Wolfenstein II: The New Colossus
Machinegames
Bethesda Softworks
ASIN B071JZ3K91
Inhalt:
Mit Wucht treibe ich den Rollstuhl vorwärts in den Lift.
Hinter mir liegen die Schergen des Regimes in ihrem eigenen Blut. Die Magazine ihrer Sturmgewehre habe ich aufgehoben und mir zwischen Oberschenkel und Sitzfläche des Rollstuhls geklemmt.
Verdammt! Wenn ich nur ohne dieses Gefährt auskommen könnte!
Aber ich bin noch zu schwach, um auf eigenen Beinen zu stehen!
Ein Schlag auf den Liftknopf und der Aufzug setzt sich ruckartig in Bewegung. Im Treppenauge des U-Boots geht es aufwärts. Hier und da sehe ich einige Soldaten, die ich mit meinem Sturmgewehr in die ewigen Jagdgründe schicke.
Dann hält der Lift, ich rolle heraus und einem der Feinde von hinten in den Rücken. Ein Schlag und er Kerl bricht bewusstlos zusammen. Auf diese Weise kann ich nach und nach ein paar der Schergen lautlos ausschalten, ehe dann doch einer mich bemerkt.
Ich sehe einen Schalter an der Wand. Er gehört zu einer Mikrowellen-Falle. Genial! Ich schalte ihn an und die Gegner laufen in die unsichtbare Falle, die nun aktiviert ist. In einem grellen Blitz vergehen sie. Doch nun muss ich sie wieder ausschalten, um weiter voranzukommen.
Nach einem Deckungsgefecht hinter Säulen und Kisten stehe ich vor einem verschlossenen Schott. Dahinter winkt mir der Professor und ruft, dass ich reinkommen soll. Er betätigt einen Knopf und das Schott öffnet sich.
Erschöpft, aber glücklich rolle ich hinein. Doch das soll erst der Auftakt zu einer gefährlichen Mission quer durch die USA sein…
Meinung:
„Wolfenstein II: The New Colossus“ heißt der neueste Titel im Shootergenre, der sich mit anderen ein Kopf an Kopf-Rennen um den Thron liefert. Entwickelt wurde das Game von den Schweden bei Machinegames in Uppsala, wobei Bethesda als Publisher fungiert.
Der erste Teil war ein Überraschungshit, als er herauskam. Doch wie schlägt sich der zweite Teil? Kann er tatsächlich an den Erfolg des Erstlings anschließen?
Hintergrund:
In der Rolle von B.J. Blazkowic schlüpft der Spieler in die Haut eines Widerstandskämpfers gegen das sogenannte Regime. „Wolfenstein 2“ spielt – ähnlich wie der erste Teil – in einer fiktiven Zeitlinie, die alternativ zu der unseren verläuft.
In dieser Zeitlinie hat das Regime aus Deutschland den Zweiten Weltkrieg gewonnen und die USA überrannt. Allerorten wird auf die Ideologie angespielt, Rassismus wird begrüßt (u.a. der Klu-Klux-Klan) und die Regime-Soldaten greifen mit harter Hand durch.
Die Aufgabe des Spielers ist es nun als B.J. Blazkowic den Widerstand in den USA zu organisieren und das Regime zurückzuschlagen, das mit der Generalin Frau Engel eine knallharte und durchgeknallte Führerin besitzt.
Die Story ist sicherlich nicht neu, wird aber superb inszeniert. Die Charaktere, auf die der Spieler im Laufe der Handlung trifft, sind zwar überzeichnet, aber dennoch glaubwürdig und haben ihre eigene Geschichte. Das macht in Zusammenhang mit den abwechslungsreichen Handlungsorten (u.a. New York, Roswell, das U-Boot „Hammerfaust“) den Reiz von „Wolfenstein 2“ in Sachen Story aus. Mission gelungen!
Gameplay:
Genretypisch ist man in „Wolfenstein II: The New Colossus“ als Alleinkämpfer unterwegs, der die Gegner zu Dutzenden ausschaltet. Das Arsenal der im Ego-Shooter verwendeten Waffen ist bekannt und reicht von der Pistole über Maschinenpistole und Sturmgewehr bis hin zu abgedrehten Varianten wie Laserwaffen und dergleichen mehr. Neu ist hierbei, dass man die Waffen mittels Upgrade-Kits verändern kann. So ist es möglich, mehr Munition pro Magazin zu haben oder einen Okular-Aufsatz zu bekommen und ähnliches.
