John Woo’s Hard Boiled – Uncut Version
Originaltitel: Lashou shentan Alternativtitel: God of Guns; Hard-Boiled; Hot-Handed God of Cops; Ruthless Super-Cop
Darsteller: Chow Yun-Fat als Chow Yun Fat (Yuen/Tequila), Tony Leung Chiu Wai (Tony/Alan), Teresa Mo (Teresa Chang), Philip Chan (Supt. Pang), Philip Kwok (Mad Dog), Anthony Wong Chau-Sang (Johnny Wong), Bowie Lam (Benny), Bobbie Au-Yeung (Lionheart), Shui Ting Ng (Tequilas Assistent), Hoi-Shan Kwan (Mr. Hui), Wei Tung (Foxy), Y. Yonemura, Meng Lo (Lonny (as Johnson Law), Kong Lau (Hospital Direktor), Wai-Sun Lam (Johnnys Handlanger #1), Benny Lam (Johnnys Handlanger #2), Kenny Lam (Johnnys Handlanger #3), Michael Dingo (Jimmy), Hoi-Shan Lai (Bibliothekar), John Woo (Mr. Woo -Nachtclub Besitzer), Jun Kunimura (wilder japanischer Schütze -uncredited)
Produktionsfirma: Golden Princess Film Production LTD., Milestone
Produktion: Terence Chang, Linda Kuk
Regie: John Woo
Drehbuch: Barry Wong, Gordon Chan Vorlage: John Woo
Kamera: Wang Wing-Heng
Musik: Michael Gibbs, James Wong
Schnitt: Jack Ah, Kai Kit-Wai, John Woo, David Wu
Visual Effects: Ting Yuen-Tai Ting
Verleih: Atlan International, Splendid, Dominik (ungekürzte Fassung) (Video)
Erstaufführung: 15.4.1993 Video, 18.11.1994 PRO 7, 24.11.1998 Video ungekürzt e-m-s 7.7.2005 Hongkong 1992
122:23 Minuten (+ Zusatzmaterial: Originaltrailer: deutsch 3:12, kantonesisch 3:12, englisch 2:54; Bildergalerie 1:29; Hinter den Kulissen 1:19; Hard Boiled – Essay 6 Seiten; Cast & Crew: John Woo 7 Seiten, Chow Yun Fat 6 Seiten, Tony Leung 8 Seiten) 16 Kapitel
Widescreen 1,85:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 5.1, Kantonesisch Dolby Digital 5.1, Deutsch DTS; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9 SPIO/JK
Inhalt:
Inspektor Tequila, ein recht eigenwilliger Polizist in Hongkong, ist einem Waffenhändlerring auf der Spur. Bei einer Schießerei in einem observierten Teehaus wird sein Kollege von einem der Waffenschieber getötet, was Tequila sehr mitnimmt. Plötzlich wird er von seinem Vorgesetzten gestoppt und auf einen belanglosen Fall angesetzt, ohne dass auch nur ansatzweise Gründe preisgegeben werden. Natürlich hält sich Tequila nicht an den Befehl und ermittelt weiter, um kurz darauf auf einen Undercover Agenten zu stoßen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten vertragen sich die beiden „Kontrahenten“ und gehen gemeinsam gegen das organisierte Verbrechen vor...
Meinung:
Wie bereits bei seinen anderen beiden Klassikern The Killer und A Better Tomorrow zelebriert der kantonesische John Woo blutige Shoot Outs und actionreiche Szenen mit reichlich vorhandenen Explosionen. Die Ästhetik seiner in Zeitlupe gedrehten Sequenzen ist abermals unerreicht und wird, wenn überhaupt, nur von ihm selbst in ein paar seiner eigenen Filme überboten. Die Materialschlachten sind in jeder Sekunde perfekt choreographiert – detailverliebte Action, die als Referenz angesehen werden darf. Hier greift alles perfekt ineinander: Kamera, Schnitt, Inszenierung; und wird zu einem packenden Gesamtkunstwerk zusammengefügt. Der Bodycount liegt bei enormen 230 im Blickfeld Getöteten, was auch nicht gerade zimperlich, will sagen recht blutig, umgesetzt wird. Die drei großen Shoot Outs des Films sind für Fans legendär, alleine schon durch die Tatsache, wie stark sie sich in das Gedächtnis des Zuschauers einprägen. Bereits in den ersten Minuten geht es in einem Teehaus zur Sache, und der Rezipient bekommt sofort atemberaubend in Szene gesetzte Schusswechsel, wobei durch den Begrenzten Raum die Zahl der Toten noch überschaubar ist. Etwa in der Mitte des Films werden dann in einer Lagerhalle Gangster ohne Ende abgeschlachtet, was schon entsprechend auf den eigentlichen Showdown vorbereitet. Dieser findet kurz drauf in einem Krankenhaus statt, und zieht sich über fast vierzig Minuten – mit allen Ingredienzien, die John Woo ausmachen, inklusive einer nicht enden wollenden Kamerafahrt ohne sichtbare Schnitte zum Abschluss. Dem Zuschauer werden zwischendurch nur ein paar Verschnaufpausen gegönnt – in denen er kurz den Augen Ruhe gönnen kann. In diesen Momenten bemerkt man auch, dass die Charakterzeichnungen in Hard Boiled etwas zu kurz kommen. Es gibt nur wenige Momente in denen die Figuren etwas plastisch werden – selbst die tragische Hauptfigur macht hier keine Ausnahme. Nach der Einführung des Charakters wird seine Gefühlswelt nur noch oberflächlich erarbeitet – die Beziehung zu seiner Kollegin scheint nur Mittel zum Zweck. Chow Yun-Fat (Tiger & Dragon, The Replacement Killers, Hard Game) und Tony Leung (Internal Affairs, Hero, Chungking Express) liefern eine saubere und teilweise auch begeisternde Show ab, wenn sie auch klar durch die mangelnden Hintergründe ihrer Figuren gebremst werden. Woos typische Elemente wie Ehre, Loyalität, und Gerechtigkeit werden hingegen sauber herausgearbeitet. Etwas Pathos gibt es dann auch noch in Form von Weisheiten, die der Meister selbst in seiner Rolle als Barbesitzer von sich gibt. Es wird an einigen Stellen die Auswirkung skrupelloser Verbrecher auf die Hüter des Gesetzes hinterfragt, die auch nur Menschen sind. Man kann recht deutlich erkennen, dass dieser Film eine blutige Bewerbung an Hollywood ist, da der Film nicht mehr „so asiatisch“ ist, wie es seine vorherigen Werke waren. Die Charakterzeichnungen sind kurz gehalten, damit dem schnellen Konsum nichts mehr im Weg steht – wie in Amiland üblich. Diesem hatte er sich zugewandt, da das Hongkong Kino scheinbar dem endgültigen Tod geweiht war, und so stellt dieser Film das (vorläufige?) Abschiedsgeschenk von Woo dar. Ein weiterer Kritikpunkt ist sicherlich die Musik, die nicht mitzureißen versteht und nur in wenigen Momenten wirklich stimmig erscheint – kein Vergleich zu beispielsweise The Killer.
Ausstattung:
Das Bild der DVD aus dem Hause e-m-s wurde gegenüber den Veröffentlichungen bei Laser Paradise High Definition Remastered, was man auch deutlich sieht. Außerdem gibt es anamorphen Bildtransfer, was beispielsweise bei der Splendid DVD nicht der Fall war. Die Farben erstrahlen im neuen Glanze und das Bildrauschen hält sich in angenehmen Grenzen – auch Schärfe und Kontrast sind in guten bis verhältnismäßig sehr guten Bereichen. Allerdings gibt es dann und wann analoge Defekte von kleiner bis mittlerer Größe, jedoch kein Vergleich zu dem, was hierzulande bisher so auf DVD so präsentiert wurde. Für einen Film dieses Alters, der zudem noch aus dem asiatischen Raum stammt, ist das Ergebnis schon recht beachtlich.
Der Ton wurde ebenfalls aufgefrischt – aber noch deutlicher, denn ihm wurde von e-m-s eine komplett neue Synchronisation geschenkt, die insgesamt nicht ganz so aufgesetzt wirkt, wie die bisherige. Sicherlich muss man sich erst einmal daran gewöhnen, dass Chow Yun-Fat die Stimme von Johnny Depps deutschem Stammsprecher verliehen bekommen hat, aber das ist sicherlich zu verschmerzen. Die Räumlichkeit der deutschen Spuren wurde gegenüber der hauptsächlich aus dem Center kommenden Geräuschkulisse der Originalspur deutlich verbessert. So gibt es sowohl beim Dolby Digital 5.1, als auch DTS, die sich beide nicht wirklich etwas tun, einiges an Direktionalität zu hören. Um das wirklich zu hören muss dann zwar die Lautstärke angehoben werden, doch das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.
Bereits die Einleitung auf der DVD zeigt, mit wie viel Liebe zum Detail hier gearbeitet wurde – sehr schön animierte Einstiegssequenz und sehr schön gestaltetes Menü. Etwas irritierend ist die Tatsache, dass nur 16 Kapitel auf der DVD sind, was bei der Lauflänge dieser ungeschnittenen Version mit SPIO/JK Siegel doch etwas wenig erscheint – wahrscheinlich eine Analogie zur geschnittenen Alternative aus dem gleichen Hause. Das Zusatzmaterial ist nicht gerade üppig, aber auch hier zeigt sich das Engagement, mit dem an das Projekt herangegangen wurde. Neben anamorphen Originaltrailern in Deutsch, kantonesisch und englisch gibt es eine Bildergalerie und ein Hinter den Kulissen, welches ebenfalls nur Standbilder zeigt. Interessant ist dann das Hard Boiled – Essay, in dem das Drumherum etwas zusammengefasst wird. Cast & Crew Textseiten zu John Woo, Chow Yun Fat und Tony Leung runden den Gesamteindruck ab.
Fazit:
Prädikat: Ein Kultfilm, der sich auf das ästhetische Töten konzentriert – endlich in einer sehr würdigen DVD Umsetzung !!!
© Heiko Henning
15.7.2005
Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=115777 (externer Link!)
Letzte Aktualisierung: 31.10.2024, 13:52 Uhr
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