Im Todesgriff der roten Maske

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Originaltitel: The Oblong Box Alternativtitel: Dance, Mephisto; Edgar Allan Poe's The Oblong Box; Im Todesgriff der roten Maske; Der Fluch des Dämonen
Darsteller: Vincent Price (Sir Julian Markham), Christopher Lee (Dr. J. Neuhart), Rupert Davies (Joshua Kemp), Uta Levka (Heidi, die Prostituierte), Sally Geeson (Sally Baxter, Dr. Neuharts Magd/Sir Julian Markhams Magd), Alister Williamson (Sir Edward Markham), Peter Arne (Samuel Trench), Hilary Heath als Hilary Dwyer (Elizabeth Markham), Maxwell Shaw (Tom Hackett), Carl Rigg (Mark Norton), Harry Baird (N' Galo), Godfrey James (Weller, Grabräuber), James Mellor (Holt), John Barrie (Franklin), Ivor Dean (Hawthorne), Danny Daniels (der Hexendoktor), Michael Balfour (Ruddock, Markhams Butler), Hira Talfrey (Martha), John Wentworth (Pfarrer), Betty Woolfe (Mrs. Hopkins, Hauswirtschafterin), Martin Terry (Matrose auf Friedhof), Anne Clune (Prostituierte), Jackie Noble (Prostituierte), Ann Barrass (Prostituierte), Jan Rossini (Prostituierte), Zeph Gladstone (Trenchs Frau), Tara Fernando (Table Dancer), Tony Thawnton (Mann in Taverne), Anthony Bailey (Talbot), Richard Cornish (Stallknecht), Colin Jeavons (Hausarzt), Andreas Malandrinos als Andreas Melandrinos (Baron, Party Gast), Hedgar Wallace (Major, Party Gast), Martin Wyldeck (Constable), Sean Barry-Weske (Rüpel in Taverne)
Produktionsfirma: AIP
Produktion: Gordon Hessler
Regie: Gordon Hessler
Drehbuch: Lawrence Huntington, Christopher Wicking (zusätzliche Dialoge) Vorlage: Edgar Allan Poe
Kamera: John Coquillon
Musik: Harry Robertson als Harry Robinson
Schnitt: Max Benedict
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: 6.2.1970 e-m-s 16.10.2003 (Edgar Allen Poe Box 22.1.2004) USA 1969
92:11 Minuten (+ Zusatzmaterial: Deutscher original Kinotrailer 3:11; Englischer original Kinotrailer 1:52; Interview Uta Levka 16:35; Deutscher original Videovorspann 3:31; Bio- Filmographien: Vincent Price 13 Seiten, Christopher Lee 9 Seiten, Uta Levka 2 Seiten; Slideshow 5:59) 18 Kapitel
Widescreen 1,85:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0; Untertitel: deutsch nicht synchronisierte Passagen
Ländercode: 2 DVD-9 FSK 16


Inhalt:
Als die beiden Brüder Julian und Edward Markham ihre Plantagen in Afrika inspizieren, kommt es zu einem Unfall, bei dem ein kleiner Junge vom Pferd totgetreten wird. Die Rache der Dorfbewohner ist schrecklich, denn Edward Markham wird mittels eine Rituals mit einem Fluch belegt, der ihn fortan verunstaltet und tobsüchtig macht. Wieder in England angekommen, versteckt Julian seinen Bruder fortan auf ihrem gemeinsamen Anwesen – zur Sicherheit aller. Der Familienanwalt Samuel Trench scheint in irgendeiner Form in der Schuld von Edward zu stehen, und besorgt ihm das Mittel eines afrikanischen Medizinmannes, mit dessen Hilfe er in einen todesähnlichen Zustand fällt. Damit Julian nicht seinen entstellten Bruder herzeigen muss, besorgt der Anwalt eine Leiche, die im offenen Sarg der Trauergemeinde präsentiert, und daraufhin begraben wird. Doch leider hat er zuvor die Kiste seines Bruders zuvor schließen lassen, was Trench annehmen lässt, sein Auftraggeber sei längst tot. Dieser wurde allerdings nach seiner nachträglichen Beerdigung von Grabräubern zu dem fragwürdigen Arzt Dr. J. Neuhart gebracht, und fortan beginnt eine Mordwelle…

