The Horror Anthology Vol. 5
Xmas Tale

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Originaltitel: Películas para no dormir: Cuento de navidad Alternativtitel: Films to Keep You Awake: The Christmas Tale
Darsteller: Maru Valdivielso (Rebeca Expósito), Christian Casas (Koldo), Roger Babia (Peti), Pau Poch (Tito), Daniel Casadellà (Eugenio), Ivana Baquero (Moni), Elsa Pataky (Ekran), José Torija (Charles), José María Sanz als „Loquillo“ (Taylor), Saurí (Polizist), Nacho Moliné (Fernsehsprecher), Antonio Duque (Nets)
Produktionsfirma: Filmax International
Produktion: Julio Fernández
Regie: Francisco Plaza als Paco Plaza
Drehbuch: Luiso Berdejo
Kamera: Javier G. Salmones
Musik: Mikel Salas
Schnitt: David Gallart
Visual Effects: Ivan Busquets, Quico Noizeux
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: 2006 e-m-s 7.12.2006 Spanien 2005
71:33 Minuten (+ Zusatzmaterial: The Horror Anthology Trailershow: The Baby´s Room 1:52, Spectre 1:50, Blame 1:54, A Real Friend 1:54, Xmas Tale 1:45, To Let 1:58), 12 Kapitel
Widescreen 1,78:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 5.1, Spanisch Dolby Digital 5.1, Deutsch DTS; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9 (6,10 GB) FSK: 16


Inhalt:
Eine nicht ganz so helle (lol) Blondine flieht ständig schreiend vor einem Zombie, doch der – ebenfalls nicht mit Intelligenz geschlagene – Held ist schon zur Stelle und rammt dem Untoten, nach einem beherzten Armbrustschuss auf die Stirn, einen Pflock durchs Auge bis schwarze Flüssigkeit aus dem Gehirn läuft. Was für ein Glück, dass es sich hierbei nur um den alten Film Zombie Invasion handelt, denn die Realität in Cubelles, Costa Daurada ist 1985 kurz vor dem Weihnachtsfest natürlich viel angenehmer: fünf Freunde gehen ihrer Ferienbeschäftigung nach. Das ist, neben dem Konsum des genannten Films, unter anderem auch das Auffinden einer Frau im Weihnachtsmann Kostüm, die in eine Grube gefallen ist und sich nicht mehr rühren kann. Beim Versuch, diesen Vorfall der Polizei zu melden, werden Koldo und Peti als Kinder nicht für voll genommen – der Polizist tauscht sich lieber weiter übers Telefon bezüglich Rezepten aus. Während sie warten, bekommt Peti ein Fax in die Hände, in dem vor Rebeca Expósito, so der Name der Frau, gewarnt wird, weil sie eine Bank überfallen und zwei Millionen Peseten erbeutet hat – als sie rasender weise endlich wieder bei ihren drei Freunden Tito, Eugenio und Moni eintreffen, können sie grade noch verhindern, dass sie diese befreien. Doch es dreht sich nicht nur darum, dass die Frau gefährlich sein könnte – die Kinder schielen auch auf die Beute, die sie fortan versuchen zu erpressen. Als Rebeca endlich nachgibt und Koldo und Moni gegen den Wiederstand der anderen drei die Gefangene befreien wollen, ist sie mittlerweile verstorben. Der herbeigerufene Polizist ist nicht grade begeistert zu den Weihnachtsfeiertagen in den Wald zitiert zu werden, zumal die Grube leer ist – es stellt sich heraus, dass Peti und Eugenio das Ritual zur Zombiefizierung aus Zombie Invasion durchgeführt haben, und so ist keines der Kinder mehr sicher…

