Das Geheimnis der Zauberpilze

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Originaltitel: Das Geheimnis der Zauberpilze
Darsteller: Christian Markhoff (Der Große, Der Lange), Werner Timm (Der Kleine, Der Kurze, Der Zwerg, Der Hippie, Der Soldat, Der Einsiedler, Das Biest)
Produktionsfirma: P.S.Y.C.H.O. Productions
Produktion: Christian Markhoff, Werner Timm
Regie: Christian Markhoff, Werner Timm
Drehbuch: Werner Timm
Musik: Carsten Grote, Holger Jahnke
Kamera: Holger Jahnke
Schnitt: Christian Markhoff
Special Effects: Werner Timm
Visual Effects: Philipp Kreis
Verleih: P.S.Y.C.H.O. Productions
Erstaufführung: Kino: Filmriss Gevelsberg 7.8.2009, Fright Nights Horror-Film-Festival 30.10.2009, Indigo Filmfest 16.10.2009; DVD: 1.8.2009
90:14 Minuten (+ Zusatzmaterial: Making Of 65:54; Interviews 12:37; Nicht verwendete Szenen 5:00; Spasti 2 (Version 2008) 6:09; Die Psychopaten – Everybody Dies 2:53; Wir brauchen Deine Hilfe 3:08; Trailer: Teaser (Deutsch) 0:56, Teaser (Englisch) 0:56, Trailer (Deutsch) 2:23, Trailer (Englisch) 2:23), 17 Kapitel
2,35:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0, Deutsch Dolby Digital 2.0 Audiokommentar; Untertitel: ---
Ländercode: 0 DVD-9 (7,7 GB) FSK: Keine Vermietung oder Verkauf an Kinder und Jugendliche


Inhalt:
Nach einer Einleitung von zwei an reale Beavis und Butthead erinnernden Sofahocker mitsamt leerem Flaschenarsenal davor, geht es gleich los: Der Große bekommt Besuch von Der Kleine, der ihm von einem Zwerg mit Zauberpilzen erzählt, die ihm neue Lebensenergie gegeben haben. Die beiden ziehen mit Bier und hartem Alkohol bewaffnet in den Wald, um sich am Morgen erst mal heftig zu betrinken. Bei einem zunächst nicht ernst gemeinten, dann aber ausartenden Wortgefecht, erschlägt Der Lange versehentlich seinen Saufkumpan. Damit es keine Schwierigkeiten gibt, vergräbt er den Toten, doch ein Zwerg verrät ihm auf dem Weg, dass es Zauberpilze gibt, die den Kollegen wieder zum Leben erwecken können. Als ihm schließlich ein Hippie der in seinem Garten uriniert, unter Folter gesteht, dass er etwas über die Pilze weiss, geht die wilde Suche los…

Meinung:
Dies ist der erste Fullfeature Versuch von P.S.Y.C.H.O. Productions, und bereits der Einstieg ist eine Sache für sich: Christian Markhoff und Werner Timm geben zwei Prolls, die sie mit Overacting und etwas persönlicher Authentizität umsetzen. Was bereits hier störend auffällt ist das aus der Death Metal Szene bekannte Growling, welches Christian Markhoff die gesamte Spielzeit über beibehält und das eher peinlich klingt. Werner Timm gibt sich sehr wandlungsfähig bei Auftreten und Sprache in seinen vielfältigen Rollen und wirkt dabei zwar auch wenig professionell, aber zumindest halbwegs glaubhaft. Allerdings nervt auch er mit hyperaktiver Stimme, die partiell ans Kinderprogramm erinnert und dem „Alter“ am Ende jeden Satzes. Eigenironie und auch Running Gags sind in Ordnung, solange sie nicht so überstrapaziert werden, wie in diesem Falle. Es gibt einige witzige Ideen rund um die Geschichte und die Rahmenhandlung, wie das Film-im-Film Setting mitsamt geteilter Meinung, was die Qualität des Gesehenen („Der Herr der Ringe des No Budget Movies!“ versus „Den Scheiß will doch niemand ernsthaft sehen!“) angeht. Auch nett: das Bild wird dunkel die „Zuschauer“ stellen fest, dass es sich um die geschnittene DVD handelt, woraufhin erst einmal mit viel Gefluche die uncut Version besorgt wird, bevor es weiter geht. Neben dem Couch Setting geht es nach einer kurzen Inhouse Einleitung gleich ab in den Wald – der übliche Schauplatz für No bis Low Budget Horror. Aber für rund 1000 Euro, die innerhalb des einen Jahres der Produktion umgesetzt wurden, kann man auch keine wilden Settings erwarten. Nach kurzem Besäufnis beginnt auch schon das Blut zu fließen, allerdings glücklicherweise nicht nonstop, denn die Special Effects sind natürlich auch mit minimalen Mitteln umgesetzt. Da müssen schon mal Pizzateig oder Bettlaken herhalten um das Zerlegen eines Körpers zu simulieren, was mal gut, mal weniger und auch teils überhaupt nicht überzeugend gelingt. Gorehounds dürfen sich nichtdestotrotz über ein paar gut platzierte Amputationen und Zerstückelungen freuen, die auf Homemade Niveau liegen. Leider wurde bei der Laufzeit nicht ganz so viel Zurückhaltung geübt, weshalb es einige Längen zu beklagen gibt. Bei dem ansonsten gut realisierten Schnitt hätte man das mit ausbügeln können, wodurch es jedoch sicherlich einiges an Material nicht in den Film geschafft hätte. Die Spannung, die durch Schnitt entstehen kann, hätten sich die Macher übrigens gut bei Tanz der Teufel abschauen können, der zum einen am Anfang, aber vor allem bei der „Vergewaltigung“ durch einen Pilz, zitiert wird. Auch beim Bild wurde einiges an Innovation gezeigt, was den selbstgebauten 35mm Filter angeht, der aus dem Material der Sony Handycam eine völlig andere Grundstimmung herauszieht. Leider wurde schwer übertrieben und die starke Verschmutzung der Linse wirkt eher unfreiwillig peinlich als dass wirkliches Alter des Materials erzeugt wird. Wirklicher Lob gebührt derweil dem Titelvorspann, bei dem man zwar die Verspieltheit am Medium sieht, der eigentliche Sinn jedoch bestens umgesetzt wird. Bei den Soundeffekten kann man das leider wiederum nicht sagen, denn hier wurde einfach mal eingebaut was da war, egal wie viel Sinn das grade machte. Da kann allerdings die partiell gut gemachte und platzierte Musik wieder einiges herausreißen. Schlussendlich bleibt also ein durchwachsenes Homemade Filmchen, das komplett am breiten Publikum vorbei geht und nur denjenigen gefallen dürfte, die sich an Trash erfreuen können – diese sollten übrigens den Nachspann laufen lassen, denn in dessen Verlauf wird noch reichlich rumgespammt.

