Tödliche Frequenzen

DIN A5 76 Seiten

Auflage:         50 Exemplare

6.1994 600

Jörg Bartscher-Kleudgen

Droste-Hoelshoff-Straße 1

59757 Arnsbach-Neheim

Jörg hat es wieder einmal geschafft, einen Band mit äußerst ansprechendem Aussehen auf den Markt zu bringen. Der Umschlag mit Leinenprägung und die sauber ausgeführte, konsequent durchgezogene Gestaltung runden das positive Gesamtbild ab. Was stört sind ein paar Fehler von dem Kopierer, die doch recht ärgerlich sind.

Eine nicht so gute Auswahl an Geschichten hat Jörg bei diesem Band getroffen. Nicht nur, daß die angebotenen Texte "spukische Geschichten" sind, denn die Qualität läßt auch etwas zu wünschen übrig. Alle Geschichten dieses Bandes – von Wallace D. Byron geschrieben – können kaum einen eigenständigen Plot vorweisen. Das Finale bringt sicherlich für kaum einen Leser etwas Neues, geschweige denn etwas Überraschendes. Kommt ein Vogel… beginnt durch die etwas abgehobene Schreibweise recht vielversprechend. Die Geschichte um einen alten Mann, der immer mehr Leichenteile in seinem Garten findet, läßt auf ein gut durchdachtes Ende hoffen, das kann fällt eher durch Einfallslosigkeit des Autors auf. Voraussehbar ist das Finale von Der stumme Frühling, in der eine Gruppe Jugendlicher einen Penner tötet und ihn danach vergraben – einer der Jungen bekommt danach natürlich Alpträume. Die Titelgeschichte Tödliche Frequenz wird sicherlich als solche herausgesucht worden sein, weil sie als erste geschrieben wurde, denn ansonsten läßt sich nichts daran erkennen, was besonders wäre – ein kleiner Junge wartet auf die Rückkehr seiner Eltern, die zu einer Feier weggegangen sind. Dann hört er sie durch ein Radio zu ihm sprechen – ein absolut unmotiviertes Stückchen Literatur. Die mit siebenundzwanzig Seiten längste – und halbwegs unterhaltsame – Geschichte Staying Alive (über Jungen, die in einem Alter wie das der Jugendlichen in Stephen Kings Die Leiche sind, wobei der Autor jedoch versucht, einen mystischen Hintergrund zu schaffen) ist zwar auch nicht sehr überzeugend, doch sie wirkt im Gegensatz zu den anderen schon wie eine Steigerung. Spielzeug hat neben einer relativ unterhaltsamen Geschichte von einem Jungen, der von seinen eigenen Kriegsspielzeug angegriffen wird, auch noch eine tiefere Aussage für den Leser. Diese Story stellt den Höhepunkt des gesamten Bandes dar, was jedoch nicht sonderlich viel zu sagen hat, denn unter den Blinden ist der Einäugige ja bekanntlich König. Winterschlaf ist hier ein gutes Beispiel – die Idee, einen Jungen ohne Ansatz von Gründen in ein kleines Insekt zu verwandeln ist sonderlich interessant, doch der Autor verschwendet leider kaum Worte über die Gefühle des Jungen, mit denen man eigentlich das Grauen erzeugen sollte. Qualle stellt eine typische Fan‑Story dar, denn das Thema wurde schon oftmals – häufig sogar besser – durchgekaut. Desweiteren hat der Autor keine neuen Ideen mehr hinzugefügt, die das Aufwärmen rechtfertigen würden. Im Gegenteil, er verheizt noch die Schlußpointe. Der Appendix The Song Remains The Same bildet dann schlußendlich den dritten Höhepunkt – ein Priester, der zur anderen Seite des Glaubens bekehrt wird, erscheint in seiner Symbolhaftigkeit erschütternd echt. Es fällt auf, daß der Autor insbesondere Kinder als Akteure nimmt – Erinnerungen an eine verpfuschte Kindheit?

Prädikat:           Nicht besonders inspiriert geschrieben – nur etwas für zu lange Winterabende !!!

© Heiko Henning

2.8.1994