Meinung:
Anfangs stand diese Verfilmung von Motiven aus dem Werk von Edgar Allen Poe unter keinem guten Stern. Zunächst verstarb Lawrence Huntington kurz nachdem er das Drehbuch für The Oblong Box fertig gestellt hatte. Dann musste auch noch der ursprünglich eingeplante Regisseur Michael Reeves ersetzt werden, da er neben Alkoholproblemen auch zum Selbstmord tendierte, den er dann auch im Februar 1969 ausführte. Seine Nachfolge trat der deutstämmige Gordon Hessler an, der in seiner Kindheit in England lebte, und später nach Amerika umsiedelte. Dort arbeitete er an Dokumentationen und schließlich für Alfred Hitchcock Presents und The Alfred Hitchcock Hour. The Oblong Box war sein erster Film für American International Pictures, sollte aber trotz gewisser Probleme keinesfalls der einzige bleiben. Ständig mischte sich die Firma ins Casting ein und straffte die Erzählfreude von Hessler, was hier etwa zehn Minuten Filmmaterial kostete. Durch diese Einmischungen litt auch die Arbeitsbeziehung zu Vincent Price, und Christopher Lee schien unzufrieden mit der Rolle, die extra für ihn hineingeschrieben wurde. Hält man sich diese Tatsachen vor Augen, erstaunt es umso mehr, dass eine so gute Verfilmung daraus geworden ist. Vincent Price kann aufgrund dem ihm zugeteilten, nicht sonderlich tiefgründigen, Charakters nicht ganz zur Hochform auflaufen, doch allein für sein Spiel lohnt sich das Konsumieren des Films. Sein erstes Zusammentreffen im Film mit der Ikone Christopher Lee enttäuscht hingegen nicht zuletzt aufgrund der Kürze – allerdings wirkt Lee auch ständig gelangweilt, was diesen Auftritt zu einem der schlechtesten seiner Laufbahn macht. Auch die anderen Schauspieler, allen voran Alister Williamson, der die meiste Zeit hinter der Titelgebenden Maske agieren muss, wirken etwas blass gegenüber dem Hauptdarsteller Vincent Price. Wer eine weitere Poe Verfilmung im Stile von Roger Corman erwartet, wird sicherlich nicht wirklich zufrieden gestellt, da das ganze Ambiente nicht den schaurigen Charme der Vorgänger (Bodennebel ohne Ende, passende Farbgebung, Spinnenweben…) besitzt. Dafür gibt es einige explizitere Szenen, was die Gewaltdarstellung angeht, wobei diese natürlich weit von heutigem Standard entfernt sind. Für damalige Verhältnisse ging es allerdings beispielsweise mit einer Kreuzigung in Großaufnahme recht hart zur Sache. Das Blut ist recht hell und wirkt keinesfalls besonders glaubhaft, was durch die schlecht ausgeführten Kehlenschnitte noch mehr ins Auge fällt.

