Galerie des Grauens #02
Das Vermächtnis des Prof. Bondi

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Originaltitel: A Bucket of Blood Alternativtitel: Das Vermächtnis des Professor Bondi
Darsteller: Dick Miller (Walter Paisley), Barboura Morris (Carla), Antony Carbone (Leonard de Santis), Julian Burton (Maxwell H. Brock), Ed Nelson (Art Lacroix), John Brinkley (Will), John Herman Shaner (Oscar als John Shaner), Judy Bamber (Alice), Myrtle Vail (Mrs. Swickert als Myrtle Damerel), Bert Convy (Lou Raby als Burt Convy), Jhean Burton (Naolia), Bruno VeSota (Kunstsammler als Bruno Ve Soto), Lynn Storey (Sylvia als Lynne Storey), Alex Hassilev (Gitarrenspieler -uncredited), Paul Horn (Beatnik Saxophonist -uncredited), Kenner G. Kemp (Kunstmäzen -uncredited), Jeffrey Sayre (Kunstmäzen -uncredited)
Produktionsfirma: Alta Vista Productions
Produktion: Roger Corman
Regie: Roger Corman
Drehbuch: Charles B. Griffith
Musik: Fred Katz
Kamera: Jacques R. Marquette (als Jack Marquette)
Schnitt: Anthony Carras
Verleih: Anolis Entertainment
Erstaufführung: USA 21.10.1959, Deutschland 16.2.1962, Anolis Entertainment 17.8.2009 USA 1959
71:51 Minuten (+ Zusatzmaterial: Trailer deutsch 2:10; Trailer englisch 1:44; Super 8 Fassung 7:03; Englische Titelsequenz 2:37; Werberatschlag 2:20; Bildergalerie 3:30; Demnächst in der Galerie des Grauens 2:22) 8 Seiten Booklet 20 Kapitel
4:3
Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0, Audiokommentar Christian Keßler und Robert Zion Dolby Digital 2.0; Untertitel: deutsch, englisch
Ländercode: 2 DVD-9 (5,66 GB) FSK: ---


Inhalt:
Der etwas zurückgeblieben wirkende Walter arbeitet als Bedienung in einer Beatnik Bar und wäre gerne einer der Künstler, die in dieser Bar ihr Zuhause gefunden haben. Als er bei dem frustrierten Versuch eine Statue aus Ton zu erschaffen von der in der Wand herumlaufenden und Krach machenden Katze gestört wird, ersticht er diese versehentlich – um dies zu vertuschen ummantelt er die Tierleiche mit Ton. Diese „Dead Cat“ kann er Leonard de Santis, dem Besitzer der Bar, zur Kommission andrehen, woraufhin er sich endlich dazugehörig fühlt, da die Künstler ihn alle zu seinem Werk gratulieren. Doch als ihm die Figur einmal herunterfällt kommt Leonard hinter das Geheimnis der überraschenden Kunst – als jedoch ein Interessent viel Geld bietet, überdenkt er noch mal seine Position zu dem verwerflichen Tun. Die von Walter schlagartig begeisterte hiesige Dealerin steckt ihm Drogen zu, was dieser im Gegensatz zum ermittelnden Polizisten Lou Raby nicht realisiert. Als der Gesetzeshüter ihn stellt und mit einer Waffe bedroht, wehrt sich Walter und so findet sich bei der Auseinandersetzung ein neues Kunstmotiv…