Ausstattung:
Das Bild der DVD ist schlecht zu beurteilen, da nicht nur reichlich absichtlicher Schmutz auf der Linse war, sondern auch mit einigen Farbfiltern gearbeitet wurde. Insgesamt wäre man dem Ausgangsmaterial sicher auch mit einer guten VHS Kopie gerecht geworden. Dropouts oder andere digitale Fehler gibt es nicht zu vermelden.
Für den Ton gilt Ähnliches, denn die Vorlage glänzt nicht immer mit guter Verständlichkeit oder klarer Klangkulisse. Die englische Synchronisation krankt sicherlich vor allem daran, dass sie ihrem Namen nicht gerecht wird – denn synchron ist hier eigentlich nichts. Aber die Tatsache, dass eine wirkliche englische Sprachfassung als zweite Spur mit auf der DVD drauf ist, verlangt eigentlich schon einiges an Achtung.
Die relativ gut produzierte DVD, die zwar im Menü nicht alle Standards einhält, aber dafür einige interessante Effekte bietet, kann insgesamt sicherlich mit semiprofessionellen Veröffentlichungen mithalten. Neben der englischen Tonspur gibt es auch noch zu eigentlich allem eine unterhaltsame Audiokommentarspur – hier haben sich die Macher wirklich Arbeit gemacht und teils recht unterhaltsame Randbemerkungen abgelassen, die auch mit einigen Infos für andere Filmemacher gespickt sind. Das Zusatzmaterial ist ebenfalls sehr üppig und beginnt mit dem über eine Stunde langen Making Of, in dem noch mal direkt gezeigt wird, wie alles realisiert wurde und wie es hinter den Kulissen zuging. In den Interviews lassen sich alle Beteiligten über den Film und dessen Handlung aus, was nicht wirklich interessant, aber zumindest spaßig ausfällt und gut montiert wurde. Nicht verwendete Szenen sind erstaunlich wenige enthalten – hier hätte einiges aus dem fertigen Film sicherlich auch noch landen sollen. Spasti 2 (Version 2008) zeigt, was die beiden Macher bislang gemacht haben – mehr oder minder gehaltvolle Kurzfilme wie diesen kleinen Splatter Versuch. Die Psychopaten – Everybody Dies reiht alles an Gewalt aus dem Film aneinander und untermalt das Ganze mit Death Metal Geschrabbel und Growling. Wir brauchen Deine Hilfe ist ein überraschend offener Aufruf der Macher, sie bei ihren Projekten finanziell zu unterstützen, der sehr sympathisch wirkt. Was natürlich auch hier nicht fehlen darf: Teaser (Deutsch), Teaser (Englisch), Trailer (Deutsch) und Trailer (Englisch) – mit dem Film entsprechender Synchronisation.

Fazit:
Homemade Splatter mit Fantasy Einschlag und netten Ideen – Trash Fans dürfen ein Auge riskieren !!!

© Heiko Henning
14.6.2010


Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.psychoproductions.com/ (externer Link!)




Letzte Aktualisierung: 31.10.2024, 13:52 Uhr
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