Zimmerit      #7

Grabwelt

DIN A5 116 Seiten

Auflage:         150 Exemplare

8.1996 1000

ISSN       0946‑5154

Michael Marrak

Weinbergstraße 25

72667  Schlaitdorf

Entgegen der sonstigen Erscheinungen in der Edition Zimmerit ist diese Nummer im kleineren DIN A5 Format – ähnlich einem Paperback – angelegt. Mit dieser Publikation hat sich Michael einen Traum erfüllt, denn er hegte schon seit langem den Wunsch, diese Texte in der ursprünglichen Form zu veröffentlichen. So steckt dann auch hier eine Menge Herzblut im Projekt, was man auch sehr deutlich an der Aufmachung erkennt. Die Gestaltung ist liebevoll, das Layout zwar funktionell, jedoch keinesfalls kalt. Und wenn man bedenkt, wie niedrig die Auflage ist, dann ist es noch verwunderlich, daß Michael das alles für diesen Preis noch möglich gemacht hat.

Der Reigen von phantastischen Erzählungen wird mit Janus eröffnet – hier wird die grundsätzliche Geschichte von Gut und Böse erzählt, wobei das Finale dann scheinbar alles relativiert, doch auch hier lassen sich noch filigrane andersartige Züge erkennen. Alles hat seinen Namen… geht von einer anderen Seite an die Schöpfung heran – auch dieser Standpunkt ist ein sehr interessanter. Das Salz der Tränen älterer Herren ist ein futuristischer Abgesang auf die Zukunft und das damit verbundene Alter, denn wie mag unser letzter Tag aussehen? Advena läßt schon Züge der späteren Texte von Michael erkennen, bei denen man weitergeführte Inspirationen der Vorbilder erkennen kann. O ihr Kreaturen… ist noch ein ganzes Stückchen abgedrehter und der Leser muß sich das Geschehen selbst erarbeiten, wofür er allerdings mit skurrilen Begebenheiten belohnt wird. Die schlafenden Toten geht dann noch weiter ins Lyrische hinein, was teils etwas verwirrt. Wanderaugen fasziniert hingegen auf eine andere Art und Weise – diese in Richtung SF angelegte Geschichte bezieht ihren Reiz vor allem aus den Parallelen, die zum „realen Leben“ gezogen werden. Der Exeter ist zwar recht kurzweilig und auf die Pointe ausgerichtet, doch die vorherrschende Atmosphäre ist so überzeugend, daß die Kurzgeschichte einfach zu begeistern weiß. Crawl zeigt auf witzige Art und Weise die Relativität des Seins auf – jeder aus seiner Perspektive! Un-Wesens Erbe ist in seiner Kürze jedoch etwas zu verschlüsselt geblieben, so daß weniger Lesevergnügen aufkommt. Der Sinn ist ebenfalls anspruchsvoller, jedoch mehr in der Richtung, welche man von Michael aus seinen späteren, abgehobenen Form. Auf wiedersehen, David! und The News sind eher kleine Zwischenspiele, die ein wenig Galgenhumor beinhalten. Nathaniel ist eine breiter angelegte Erzählung, die etwas zerrissen wirkt – doch trotz dessen, oder gerade deshalb fasziniert sie auf eine besondere Weise.

Prädikat:           In jeder Hinsicht phantastische Geschichten – nur zu empfehlen !!!

© Heiko Henning

1.8.1997