Das Shootergameplay funktioniert wunderbar, die Waffen fühlen sich wuchtig und kernig an. Außerdem ist es möglich, leise vorzugehen und die Gegner hinterrücks auszuschalten. Das bietet sich vor allen Dingen bei den Kommandanten an, die ansonsten Alarm auslösen und weitere Schergen des Regimes anrücken lassen. Daher sollte man diese Kommandanten schnell und leise ausschalten. Dazu bekommen man ein handliches Beil. Und was blutig klingt, ist es auch. „Wolfenstein II: The New Colossus“ richtet sich klar an ein erwachsenes Publikum.
Für Abwechslung ist auch gesorgt. Neben den exotischen und vor allem mit humorvollen Details protzenden Schauplätzen hat „Wolfenstein II: The New Colossus“ auch noch mehr auf Lager. Die Kommandanten lassen nämlich Enigma-Codes fallen und damit kann man Nebenmissionen freischalten. Diese sind zwar nicht so umfangreich wie die Missionen der Hauptkampagne, bieten aber eine Verlängerung der Spielzeit und machen großen Spaß.
Auch gibt es wieder eine Vielzahl an Goodies einzusammeln, so dass Spielernaturen, die gerne die Spiele absolut komplettieren wollen, für viele Stunden unterwegs sein dürften. Es gibt u.a. Spielkarten und Artworks zu finden. Auch kleinere Nebenmissionen haben als eine Art Eastereggs ihren Weg in das Spiel gefunden. So kann man beispielsweise auf dem „Hammerfaust“-Uboot das Schwein füttern. Ein netter Gag, der das Geschehen auflockert.
Insgesamt gesehen ist „Wolfenstein II: The New Colossus“ ein humorvoller Shooter. So seltsam es klingt, aber auch und gerade mit dieser Thematik der kontrafaktischen Geschichte, in der das faschistische Regime den Zweiten Weltkrieg gewonnen hat, tut das Not. Das Game nimmt sich selbst nicht ernst. An vielen Stellen im Spiel merkt man das und ein ironischer Unterton schwingt mit. Es heitert das Gameplay auf, wenn man beispielsweise die Regime-Soldaten darüber schwadronieren hört, wie sie Probleme mit ihren Müttern haben.
Grafik und Sound:
Die Charaktere und die Animationen von „Wolfenstein II: The New Colossus“ sind auf allerhöchstem Niveau. Auch die Lichtgestaltung und die Texturen können vollauf überzeugen. Ein besonderes Lob gilt den Leveldesignern, die es geschafft haben, einen Mittelweg zu finden zwischen Schlauchlevel-Shooter und Open-World-Design.
Dazu kommt ein grandioses Artdesign. Man soll sich gerne mal in den Leveln umschauen und genießen, wie viel Wert die Macher von Machinegames auf die Details gelegt haben. Die herumliegenden Zeitschriften, der funktionsfähige Arcade-Automat (mit einem spielbaren „Wolfenstein 3D“ darauf) und vieles mehr zeugen von der Detailverliebtheit der Designer.
Der Sound arbeitet ebenfalls in einer Topliga. Die Waffen klingen kernig, die Gegner-Synchro ist ebenfalls gelungen und die Umgebungsgeräusche passen stimmig in das Gesamtkonzept.
Fazit:
„Wolfenstein II: The New Colossus“ ist ein würdiger Nachfolger, der alles richtig macht. Wer auf Shooter steht, kommt um dieses Game nicht herum. Es steht zu hoffen, dass die Macher von Machinegames auch weiterhin dem Genre treu bleiben werden und mit Freuden an derlei Shootern arbeiten. Gerne würde man einmal ein neues Franchise von ihnen sehen. Man darf gespannt sein, was ihnen noch so einfällt.
12.11.2017
Markus K. Korb
Letzte Aktualisierung: 31.10.2024, 13:52 Uhr
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