Originaltitel: Cani arrabbiati Alternativtitel: Kidnapped, Rabid Dogs, Semaforo Rosso Darsteller: Riccardo Cucciolla (Riccardo), Lea Lander (Maria),
Maurice Poli (Doktor), George Eastman aka. Luigi Montefiori
(Trentadue/Thirtytwo), Don Backy aka Aldo Caponi (Bisturi/Blade), Erika Dario
(Anhalter), Maria Fabbri (Maria), Luigi Antonio Guerra aka Luigi Guerra
(Angestellter), Francesco Ferrini (Tankwart), Emilio Bonucci (Taxifahrer) Produzent: Roberto Loyola Executive Produzent: David E.
Allen, Harmon Kaslow Regie: Mario Bava Drehbuch: Cesare Frugoni, Alessandro Parenzo Kamera: Mario Bava, Emilio
Varriano Musik: Stelvio
Cipriani Schnitt: Carlo
Reali Spezialeffekte:
Sergio Chiusi Astro
Records & Filmworks 2001 Italien
1974 92:25 Minuten (+ Zusatzmaterial: Trailer
1:43; Original-Vorspann 1:27; Original-Abspann 1:08; Nachgedrehter Vorspann
2:14; Alternatives Ende 0:43; Slide-Show 5:01; Über den Film 1:30) 10 Kapitel, Widescreen 1,85:1, Deutsch
Stereo, Italienisch Stereo; Ländercode:
2 DVD-5 FSK: 18
Vier
Gangster überfallen eine Bank, bei der Flucht fliegen etliche Kugeln, die nicht
nur Polizisten und unschuldige Passanten treffen, sondern auch einen der
Verbrecher lahm legen. Die drei übrig gebliebenen schnappen sich eine von zwei
Frauen, denn die andere wird schnell getötet, um der Polizei zu verdeutlichen,
dass sie es ernst meinen. Um endlich aus der Stadt zu kommen, kidnappen sie
einem Mann mitsamt Auto und dem darin liegenden kranken Kind, welches dringend
ärztlicher Hilfe bedarf – der Nervenkrieg kann beginnen...
Der
letzte, und von ihm nicht vollendete, Film von Mario Bava entspricht
sicherlich nicht dem, wodurch der Filmemacher bekannt geworden ist. Den
düsteren, meist gruseligen Szenerien, steht hier eine kalte und brutale
entgegen, die blanke Gewalt angefüllt ist. Doch in der dichten Atmosphäre und
der schnittigen Kameraführung erkennt man klar Bavas Handschrift,
wenn man sein Augenmerk darauf richtet. Anders als bei dieser Art von Filmen
wird auch auf das Ausschlachten von sadistischen Gewaltszenen verzichtet, und
die eingesetzten Grausamkeiten dienen zur Veranschaulichung der grausamen
Situation. Realistischen Sadismus bietet der Film in allen Facetten, weiß aber
immer gerade noch die Grenzen zwischen Recht und Unrecht aufzuzeigen. Der
einzige Kritikpunkt ist hier sicherlich die Frauenfeindlichkeit, die nicht
abschreckend genug realisiert wurde, was allerdings auch zum Teil in der
damaligen Filmwelt begründet ist. Der eigentliche Reiz des Films geht vom
Psychospiel zwischen den Charakteren aus, die in einer absoluten
Stresssituation einen Einblick in ihre Persönlichkeit bieten. Der Nervenkrieg
zwischen ihnen wird durch die herrschenden Machtverhältnisse auf ein selten
gesehenes Level hochgepuscht. Jeder spielt sein kleines Spiel, und sei es nur
„Ich versuche zu überleben, koste es, was es wolle“. Beim Finale kann man die
Überraschung zwar schon fast denken, doch dieser Kunstgriff scheint, wie ein
paar Kleinigkeiten, auf die Nachbearbeitung zurückzuführen zu sein. Alternativ
kann man sich auch den auf dieser DVD enthaltenen Schluss ansehen, und
entscheiden, welcher besser mundet.
Das,
für diesen alten Film, sehr gute Bild ist zwar von Astro in Widescreen, nicht jedoch in anamorph auf die Scheibe
gebracht, was störend auffällt. Der Ton ist in beiden Versionen ebenfalls in
Ordnung, wenn auch nicht berauschend aufgearbeitet worden. Bei der deutschen
Synchronisation fällt vor allem die Stimme des vor allem durch Justus Jonas von dem Hörspiel Die drei ??? bekannten Oliver Rohrbeck positiv auf. Das, für einen derartigen Film, reichhaltige
Zusatzmaterial sollte der Zuschauer nach dem Film goutiert werden, das sich so
einige interessante Fragmente zu einem Ganzen zusammenfügen. Vor allem
alternativer Anfang und Ende sind dann eine Bereicherung – „Über den Film“
bringt Licht in das Dunkel um die wilde Entstehungsgeschichte des lang
erwarteten Films.
Prädikat: Kein
Glanzlicht – eher ein fieser Schlag in die Magengegend !!!
© Heiko Henning
5.1.2003