Tage im Hotel

DIN A5 44 Seiten

Auflage:         300 Exemplare

12.1994       750

Jörg Bartscher-Kleudgen

Droste-Hoelshoff-Straße 1

59757 Arnsbach-Neheim

Diese Komposition von Geschichten und lyrischen Ergüssen stammt dieses Mal nicht von Jörg Kleudgen, sondern von dem durch sein Buch Bildwelten bekannten Autor Michael Siefener. Seine Texte sind nicht mit einer so dichterischen Schreibweise versehen, so daß sie etwas flüssiger zu lesen ist – es geht jedoch auch ein gewisser Teil von der Atmosphäre dadurch verloren. Die Gestaltung des Umschlags ist, ähnlich wie auch schon bei Das Grauen aus der Schachtel, sehr beeindruckend inspirativ geraten. Die Idee, auf der Vorderseite eine heile Fassade (in diesem Fall vom Hotel) zu zeigen, wobei man von der Rückseite des Bandes mit der grauenvollen Wahrheit konfrontiert wird. Die Zeichnung von Bernd Jans zeigt in aller Einfachheit, wie sehr vieles auf Scheinheiligkeit beruht. Das eingeplante Foto von Bernd mit einer seiner Statuen ist leider momentan wegen technischen Problemen noch nicht enthalten, wird jedoch sofort nach Fertigstellung nachgeliefert.

Der Traum ist eine Art Einstimmung auf die Schreibe von Michael dar. Der tiefere Sinn des Gedichts ist ähnlich schwer zu ergründen, wie es bei den Geschichten der Fall ist. Schächte beispielsweise stößt den Leser am Schluß vor den Kopf, weil er nicht mit so einem simplen und leicht klischeehaften Ende gerechnet hat. Nach der guten Erzählweise wirkt das Finale also eher enttäuschend. Die Titelstory Tage im Hotel zieht den Leser sehr schnell in die Geschehnisse und fesselt ihn bis zum Finale hin. Leider ist der Ausgang des Ganzen schwer nachzuvollziehen. Die Aussage bleibt bis auf ein paar Fragmente dem Lesenden verborgen – es entsteht der Eindruck, als hätte der Autor versäumt, wichtige Bruchstücke einzufügen. Leichter verständlich ist Der Weiher. Die unterhaltsame Short Story bedient sich zwar ebenfalls gewisser Metaphern, doch diese sind nicht so verschlüsselt, wie es bei den anderen Geschichten der Fall ist. Die Geschichten sind allesamt sehr unterhaltsam, jedoch etwas schwer ergründlich.

Prädikat:           Empfehlenswertes Gesamtwerk – etwas intensiveres Studieren ist jedoch angebracht !!!

© Heiko Henning

8.2.1995