Spiel zur Erlangung des Geldes, als auf das Geld selbst abgesehen hat. Immer wieder führt er dem Inspektor lächelnd vor Augen, auf welch brillante Art und Weise er dieses Spiel zu spielen vermag...

Nach dem mit vielen Lorbeeren versehenen ersten Teil, sowie dem zwischendurch von Johnny To realisierten Fulltime Killer, bei dem auch Kelly Lin mitspielte, war die Erwartungshaltung wieder einmal sehr hoch. Wirklich erfüllen konnte diese Fortsetzung die Erwartungen der Zuschauer natürlich nicht, was allerdings mehr an den Erwartungen, als am Films selbst liegen dürfte. Wer das Gleiche, nur besser bei der Fortsetzung eines sehr guten Films erwartet, kann eigentlich nur enttäuscht werden – Ausnahmen bestätigen die Regel. Hätte Herr To diesen Film nicht Running out of Time 2 genannt, um den entsprechenden Bekanntheitsgrad an den Kinokassen auszunutzen, wären sicher wieder alle hellauf begeistert gewesen. Doch so muss der Film gegen den völlig anders gearteten Vorgänger antreten, was er eigentlich gar nicht nötig gehabt hätte. Im Gegensatz zu Teil eins, und etlichen anderen Streifen aus Hongkong, wird auf die typischen Bestandteile des Heroic Bloodshed fast komplett verzichtet. Zwar gibt es auch einige Bestandteile, die wie direkt aus dem ersten Teil entnommen scheinen, doch wenn man hiernach bei Filmen sucht, wird man immer an irgendeiner Stelle fündig. Es gibt keine stilistisch berauschenden, aber nicht immer wirklich passenden Schießereien am laufenden Band. Die Explosionen halten sich zugunsten von harmlosen Rauchbomben, in dessen Schutz der Dieb gefahrenlos agieren kann. Was hingegen ganz klar im Vordergrund steht, sind die intelligenten Auseinandersetzungen zwischen den beiden Kontrahenten, die scheinbar nur zufällig auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes ihren Platz gefunden haben. Gerade dem vermeintlichen Verbrecher kommt es vor allem auf seinen Spaß an, den er mit spielerischer Leichtigkeit auch auf den Polizisten überträgt. An dieser Stelle wirkt der Titel des Films auch etwas falsch gewählt, da gerade die spielerischen Auseinandersetzungen eine Leichtigkeit ausstrahlen, die rein gar nichts mit Zeitdruck gemein hat. Häufig geht der Humor schon in die skurrile Ecke, doch er bleibt ständig nachvollziehbar, wenn es sich um die beiden Hauptcharaktere dreht. Der viel gelobte Lau Ching Wan, aber auch sein Gegenspieler, der eine Art hochintelligenter Robin Hood meets David Copperfield darstellt, Ekin Cheng begeistern ihre Zuschauerschaft, und spielen fast alle Kollegen gegen die Wand. Vor allem bei Hui Shiu Hung ist das jedoch kein Wunder, da er mit der undankbaren Rolle des völlig nervenden und für jeden Klamauk bereite Rolle des dummen Chefs geschlagen wird. Was ebenfalls störend wirkt, ist das zu kurz geratene Finale zwischen den beiden Kontrahenten, das ruhig noch etwas spektakulärer hätte ausfallen können. Gewisse moralische Komponenten, wie das Bekehren des spielsüchtigen Polizisten, sind zwar prinzipiell positiv, hinterlassen allerdings wegen der Spur zu dicken Auftragens einen etwas faden Nachgeschmack. Für sich gesehen bietet der Film also schlussendlich äußerst gute und vor allem intelligente Unterhaltung jenseits der üblichen Hongkong Kost. Die zahllosen Waffen werden gegen den äußerst scharfen und vor allem scharfsinnigen Verstand ausgetauscht. Natürlich gibt es auch ein paar kleine Kritikpunkte, aber diese sollten nicht anhand des Vorgängers festgemacht werden.

Bei der Qualität der DVD sieht es ähnlich aus, wobei hier der Schwachpunkt in der Schärfe des Bildes liegt, die nicht immer in den optimalen Bereich kommt. Ansonsten gibt es, gerade für ein asiatisches Werk, erstaunlich wenig zu beanstanden, denn an die wenigen analogen Fehler hat man sich bei Produktionen aus Hongkong ja bereits gewöhnt. Sowohl die knalligen Farben, als auch der Kontrast, der sogar in dunkleren Momenten nicht wirklich schwächelt, wissen zu überzeugen. Bei den drei 5.1 Tonspuren gibt es keine wirklichen Überraschungen – lediglich solide Dialoge und dezent eingestreute Direktionale Effekte wie aus den hinteren Lautsprechern erschallendes Vogelgezwitscher oder herumfahrende Autos. Das liegt allerdings ganz klar am Film, der durch seine ruhige Machart herzlich wenig Möglichkeit für große Geräuschkulissen bietet. Dafür gibt es eine solide Synchro vom gleichen Team wie bei Fulltime Killer, wobei nicht ganz deren Klasse erreicht wird. Auch bei dem Zusatzmaterial kann Running out of time 2 nicht mit seinem DVD Vorgänger mithalten, da es nur wenig zu begutachten gibt. Das fünfminütige Making Of ist dabei noch das interessanteste, da sich hier die Schauspieler ungewohnt ehrlich über die Filmarbeiten auslassen. So etwas wäre in Hollywood unvorstellbar, da alles andere als hochgradiges Loben der anderen Mitarbeiter scheinbar einem Todesurteil gleichkommt. Hier erfährt man auch etwas über die anscheinend sehr improvisierten Dreharbeiten mit dem Regisseur, der es dennoch fertig gebracht hat, einen lohnenswerten Streifen daraus zu fertigen. Außerdem gibt es natürlich noch einen Originaltrailer und Filmographien von Johnny To, Ekin Cheng, Kelly Lin und Lau Ching Wan auf Texttafeln. Hier wäre etwas mehr Kraft sicherlich nicht falsch investiert gewesen, denn Freunde des Hongkong Kinos sind sicherlich auch ein dankbares Publikum bei weiterführenden Informationen zu den Hintergründen.

Prädikat:       Empfehlenswerter intelligenter Streifen vom hochgelobten Johnny To – über die kleinen Fehler sieht man aufgrund des enormen Unterhaltungswertes allzu gerne hinweg !!!

© Heiko Henning

30.11.2003