Cry in the Woods

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Originaltitel: Den som frykter ulven Alternativtitel: A Cry in the Woods
Darsteller: Lars Bom (Karsten Skov), Kristoffer Joner (Erkki Jorma), Laila Goody (Sara Rask), Stig Henrik Hoff (Morgan), Kjersti Elvik (Aggie), Aksel Hennie (Stefan), Finn Schau (Jørgen), Fritjov Saheim (Kristoffer Skarin), Gisken Armand (Kannicks Mutter), Harald Wiliam Borg Weedon (Kannick), Per Jansen (Oddemann), Jorunn Kjellsby (Haldis), Stian Kjensli (Arvid), Leif Sørensen (Jon), Kristin Zachariassen (Bankangestellter), Mikkel Myklebost Foss (Lille Erkki), Benedicte Lindbeck (Lilli Erkkis mor), Pal Sverre Valheim Hagen (Politivakt), Asta Busingye Lydersen (Spaningsleder), M. Shiaz Kahn (Nattevakt)
Produktionsfirma: Paradox, I Samarbeid med Angel Films
Produktion: Torleif Hauge
Regie: Erich Hörtnagl
Drehbuch: Stefan Ahnhem, Karin Fossum Vorlage: Novelle von Karin Fossum
Kamera: John Andreas Andersen
Musik: Trond Bjerknes
Schnitt: Anders Teigen
Visual Effects: Morten Moen
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: 2005 e-m-s 17.3.2005 Norwegen 2004
99:02 Minuten (+ Zusatzmaterial: Trailer (deutsch) 1:09; Originaltrailer 1:09) 16 Kapitel
Widescreen 1,85:1 anamorph
Deutsch Dolby Pro Logic, Dänisch Dolby Digital 2.0, Deutsch Dolby Digital 5.1, Dänisch Dolby Digital 5.1; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9 FSK 16


Inhalt:
In einer Nervenheilanstalt hat der von Visionen geplagte Erkki Jorma einen Anfall, bevor er auf mysteriöse Weise aus der Anstalt entkommen kann. Der Polizist Karsten Skov hat ganz andere Probleme, denn an seinem letzten Arbeitstag, zu dem er mit einer Torte bewaffnet unterwegs ist, gerät er noch in einen Banküberfall. Obwohl ihn sein Instinkt bereits vor der Tat auf den Räuber aufmerksam macht, wird er durch Gedanken an seinen Sohn, mit welchem seine Frau ihn verlassen hat, abgelenkt. Als er sich an die Verfolgung machen will, erfährt er von Kollegen, dass es außerdem noch einen Mord an einer alten Frau gegeben hat. Alle drei Fälle – der Mord, der Banküberfall, wie auch die Flucht des verwirrten Erkki – scheinen sich immer wieder zu überkreuzen. Doch die Auflösung ist bei allen nicht so einfach, wie es zunächst scheint…