Ausstattung:
Der Bildtransfer ist für einen Film dieses Alters, wie bereits bei seinem Vorgänger Die Folterkammer des Hexenjägers sehr gut gelungen. Analoge Defekte gibt es wenige zu beklagen, und die Schärfe macht stets einen sehr guten Eindruck. Lediglich der Kontrast der ehemals fehlenden Szenen bleibt hinter dem des restlichen Materials zurück, was zu weniger berauschenden Schwarzwerten führt.
Für den damals in den Kinos gekürzt gelaufenen Film gibt es natürlich keine durchgängige deutsche Synchronisation, weshalb diese Passagen im Originalton belassen wurden. Diese Entscheidung ist nicht nur kostengünstiger für e-m-s, sondern auch besser für den Zuschauer, wenn man bedenkt, dass selbst mit den gleichen Sprechern (so sie denn überhaupt noch aufzutreiben wären!) nicht die gleiche Stimmung erzeugt werden könnte. Die beiden Tonspuren machen einen guten Eindruck, wobei die deutsche etwas kräftiger daherkommt, auf Wunsch können für die englischsprachigen Parts deutsche Untertitel aktiviert werden – Untertitel für den gesamten Film gibt es hingegen nicht.
Entgegen der amerikanischen DVD von MGM (Double Feature mit dem zweiten Gordon Hessler Film Scream and scream again), welche die einzige Veröffentlichung (angefangen bei Constantin bis hin zu Greenwood und Rainbow's Media sind alle cut!) neben der vorliegenden ist, die den Film ebenfalls in ungekürzter Form zeigt, gibt es hier mehr Zusatzmaterial. Ein Deutscher original Kinotrailer, der zwar nicht in bester Verfassung, dafür anamorph auf der DVD enthalten ist, und ein Englischer original Kinotrailer, ebenfalls anamorph und in besserer Qualität, eröffnen die lohnenswerten Specials. Informativ und äußerst unterhaltsam wird es bei dem Interview mit Uta Levka, die über den liebenswerten Vincent Price und den aus ihrer Sicht äußerst arroganten Christoper Lee zu berichten hat. Dabei zeigt sich die gute Frau ziemlich redselig, was zunächst etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber eben auch angenehm anders, weil Klartext geredet, und nicht jeder über den grünen Klee gelobt wird. Negativ fällt hingegen die vom Cumberland Film Team gewählte Lokalität auf, da es reichlich Störgeräusche gibt – da hätten Uwe Huber und Elmar Podlalsy einen etwas adäquateren Ort für das Interview wählen können. Der Vollständigkeit halber gibt es noch den deutschen original Videovorspann und Bio- Filmographien von Vincent Price, Christopher Lee (hier ist die Seite vier der Texttafeln doppelt enthalten!) und Uta Levka zu lesen. Die anamorphe Slideshow bietet dann schlussendlich sogar einige Bilder, die nicht im Film enthalten waren.
Neben der Einzelveröffentlichung gibt es aus dem Hause e-m-s auch noch eine Box in der neben Die Folterkammer des Hexenjägers auch noch Im Todesgriff der roten Maske und Lebendig begraben beinhaltet. Für den Sammler ist hierbei nicht nur die wunderschön gestaltete Box, sondern auch das beigelegte Booklet äußerst lohnenswert. Alleine schon der – leider gekürzte – Bericht über „Das Leben und Werk Edgar Allen Poes von Michael Wischniewski“ bietet dem Käufer einen guten Überblick über das Leben des in jeder Hinsicht phantastischen Autoren. Als Dank für den Nachdruck dieses Textes folgt dann eine Vorstellung des vielseitigen Magazins Mephisto, welches somit wieder einmal positiv von sich reden macht. Der ebenfalls unter anderem aus diesen schriftstellerischen Kreisen bekannte Thomas Wagner erläutert die Hintergründe, wie der Regisseur Roger Corman zum Drehen von Edgar Allen Poe Vorlagen gekommen ist, was sich interessant liest, jedoch ebenfalls zusammengekürzt wirkt. Gefolgt wird das Ganze von Eigen- und auch Fremdwerbung, was auf den ersten Blick etwas störend wirkt. Optisch wurden zwar ein paar satztechnische Fehler übersehen und der Schriftsatz ist nicht berauschend, doch dafür gibt es wunderschön arrangierte Hintergründe als Entschädigung.

Fazit:
Ein unterhaltsamer Poe Klassiker – endlich ungeschnitten !!!

© Heiko Henning
24.2.2004


Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=115348 (externer Link!)




Letzte Aktualisierung: 14.04.2024, 14:42 Uhr
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