Meinung:
Der fünfte Teil der auf einer wöchentlich ausgestrahlten spanischen TV Serie beruhenden Filmserie ist wieder einmal überraschend anders. Bereits in den ersten Minuten, in denen die jungen Hauptdarsteller langsam durchs Bild fahren und mittels Comicbunten Namensblasen vorgestellt werden, fühlt man sich an die seligen Achtziger erinnert. Der Eindruck verhärtet sich nicht nur durch die vorangestellten und immer wieder kurz auftauchenden Ausschnitte aus dem Horrorfilm Zombie Invasion – es gibt beispielsweise auch noch Ausschnitte aus Karate Kid zu sehen. Der Kleine Tito ist so verrückt nach dem Kampfsport Vorbild, das er auch gleich mit einem asiatischen Stirnband durch die Gegend rennt und bei jeder Gelegenheit entsprechende Tricks oder Sprüche zum Besten gibt. Die ganze Gruppe erscheint zunächst wie eine verschrobene Version der Kinder aus Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers, nur dass keine Leiche, sondern ein lebender Mensch gefunden wird. Die typische kunterbunte Kindertruppe, sogar mit einem Mädchen, wie sie in etlichen Geschichten vorkommt: Die Goonies, TKKG, Fünf Freunde… Doch Paco Plaza hat hier keinesfalls etwas Harmloses vor – seine Kinder sind alles andere als unschuldig, vielmehr kommt bei ihnen die sprichwörtliche kindliche Grausamkeit ans Tageslicht. Auf die kindliche Welt wird ganz klar der Fokus gelegt, alleine schon durch die Kameraführung, die sich stets auf Höhe der Kinder bewegt und bei Erwachsenen bis auf zwei Ausnahmen (Maru Valdivielso und Saurí) nie das Gesicht zeigt. Zunächst werden die kleinen Darsteller mit den üblichen damaligen Requisiten wie recht klobige Funkgeräte, Bonanzaräder, Senso ausgestattet – bei Decknahmen bedient man sich kurzerhand beim A-Team, natürlich nicht ohne um die besten Namen zu streiten. Außerdem gibt es noch die entsprechenden Filme, wobei im Zombiestreifen sogar der spanische Rock und Roll Star Loquillo Lokalkolorit verbreitet. Alles erinnert an die Aufbereitungen der alten E. C. Comics und Pulps, die beispielsweise mit Creepshow ihre Hochphase hatten. Das Acting der Jugendlichen fällt positiv auf, sowohl zu Anfang als unschuldige Heranwachsende, als auch im Verlauf der Handlung, in dem die Abgründe der Menschen immer klarer herausgekehrt werden. In ein paar Passagen wirken die Kleinen jedoch etwas zu abgebrüht und Altklug – der Grund dafür dürfte jedoch mehr im Drehbuch liegen. Regietechnisch ist die Mischung aus Unschuld, wertfreier Grausamkeit abgeschmeckt mit Gier, Unachtsamkeit und Unabhängigkeit von allgemeingültigen Gesetzen sehr interessant und konsequent umgesetzt. Maru Valdivielso (Romasanta – Im Schatten des Werwolfs, Living It Up – Nur eine Woche Millionär, Die Liebenden des Polarkreises) liefert den mehr als würdigen Gegenpart. Ihre Darstellung der in die Ecke gedrängten und ständig zu den Kindern aufsehen müssenden gepeinigten Frau ist beachtlich. Die Qual kommt wirklich von Herzen und ist klar nachvollziehbar, wenn nicht sogar physisch spürbar. Das liegt allerdings nicht zuletzt an der sehr plastischen Umsetzung von herausbrechenden Fingernägeln, schwer entzündeten Beinen oder offenen Brüchen. Zwar wird es nicht allzu blutig, aber angesichts der Erwartungshaltung in den ersten Minuten ist das Ergebnis ansprechend. Einen Beigeschmack hinterlässt hingegen die moralische Aussage der skrupellosen Jugend. Was den Schluss angeht, so wird hier weitergemacht, wo alle andern aufhören, und noch mal eine nette Pointe nachgesetzt, die sich die amerikanischen Kollegen sicherlich nicht getraut hätten – selbst wenn, wie in diesem Fall, das Geschehen nur im Off vonstatten geht.

Ausstattung:
Gleich zu Anfang bekommt man einen rechten Schreck ob des grausligen Bildes – doch bereits nach wenigen Augenblicken bemerkt man, dass es sich hierbei um einen Film im Film handelt, der extra auf die Qualität schlechter VHS Aufnahmen manipuliert wurde. Wie auch bei den anderen Titeln der Reihe ist auch beim restlichen Teil des Films ein leichtes Hintergrundrauschen zu sehen – analoge Defekte gibt es nicht. Insgesamt bieten Schärfe, Kontrast, Detailtreue, Weißpunkt und Farben die bisher besten Werte der Reihe.
Der Ton hat wieder, entsprechend einer TV Produktion, wenig Direktionalität und räumlichen Klang zu bieten – nur beim Finale gibt es rundum nett was zu hören. Die deutsche und spanische Tonspur unterscheiden sich kaum, zumal die Synchronisation gut ausgefallen ist – alternativ stehen auch noch deutsche Untertitel zur Verfügung. Die DTS Spur hebt sich leider auch nicht davon ab – hier fehlt irgendwie der übliche Druck und entsprechender Bass.
Das bis auf „The Horror Anthology Trailershow“ nicht vorhandene Zusatzmaterial ist wieder einmal der einzige wirkliche Kritikpunkt. Selbst Texttafeln mit Hintergrundinformationen würden zeigen, dass hieran wirkliches Interesse bestanden hätte. So wirkt das Ganze eher wie eine nette Dreingabe bei einem interessanten Filmdeal, der halt mit vermarktet wird.

Fazit:
Empfehlenswertes Retrowerk für alle Kinder der Achtziger mit dem Charme von Werken wie Stand by Me mit härteren Momenten – gutes Bild, guter Ton !!!

© Heiko Henning
23.2.2007


Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=116082 (externer Link!)




Letzte Aktualisierung: 27.03.2024, 15:56 Uhr
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