Second Name

Originaltitel: El Segundo nombre   Alternativtitel: Second Name; El Segon nom; Second Name: Dein Name sei Tod

Darsteller: Erica Prior (Daniella), Trae Houlihan (Chrysteen), Denis Rafter (Simon Hastings), Craig Stevenson (Toby Harris), John O'Toole (Father Elias), Frank O'Sullivan (Inspector Potts), Toby Harper (Dr. Grant), Miguel Monroy (Raymod), Birgit Bofarull (Mrs. Hastings), Richard Collins-Moore (Dr. Larabee), Ian Gibbs (Pathologe), Teresa Gimpera (Nana), Craig Hill (Theodore Logan), Saskia Giró (Florist), Alain Cipot (Hotel Rezeptionist), Alan Padilla (Altar Junge), Chris Hood (Betrunkener in Pension), Daniela Buckley (Kinderschwester Doktor Larabee), David Llamas-Pye (Rezeptionist Piett), Emma Lacostena (Daniella 8 Jahre), Gillian Apter (Day Kinderschwester), Greg Arnot (Friedhofsarbeiter), Jim Arnold (Priester), Joan Minguell (Mann ohne Gesicht), Joaquín Calderón (Bar Kellner), John Merry (Rezeptionist John), Julie Nash (Nacht Kinderschwester), Miguel Ángel Ibáñez (Leichnahm), Oriol Genis (Forensischer Assistent), Pamela Field (ältere Bar Frau), Reg Wilson (Drooling Mann), Stuart McLauchlan (Fahrer), Sue Flack (lächelnde Frau), Susan Mallinson (Ehefrau)

Produktionsfirma: Filmax International: Castelao Productions; Just Films

Produktion: Julio Fernández

Regie: Francisco Plaza Trinidad als Paco Plaza

Drehbuch: Fernando Marías, Francisco Plaza Trinidad als Paco Plaza   Vorlage: Ramsey Campbell Novelle: Pact of the Fathers (Pakt der Väter)

Kamera: Pablo Rosso

Musik: Mikel Salas

Schnitt: José Ramón Lorenzo Picado

Special Effects: DDT

Verleih: e-m-s

Erstaufführung:    e-m-s 2.10.2003   Spanien 2002

95:00 Minuten (+ Zusatzmaterial: Interviews: Erica Prior 2:03, Paco Plaza 3:49, Julio Fernandez 3:58, Joan Ginard 1:37; Biographien: Erica Prior 2 Seiten, Paco Plaza 4 Seiten; Szenen vom Set 11:30; Originaltrailer 1:48)   16 Kapitel

Widescreen 1.85:1 anamorph

Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0, Deutsch Dolby Digital 5.1, Englisch Dolby Digital 5.1,; Untertitel: deutsch

Ländercode: 2   DVD-9   FSK: keine Jugendfreigabe

Die vierundzwanzigjährige Daniella ist entsetzt, als sie von dem Selbstmord ihres Vaters erfährt, und kann die Tat des anscheinend lebenslustigen Menschen nicht begreifen. Dabei hat er immer wieder beteuert, dass sie als sein einziges Kind seinen Lebenszweck darstellte – wie konnte er also so grausam zu ihr sein? Als Daniella ihrer in der Heilanstalt sitzenden und nicht mehr ansprechbaren Mutter davon erzählt, spricht diese nach Jahren zum ersten Mal, und schreit den Namen Josephine geradezu hysterisch heraus. Kurz nach seiner Beerdigung wird der Leichnam gestohlen und findet sich daraufhin in brutaler ritueller Form, scheinbar um Vergebung bittend, hergerichtet auf einer Müllhalde. Durch einen mysteriösen Pater Elias erfährt sie von der Sekte der Abrahamiter, die, dem Vorbild von Abraham folgend, ihr Erstgeborenes für Gott opfern, und ähnlich mit Sündern verfahren. Der Pater fragt sie daraufhin nach dem zweiten Vornamen ihres Vaters, der bei den „Gläubigen“ immer als Vorlage für den Vornamen des Erstgeborenen dient – in diesem Falle Joseph...

