X‑Tro   #2

DIN A4 44 Seiten

Auflage:         1000 Exemplare

6.1993 650

Christian Schüchel

Wallauer Straße          1

65239  Hochheim am Main

Vom Äußeren her kann sich das Film‑Fanzine problemlos mit seinem Konkurrenten Morgengrauen messen – es wirkt sogar noch etwas sympathischer. Mit einem farbigen Cover und ein paar farbigen Innenillustrationen versprüht es sogar eine gewisse Professionellität. Das Layout ist sauber durchgestylt, jedoch mit ein paar Auflockerungen versehen, so daß es nicht steril wirkt. Leider halten sich die Sponsoren mit ihrer Werbung ein wenig zurück, was die Kosten auch nicht gerade schrumpfen läßt.

Die Betrachtung des Filmes Evil Dead 3 gleitet zwar mehr in eine Zusammenfassung der Entstehungsgeschichte der ersten drei Teile ab, bringt dadurch jedoch viel Neues, weil sich die anderen Rezensionen ja meist auf den Inhalt beschränken. Interessant ist auch der Artikel Das Fieber im Kopf von Manfred Riepe, der die filmischen Ergüsse von David Cronenberg unter die Lupe nimmt. Manfred beschränkt sich dabei nicht nur auf seine Meinung zu den Filmen und der jeweiligen Entstehungsgeschichte, sondern führt auch noch Cronenbergs Verhältnis zum Werk und die Aussagen, die damit gemacht werden sollen vor die Augen der Leser. Etwas ungewöhnlich wirkt das Interview mit dem russischen Filmemacher Ari Roussimoff, weil der Künstler in unseren Breitengraden relativ unbekannt sein dürfte. Thomas Gaschler schafft es jedoch das Gespräch so geschickt zu führen, daß sich das Ganze auch für Uninteressierte flüssig liest. Nicht sonderlich ausführlich ist der Bericht über die "Comic‑Werdung" von The Thing Markus hätte noch mehr aus dem Thema herausholen sollen. Da der Anfang schon sehr gut erarbeitet ist, hätte man sich mehr davon versprochen, zumal sonst recht wenig darüber bekannt ist. Neben dem Artikel über Cronenbergs Filme dürfte der von Susanne Walter geschriebene über die Werke von John Carpenter der beste Beitrag sein. Manfred Riepe schließt sich dann mit einer Beobachtung von David Lynch an – hier ist jedoch der einzig wirklich interessante Punkt, die eingehende Sezierung des Filmes Eraserhead, da man wieder einmal die Vielschichtigkeit des Werkes an sich erkennt. Markus zeigt dann mit Am Anfang war der Affe, wie sehr doch die Planet der Affen Filme doch nach einem bestimmten Prinzip ablaufen, dem der Hintergrund im Laufe er Jahre verlorengegangen ist – von Fortsetzung zu Fortsetzung. Markus schreibt recht intellektuell, ohne jedoch sehr trocken zu klingen. Das Interview mit dem Hobby‑Filmer Stephan Lenzen, der auch schon an anderer Stelle von sich reden gemacht hat, ist ergreifend anders, da endlich mal jemand anders als die etablierten Größen betrachtet wurde. Das Interview ist nicht sonderlich professionell geführt worden, weil der Leser nicht das hört, was ihn an diesem Talent interessiert. Anerkennenswert ist der Video Flash, weil hier nicht nur die aktuellen empfehlenswerten Filme vorgestellt werden, sondern auch kleine Geniestreiche, die sonst in den Regalen der Videotheken verschimmelt wären. Die beiden Artikel In Memoriam (zu Bruce Lee) und Rückkehr aus dem Exil (zu Ralph Bashis Cool World) sind beide relativ gut geschrieben, wirken jedoch zu komprimiert, was die Informationen angeht. Etwas kurz wirkt die Abhandlung über Howard Phillips Lovecraft. Er läßt sich zwar wunderbar lesen, enthält jedoch längst nicht die Informationen zum Themenkreis, der von dem Autor der Gothic Novel aufgeworfen wird. Sehr lustig sind Elviras Beauty Tips – leider jedoch in englisch, so daß einem bei mangelnden Kenntnissen sicherlich ein paar Nuancen entgehen. Sehr negativ steht Susanne Walter gegenüber den Sequels von Alien. Sie vertritt die Ansicht, die Sequels entbehren allem, was das Original ausgemacht hat – nicht besonders objektiv, jedoch dank ein paar unumstößlicher Fakten interessant zu lesen.

Prädikat:           Sehr professionelle Aufmachung – gute Beiträge !!!

© Heiko Henning

19.5.1994