Meinung:
Da wundert sich der deutsche Zuschauer, warum es nach den einleitenden seltsam verworrenen Szenen am Anfang einen harten Bruch in der Handlung gibt – und dort auf der englischen Tonspur das gleiche wie auf der deutschen drauf ist. Die Erklärung ist ganz einfach: dem deutschen Verleiher Mercator, der schon bei anderen Filmen durch diese Praktiken aufgefallen ist, hat hier einen Vorspann gedreht, um zum einen die Laufzeit des Films über siebzig Minuten zu hieven und zum anderen den namentlichen Bezug zu dem Vincent Price Film Das Kabinett des Professor Bondi (House of Wax) herzustellen und auf dessen Erfolg mitzureiten. Der Theatermime, der hierin den verstümmelten Professor Bondi und angeblichen Vorfahren der im deutschen deshalb umgetauften Hauptfigur Walter Bondi (originale Version: Paisley) gibt, faselt ein wenig unverständliches Zeug und meint sein Wissen an seinen Nachfolger weitergeben zu wollen. Abgesehen davon, dass die gotische Inszenierung rein gar nichts mit der folgenden Satire mit Horrorelementen zu tun hat, ging es im vermeintlichen Vorgänger um Wachsfiguren und nicht Tote die in Ton gehüllt werden. Hat man diesen Kropf überwunden startet man in den wirklichen Film, doch auch dieser Einstieg ist nicht leicht bekömmlich, denn ein zu enervierenden Saxophonklängen rezitierender Beatnik Poet ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Doch bereits in diesen ersten Minuten zeigt sich deutlich, in welche Richtung der Film geht, denn der Produzent und Regisseur Roger Corman verarbeitet hier auf humorvoll überspitzte Weise die Erfahrungen, die er selbst in der Beatgeneration gemacht hat. Seine französisch orientierten Künstler und Existentialisten dreschen ihre hohlen Phrasen und kreieren so ihre eigene Form von Wirklichkeit, dass es für einen Außenstehenden eine wahre Freude ist. Nur um dazu zu gehören mordet der eigentliche Gute der Geschichte, jedoch eher aus der Not heraus – eine fast schon tragische Figur. Dick Miller, der ein Stammgast in den Filmen von Corman und seinem Schüler Joe Dante ist, liefert hier eine recht glaubhafte Hauptfigur ab. Der Bruch vom harmlosen Looser zum Mörder scheint zwar zu glatt, doch man nimmt dem wie ein Harlekin agierenden Darsteller die Einfältigkeit und Einfachheit durchweg ab, so dass es in seiner Person und Sichtweise alles Sinn macht. Das kann man leider vom Film an sich nicht wirklich behaupten, denn das sehr niedrige Budget (zwischen 25 und 50 tausend US Dollar) sowie die enorm kurze Drehzeit von fünf Tagen lassen einfach keinen Raum für ein ausgereiftes Produkt. Das ebenfalls nicht grade durchdachte Drehbuch von Charles B. Griffith bietet zwar gute Ansätze, doch dem Ganzen war schlicht und ergreifend keine Zeit vergönnt. Die so eher durchschnittliche Geschichte mit mehr oder minder glaubhaften Charakteren schlägt sich außerdem mit anderen Unausgereiftheiten herum. So verfällt eine gerade erstochene Katze ohne jeglichen Blutverlust innerhalb von Sekunden in Rigor Mortis – durch diese Totenstarre kann sie dann natürlich gut modelliert werden. Merkwürdig nur, dass sie sowohl ohne als auch mit Ton offensichtlich nicht mehr als Styropor wiegt. Die im Off stattfindenden Morde beweisen eher Cormans Talent, mit wenigen Mitteln viel zu erreichen, da sie relativ intensiv transportiert werden. Auch die wenigen Locations fallen nicht wirklich negativ ins Gewicht, da zwar die Szenenüberblenden sehr hart sind, aber doch alles recht stimmig in Szene gesetzt wurde. Der Film erfuhr sogar ein gleichnamiges Remake für das amerikanische Fernsehen, welches Roger Corman selbst produzierte – mit Anthony Michael Hall (Dead Zone/TV, L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn, Der Frühstücksclub) in der Hauptrolle. Nichtsdestotrotz wird einem heutigen Horrorfan der Film zu langweilig sein – doch er sollte schließlich auch eher als Künstlersatire gesehen werden.

Ausstattung:
Dies ist die zweite Veröffentlichung der „Galerie des Grauens“ von Anolis Entertainment, in welcher sich schlussendlich zehn etwas andere Werke der Filmgeschichte finden werden. Auch hier gilt wieder die Liebe zum Detail: nach dem auf Retro schwarz/weiss getrimmten Logo gibt es einen extra produzierten Serienteaser. Was leider auch wieder gilt und dem Film den Zutritt zur breiteren Masse verweigert ist die fehlende FSK Freigabe. Die Abtastung des über 50 Jahre alten Films ist wie auch bei seinem Vorgänger verhältnismäßig gut gelungen, wenn auch der zusätzliche deutsche Vorspann etwas abfällt. Dieser hat auch mehr analoge Defekte und Verschmutzungen zu vermelden als der Film selbst, der trotz eines minimalen Rauschens welches durch die Körnigkeit des Materials entstanden ist, wie ein Werk neueren Datums aussieht. Sowohl Schärfe als auch Schwarzaufbau sind in für solch altes Material sehr guten Werten und zeigen gute Dynamik.
Der Ton ist fast genauso gut – es gibt lediglich kaum vernehmbares Rauschen und den einen oder anderen Aussetzer. Sowohl bei der deutschen als auch der englische Spur ist die Dialogverständlichkeit sehr gut – selbst die enervierenden Saxophon Klänge werden adäquat transportiert. Es ist sogar so, dass im Gegensatz zu relativ natürlichen Synchronisation hier eher die Originalspur ein wenig blechern klingt – bei einem Film aus den 60er Jahren eher ungewöhnlich.
Neben Trailer deutsch (welcher sogar ebenfalls länger ist als der originale) Trailer englisch gibt es wieder eine Super 8 Fassung zu bewundern, die diesmal sogar in recht guter Qualität vorliegt. Interessant sind auch Englische Titelsequenz, Werberatschlag, Bildergalerie und Demnächst in der Galerie des Grauens mit einem Vorspann auf das nächste Release der Reihe. Das 8 Seiten Booklet rundet das Gesamtpaket ebenso positiv ab wie der informative und unterhaltsame Audiokommentar mit vielen Hintergrundinfos von Christian Keßler (Filmkritiker unter anderem Splatting Image) und Robert Zion (Filmjournalist) – bereits bei der DVD von Mario Bavas Blutige Seide hatten die beiden einen Kommentar zusammen eingesprochen.

Fazit:
Eine unterhaltsame Beatnik Satire mit Horroreinschlag – ein netter Corman und eine würdige Fortführung der „Galerie des Grauens“ !!!

© Heiko Henning
15.7.2010


Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.icatchermedia.de/shop/article_0002/Das-Verm%C3%A4chtnis-des-Professor-Bondi.html (externer Link!)




Letzte Aktualisierung: 14.04.2024, 14:42 Uhr
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