Nach dem großen Erfolg, den The Nameless weltweit an den Kinokassen hatte, sah Filmax genug Potential in diesem momentan expandierenden Bereich für junge Regietalente, um eine eigene Abteilung dafür zu gründen: Fantastic Discovery. Zusammen mit Just Films wurde sich dann auch gleich drangemacht, an den Erfolg anzuknüpfen, wofür es sich anbot, wieder als Grundlage eine Novelle von Ramsey Campbell zu verwenden – diesmal Pakt der Väter (Pact of the Fathers). Zum Glück wurde dabei nicht der Fehler begangen, inhaltlich oder seitens der Machart direkt an The Nameless anzulehnen. Was der Zuschauer hier von Paco Plaza, der mit bürgerlichem Namen Francisco Plaza Trinidad heißt, geboten bekommt, erscheint ein wenig wie eine moderne Variante von dem Roman Polanski Klassiker Rosemary’s Baby mit Fragmenten von Das Omen. Die ruhige Inszenierung, die leider auch ab und an für geringe Längenprobleme sorgt, zieht ihren Schrecken vor allem aus den dunklen Geheimnissen in der als heilig angesehenen Familie. Die Kameraführung ist dabei recht statisch und geizt mit unnötigen Schwenks, was die unterschwellige Bedrohung umso erdrückender werden lässt, da der Eindruck der Hilflosigkeit so gut transportiert wird. So transportiert sich der Reiz des Films also auch nicht durch direkten Nervenkitzel mit unmittelbarer Bedrohung, sondern zumeist mit der Bewältigung der eigenen Vergangenheit, bei der immer mehr klar wird, wie wenig man wirklich von ihr weiß. Es ist wieder einmal eine Sekte, die hinter allem steckt, aber das tastsächliche Motiv, die Erbsünde, wird von einer ganz anderen Seite als üblich beleuchtet. Getaucht wird das Ganze in warme Erd- und Brauntöne, die den Eindruck des vertrauten und behaglichen vermitteln, in welchem das Grauen sich besonders effektiv verankern kann. Die Ursprüngliche Geborgenheit der Familie findet zwar leider nur in retrospektiven Momenten Verwendung, doch mithilfe der Farbgebung wird der Aspekt der anfänglichen familiären Geborgenheit zumindest grundlegend transportiert. Die darauf folgende Infragestellung der eigenen Identität, gepaart mit den Sünden der Eltern, vermittelt den Rezipienten sehr plastisch subtilem Grauen. Mit etlichen Plot-Twists werden immer wieder falsche oder halbwahre Fährten gelegt, auf die der Zuschauer meist hereinfällt. Dabei lässt sich der Film keinem Genre eindeutig zuordnen, und schwankt zwischen ruhigem Horror, Thriller und Drama, jedoch ohne an der Zerrissenheit zu zerbrechen. Unterstützt wird die Genremixtur durch den unheilschwangeren, im Hintergrund ständig mit den Gefühlen der Zuschauer spielenden, hörenswerten Soundtrack. Nicht unmaßgeblichen Anteil an der Glaubhaftigkeit haben dran sicherlich die Darsteller, allen voran Erica Prior, die in ihrem Leinwanddebüt die Verzweiflung des Charakters glaubhaft zu transportieren versteht. Erfrischend ist auch wieder mal die Tatsache, keine bekannten Größen aus Hollywood zu sehen, die zwar ihre Arbeit gut machen, aber nicht mehr den Einsatz zeigen, wie man ihn hier vor Augen geführt bekommt. Francisco Plaza Trinidad, der mit Second Name, ebenfalls seinen Fullfeature Film abliefert, zeigt wieder einmal das Potential, welches bei den jungen spanischen Regisseuren vorhanden ist und auf Förderung harrt. Dass er sein Handwerk versteht, bewies Paco Plaza zuvor mit den Kurzfilmen Tropismo, Tarzán en café de Lisboa und Abuelitos. Gerade letzterer erntete unter anderem die Preise „Bester Kurzfilm“ beim Canal Plus Fantastic Cinema Festival in San Sebastian und „Canal Plus Award“ in Brüssel sowie den ersten Preis beim Young Producers Festival in Albacete. Ebenfalls ein Indikator dafür, dass nach einigen Jahren der Durststrecke langsam auch wieder mit großen Produktionen im phantastischen Bereich aus Spanien zu rechnen ist. Völlig unverständlich ist die verweigerte Jugendfreigabe hierzulande, da die blutrünstigsten Szenen die des hergerichteten Leichnams sind – unnötig zu erwähnen, dass diese Version des Films uncut ist.

Was die Umsetzung auf der goldigen Scheibe angeht, so verhält es sich wie beim Film selbst: Perfektion wird nicht erreicht, doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Bild weist einen guten Schärfewert auf, und zeigt lediglich im Hintergrund ein wenig Rauschen, das jedoch nicht wirklich störend wirkt. Die Farben sind, passend zu dem Drehstil, unauffällig gehalten und wirken partiell etwas blass. Die vier (nicht wie auf dem Backcover angegeben drei!) Tonspuren sind allesamt sehr gut ausgefallen, und bieten keinen Grund zur Klage. Die räumlichen Effekte bei den beiden 5.1 Spuren Beschränken sich zwar meist auf Musik und Effekte wie Gewitter, klingen dann allerdings sehr gut. Das Zusatzmaterial bietet einen guten Überblick zum Film und dem Drumherum – leider nicht mehr. Die Interviews mit Erica Prior, Paco Plaza, Julio Fernandez und Joan Ginard enden meist in der aus den Staaten bekannten Lobhudelei. Bei den Biographien zu Erica Prior und Paco Plaza gibt es hingegen noch einiges Informatives zu lesen. Fast ohne Ton müssen die Szenen vom Set auskommen, was sie insgesamt etwas steril wirken lässt – zum Abschluss dann natürlich noch der obligatorische Originaltrailer.

Prädikat:       Kein Chartbuster, doch ruhige und packende Unterhaltung ist garantiert !!!

© Heiko Henning

9.12.2003