Meinung:
„Wer den Wolf fürchtet … sollte den Wald meiden.“ Nach einem schwebenden Flug über wunderschön eingefangene Waldstücke, deren Bäume von Reif bedeckt sind, wird der Zuschauer direkt in die Handlung hineingezogen. Zunächst wirkt alles ein wenig irreal verklärt, wozu Kristoffer Joner in der Rolle des anfangs schwer einzuschätzenden psychisch kranken Erkki Jorma einiges beiträgt. Die Welt wird in Szenen immer wieder aus seiner Sicht gezeigt, was seine Verstörtheit gegenüber seiner Umwelt plastisch verdeutlicht. Erscheint er in den ersten Momenten wie ein mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestatteter potentieller Massenmörder, wird immer mehr klar, was für ein Naturell er wirklich hat. Dabei gleitet Joner nie ins klischeehafte ab und liefert eine durchweg überzeugende Darstellung der zwischen katatonischen Zuständen und überraschend klar analytischen Momenten schwankenden Figur ab. Eher natürlich geht Lars Bom die Darstellung des Polizisten Karsten Skov an, und trifft damit ebenfalls ins Schwarze. Er ist keinesfalls perfekt, und das wird auch überdeutlich gezeigt – er macht Fehler, wie jeder andere Mensch auch, und genau das macht ihn so sympathisch, dass er sofort als Identifikationsfigur akzeptiert wird, obwohl Erkki viel interessanter – weil nicht alltäglich – ist. Nach und nach gibt Bom mehr von der Figur preis, und verleiht ihr durch sein Verhalten noch mehr Plastizität, als ohnehin schon im Drehbuch vorgesehen ist. Darin findet sich nämlich bereits mit einer zerrütteten Ehe, Trennung vom Sohn und entsprechenden Gefühlen gutes Potential, das sehr adäquat umgesetzt wird. Falls sich der eine oder andere schon gefragt hat, woher er Lars Bom kennt – nein, er hat nichts mit Jason Statham zu tun, der in The Transporter eindrucksvoll sein Können gezeigt hat, aber er sieht ihm sehr ähnlich, wenn man ein paar Jahre hinzudenkt. Der Gegenpol ist Laila Goody, welche die Psychologin Sara Rask spielt, sie wurde von Stefan Ahnhem und Karin Fossum, von welcher auch die zugrunde liegende Novelle stammt, leider mit nicht ganz so üppigem Hintergrund ausgestattet. So wirkt sie dann auch meist recht farblos, wenn auch liebevoll ihren „Schützlingen“ Erkki und Karsten gegenüber. Zumindest wirkt der Einsatz von Goody die meiste Zeit überzeugend. Gut gemeint haben es die Macher mit dem Bankräuber Morgan, bei dem Stig Henrik Hoff sehr interessante Wesenszüge mitgegeben bekommt, die er auch zum großen Teil passend umzusetzen versteht. Nur an manchen Stellen scheint er mit seinem Spiel die Figur etwas zu verlieren – insgesamt bietet er durchschnittliche Darstellungsqualitäten. Was auffällt, ist die Tatsache, dass bei den insgesamt gut bis sehr gut ausgearbeiteten Charakteren stets mit ihren Macken gespielt wird, um sie noch menschlicher zu machen. Selbst die übliche Liebesgeschichte ist ein passender Bestandteil und wird nicht mit den üblichen Klischees umgesetzt oder wiedergekäut. Die Handlung ist nicht ganz so innovativ ausgefallen, was aber nicht wirklich stört, da diese durch die interessanten Charaktere und deren eigene Geschichten sehr gut getragen wird. Außerdem ist die Atmosphäre ständig beklemmend und etwas kühl gehalten, was viel zur Spannung beiträgt. Karge, bläulich ausgeleuchtete Räume, die mit Weitwinkel eingefangen werden, zaubern eine bedrückende Ästhetik herbei. Selbst das kritische Thema Liebesszene wird ansprechend umgesetzt, ohne in die üblichen großen Fettnäpfe zu steigen. Nur die oft eingesetzte Handkamera wirkt manchmal etwas störend verwackelt auf den Betrachter. Der Thriller bezieht sein namens gebendes Element weniger aus dem üblichen Whodunit, als vielmehr aus der Spannung, auf welche Art alles aufgelöst wird, und wie die Figuren damit umgehen. Puls steigernd ist auch der Score, der stets an den richtigen Stellen in der richtigen Form seinen Einsatz findet, und sich heimlich in den Gehörgang schleicht, um von dort aus den Blutdruck in die Höhe zu treiben. Zum Abschluss gibt es dann wieder einen Flug über den – wie wir mittlerweile wissen, nur scheinbar – ruhigen Wald, und der Kreis schließt sich.

Ausstattung:
Wieder einmal sind es die Leute von e-m-s, die sich eine Perle des nahen Auslands gesichert haben, was man den Mädels und Jungs nicht hoch genug anrechnen kann. Was das Bild angeht, so ist das Ergebnis hier nicht ganz so berauschend, denn vor allem analoge Defekte, die anscheinend durch die Verwendung einer Kinokopie als Master stammen, fallen negativ auf. Der Kontrast erreicht durchschnittliche Werte, es gibt ein leichtes Hintergrundrauschen – die Schärfe und Farbwerte sind jedoch im guten Bereich.
Die deutschen und dänischen (im Menü als norwegisch/dänisch angegeben) Spuren machen einen durchweg guten Eindruck. Bei 5.1 wird der Subwoofer vor allem vom Soundtrack gefordert, doch bei einem soundtechnisch eher ruhigen Film darf in Punkto Direktionalität auch nicht allzu viel erwartet werden – die Dialoge werden sauber und meist über den Center transportiert. Auch der Dolby Pro Logic Ton braucht sich nicht zu verstecken, da beide Stereo Kanäle passend genutzt werden – für Freunde des Originaltons gibt es auch noch deutsche Untertitel.
Das Zusatzmaterial besteht aus genau zwei Trailern – einer im Deutschen, einer im Original. Hier zeigt sich wieder einmal, dass es nicht reicht, einen guten Film zu finden, er muss auch entsprechend auf die Scheibe gebracht werden. Das vorangegangene Lob verliert aus dieser Sichtweise damit fast komplett seine Berechtigung.

Fazit:
Empfehlenswerter nordischer Thriller – leider nicht adäquat auf DVD gebracht !!!

© Heiko Henning
23.5.2005


Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=115477 (externer Link!)




Letzte Aktualisierung: 31.10.2024, 13:52 Uhr
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