Into the Mirror
Originaltitel: Geoul sokeuro Alternativtitel: Into the Mirror
Darsteller: Yu Ji-tae (Woo Yeong-min), Kim Myeong-min (Heo Hyeon-su), Kim Hye-na (Lee Ji-hyeon/Lee Jeong-hyeon), Gi Ju-bong (Jeong Il-seong), Kim Myoeng-su (Choi Sang-gi), Lee Young-jin (Choi Mi-jeong), Jeong Eun-pyo (Kim, Il-hwan)
Produktionsfirma: ???
Produktion: Kim Eun-young
Regie: Kim Seong-ho
Drehbuch: Kim Seong-ho
Kamera: Jeong Han-cheol
Musik: Il Won
Schnitt: Kim Seon Min
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: 2003 e-m-s 2.12.2004 Südkorea 2003
113:12 Minuten (+ Zusatzmaterial: DVD 1: Originaltrailer 1:46; DVD 2: Making of 47:42; Music Video 3:01; Behind the Mirror 13:58; Deleted Scenes 8:44; Trailer/TV Spot 2:49; Into the Storyboard 110:37; Artwork Galerie 1:43), 18 Kapitel
Widescreen 1,78:1 anamorph
Deutsch Dolby Pro Logic, Kantonesisch Dolby Pro Logic, Deutsch Dolby Digital 5.1, Kantonesisch Dolby Digital 5.1; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9/9 FSK 16
Inhalt:
Eine junge Frau schlendert nach Ladenschluss recht unbedarft durch ein dunkles Kaufhaus, und begibt sich nach dem Aufeinandertreffen mit dem Sicherheitsbeamten schließlich auf die Toilette. Irgendetwas ist seltsam, als sie sich im Spiegel der Örtlichkeit betrachtet – ihre Sicherheitsmarke fällt herunter. Als sie wieder aufblickt, hat ihr Spiegelbild ein Messer in der Hand, mit der es sich die Kehle durchschneidet, woraufhin die Frau mit durchschnittener Kehle auf den weißen Fliesen verblutet. Woo Yeong-min, durch einen tragischen Fall von Überschätzung nicht mehr bei der Polizei, muss sich des Falles annehmen, da er von seinem Onkel, dem Besitzer des Kaufhauses, als Sicherheitschef eingestellt wurde. Da das Kaufhaus in wenigen Tagen nach einem tragischen Brand vor einem Jahr jetzt wiedereröffnet werden soll, soll alles heruntergespielt werden, doch es kommt zu weiteren mysteriösen Todesfällen. Der ermittelnde Beamte Heo Hyeon-su hat mangels Beweisen keine Verdächtigen – Woo Yeong-min, der es seltsam findet, dass alle Toten in Unmittelbarer Nähe eines Spiegels gefunden wurden, vermutet Übersinnliches als Auslöser. Alle tappen im Dunkel, bis schließlich Lee Ji-hyeon auftaucht, die an Tatorten auftaucht und offensichtlich etwas zu verbergen hat…
Meinung:
Bereits der erste Mord ist bezeichnend für den Film – auf äußerst ästhetische Weise wird das Grauen zelebriert. In diesem Moment, in welchem das Spiegelbild ein tödliches Eigenleben führt, gibt es bereits die erste Gänsehautgarantie für den geneigten Zuschauer. Da dies gerade die Zeit der japanischen Horrorfilme – und ihrer Remakes – ist, drängen sich hierbei natürliche die Vergleiche mit Vorgängern wie beispielsweise The Ring auf, die aber nur teilweise wirklich zutreffen. Zum Teil liegen sie im Auge des Betrachters, da für den westlichen Rezipienten die Gleichen Rahmenbedingungen geschaffen sind: eine leicht verwirrende Handlung, mystische Elemente, die aus einer anderen Kultur stammen und fremde Namen, die ständig zu Verwechslungen und Irrungen innerhalb der Erzählung sorgen. In dieser Eingangsszene tritt zwar eine ähnliche Beklemmung wie beispielsweise bei der Spiegelszene in Ring 2 ein, doch andererseits wirkt sie auch erfrischend innovativ. Es wird wieder mit Urängsten gespielt, doch diese werden durch moderne, fast steril gehaltene, Szenen erzeugt, die das Grauen fast synthetisiert hervorrufen. Die aus The Ring bekannten Schockelemente werden hier nicht so häufig eingesetzt, vielmehr ist es eine ständig vorherrschende Gänsehaustimmung, die innerhalb der Rahmengebenden Kriminalgeschichte immer wieder durch schaurige Szenen, und nicht pure Schockmomente, aufgebaut wird. Wirkliche Adrenalinschübe gibt es dabei natürlich nur selten, doch das vermittelte Grauen funktioniert mit seinem Aufbau alleingesehen sehr gut. Das muss es auch, da die Kriminalelemente für sich gesehen partiell für Längen und Ungereimtheiten sorgen, die nur mithilfe der übersinnlichen „Tatsachen“ erklärt werden können. Das Spiel mit Ego und Alterego, welche durch den Menschen und sein Spiegelbild dargestellt werden – wodurch die Figuren durch sich selbst bedroht werden – ist ein gutes Beispiel. Diese interessanten Analogien würden ohne mystische Elemente keinesfalls funktionieren, sind allerdings wichtiger Bestandteil der Krimigeschichte. So manövriert Kim Seong-ho mit seinem Regiewerk immer zwischen den Grundelementen, wobei er sich zum Glück immer wieder auf seine offensichtliche Stärke, die schaurige Inszenierung, besinnt. Dabei zeigt er wunderschöne, teils brilliante Bilder, die in ihrer kühlen Ästhetik erstaunlich gut Urängste heraufbeschwören. Das neuzeitliche „Geisterschloss“, in diesem Fall ein Kaufhaus, ist