X‑Tro    #7

DIN A4 56 Seiten

Auflage:         circa 1000 Exemplare

11.1995       650

Christian Schüchel

Wallauer Straße          1

65239  Hochheim am Main

Mit einem grandiosen farbigen Cover (Antonio Banderas mit gezogenen Waffen in Großaufnahme!) offeriert sich die aktuellste Ausgabe des nahezu professionellen Filmmagazins. Wahre Begeisterungsstürme dürften auch das sonstige Äußere auslösen, da die Bilder erstaunlich gut verarbeitet wurden. Das Layout ist ebenfalls nahezu fehlerlos, bloß ein paar Feinheiten fallen dem geschulten Auge auf.

Den Lizenz‑Entzug würde Marc Rybicki dem neuen James Bond wünschen. So erscheint es zumindest auf den ersten Blick in seinem Artikel – bei näherem Hinsehen entpuppt sich die Kritik jedoch mehr als gerechtfertigt und man kann dem Autor nur zustimmen. Das Phantom des Kinos scheint Carl Schenkel zu sein, denn seinen Werken schenkt kaum jemand Beachtung, was Marc zu revidieren versucht. Er stellt einige Feinheiten um den Regisseur richtig und macht klar, wieviel Potential in dem Künstler steckt, wobei er zwar manchmal ein wenig ins Schwärmen kommt, seine Objektivität allerdings stets behält. Sündhaft sehenswertes von David Fincher kredenzt Guido Keller. Er demonstriert dabei äußerst gut, wie wenig man sich über den Hintergrund der meisten Dinge Gedanken macht und stellt die wichtigsten Werke des Ausnahmetalentes vor. Die TV‑Serie The X‑Files ist mittlerweile in jeder Munde, so daß der Artikel von Andre Günther auch nicht weiter verwundert. Andre liefert jedoch nicht nur eine oberflächliche Betrachtung, sondern reichlich Wissen um das Background des Kultobjektes und dessen Anhang. Ähnliche Güte zeigt Guido Kellers Artikel über die TV‑Serie Kung Fu und Die "echten" Shoulin-Mönche in Deutschland. Guido schildert zwar nicht rein sachlich, und bezieht einen Teil des Textes aus persönlichen Erfahrungen, doch das lockert das Ganze nett auf. Liberalität mit Andersdenkenden beweist dann Manfred Riepe in seinem Artikel zu einem Saarbrücker Kaufmann, der die Kinderserie Power Rangers vom Bildschirm verbannen will und schon alle möglichen gerichtlichen Schritte eingeleitet hat. Der Autor des Artikels berichtet vollkommen sachlich über das Thema und läßt den Mediengegner sich selbst durch seine vernagelten Ansichten zur Witzfigur machen. Entgegen der "großen" Presse bricht X‑Tro ein Lanze für Kevin Costner und seinen Waterworld. Das mitgeschnittene Interview dürfte denen schon bekannt sein, die es auf RTL gesehen hat; Marc Rybicki zählt danach jedoch noch einige hoch interessante Fakten auf, bei denen dann die Presse nicht einmal annähernd so gut wegkommt, wie Costner mit seinem Werk. Weniger gut lesbar ist Müll‑Menschen auf dem Filmfest Mannheim‑Heidelberg, da Guido Kellers Stil – mit einigen Einzelheiten zu Umgebung und Wohlbefinden des Autoren versetzt – doch eher einen kärglichen Einblick auf das eigentliche Geschehen gibt. Anders da Daniel Hasenfuß, welcher über das Filmfest München 1995 informiert. Er hebt dabei gut die Höhepunkte heraus, liefert andererseits keinen umfassenden Gesamtüberblick. Die Filmrezensionen im Fundus, Cineflash und Videoflash sind allesamt sehr informativ, auch wenn der eine oder andere nicht sonderlich adäquat verfaßt ist. News und Kunterbuntes gibt es dann zum Schluß wieder im Media Mix, so daß auch diese Sparte ausreichend abgedeckt ist.

Prädikat:           Gute – wenn auch nicht immer lineare – Mischung aus sehr interessanten Beiträgen !!!

© Heiko Henning

8.12.1995