nüchtern für sich betrachtet harmlos, doch in Verbindung mit der beeindruckenden Kameraführung wird es eine schaurige Achterbahnfahrt durch die Konsumtempel der heutigen Tage. Verlassene Gänge und immer wieder das Gefühl der Beobachtung – oder gar ein dunkler Schatten, der sich in einem der Spiegel reflektiert. Das Ganze ist umso beachtlicher, als dass es für einen Kameramann das denkbar schlimmste Szenario darstellt – überall Spiegel, in denen er oder die Filmcrew sich spiegeln könnte. In ungeahnte Höhen werden diese Probleme beim Dreh innerhalb eines komplett verspiegelten Aufzugs getrieben. Eigens für diesen Film wurden neue Techniken für den Dreh erdacht, oder altbekannte entsprechend umfunktioniert. Das Ergebnis ist entsprechend berauschend, wenn der Zuschauer in rasanter Fahrt durch die Räume gescheucht wird und in jeder nächsten Spiegelung eine Gefahr auszumachen versucht. Die verwendeten digitalen Effekte wirken an keiner Stelle auffällig oder gar störend – hier wurde wirklich mal gute und vor allem adäquate CGI Arbeit geliefert. Wenn das Spiegelbild sich plötzlich ohne ersichtlichen Grund anders bewegt als sein Vorbild, wird auf unnötigen Schnickschnack verzichtet, um die Szene an sich glaubhaft erscheinen zu lassen. Durch die an den Tag gelegte Sorgfalt fallen diese Momente angesichts sonstiger Ergüsse des Filmbusiness positiv auf. Auch bei den, nicht allzu herben, blutigen Effekten gibt es nichts zu meckern – selbst der eine oder andere Gorehound wird erfreut sein, wenn auch passenderweise nicht voll draufgehalten wird. Nicht unmaßgeblich trägt außerdem der Score zu der schauerlichen Grundstimmung bei – die musikalische Untermalung wird partiell sogar zu einem integralen Bestanteil, ohne den die Bilder ihres Reizes beraubt worden wären. Die Charakterzeichnungen sind leider zum Teil nicht besonders ausgereift und kommen teils nicht über das übliche Mittelmass hinaus. Die Charaktere entsprechen in manchen Fällen den üblichen Klischees, wie dem des gefallenen Helden, der in Selbstzweifeln ertrinkt und von seiner Vergangenheit verfolgt wird. Mit Details, wie Ereignissen der Vergangenheit, wird an diesen Stellen versucht, den Figuren zusätzliches Leben einzuhauchen, doch auch das gelingt nicht immer. Ähnlich sieht es bei den Dialogen aus, die bei manchen Parts nicht wie gewollt zünden und die Geschichte selbst nicht weiterbringen.
Ausstattung:
Für einen asiatischen Film wird ein verhältnismäßig gutes Bild, ohne analoge Defekte oder Ausfälle, geboten. Die Farben des Bildes sind recht neutral, wenn auch etwas unterkühlt – was als Stilmittel für die Kaufhausszenen sehr gut für entsprechende Atmosphäre sorgt. Kontrast und Schärfe erreichen zwar keine Referenzwerte, bieten jedoch auch keinen Anlass zur Kritik – nur ein wenig Bildrauschen, dass vor allem bei bewegten Szenen auffällt, trübt ein wenig den Gesamteindruck.
Gut austariert ist auch der Ton, bei dem Dialoge, Soundtrack und Effekte eine nahezu perfekte Koexistenz führen – zu jeder Zeit sind die Dialoge sauber verständlich. Die deutsche Synchro ist sauber gelungen und umgesetzt – so dass auch der Purist gerne ein Ohr riskieren darf. Direktionale Effekte gibt es weder übermäßig noch bombastisch, was vor allem an dem bedauerlicherweise etwas zurückhaltenden Basseinsatz liegt, der schon auf der DVD im Heimatland des Films zu beklagen war.
Ganz so ausufernd wie bei der Special Edition aus Südkorea, bei welcher unter anderem auch Kurzfilme von Kim Seong-ho sowie Audiokommentare enthalten waren, geht es hierzulande nicht zu – dafür gibt es Untertitel, was ja auch nicht zu verachten ist. Neben dem Originaltrailer auf der ersten DVD finden sich alle weiteren Boni auf der zweiten Scheibe. Das Making of zeigt den Unterschied zwischen den Szenen im Dreh und dem schlussendlichen Resultat im Film, was sich interessant gestaltet. Das Music Video „Blood of Witch“ ist nett anzuhören – Behind the Mirror kümmert sich derweil mit einer Mischung aus Making Of und Behind the Scenes um die optischen Effekte, die teilweise sehr aufschlussreich sind. Bei den Deleted Scenes gibt es nette Infos zu Nebenhandlungen, die im Film nur wenig aufgegriffen wurden. Trailer/TV Spot, Into the Storyboard mit einer Gegenüberstellung von Storyboard mit Grundideen und filmischem Endresultat (auf Spielfilmlänge!) sowie eine Artwork Galerie mit Paintings zum Storyboard runden das Bild gut ab.
Fazit:
Horrorkrimi mit brillianter Kameraarbeit und entsprechenden Effekten – leider mit Defiziten bei den Charakteren !!!
© Heiko Henning
26.1.2005
Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=115655 (externer Link!)
Letzte Aktualisierung: 31.10.2024, 13:52 Uhr
(c) Twilightmag 2024
Version: 5.5