Shikoku
Originaltitel: Shikoku Alternativtitel: Rückkehr zur Insel der Toten
Darsteller: Yui Natsukawa (Hinako Myoujin), Michitaka Tsutsui (Fumiya Akizawa), Chiaki Kuriyama (Sayori Hiura), Toshie Negishi (Teruko Hiura – Sayoris Mutter), Ren Osugi (Yasutaka Hiura – Sayoris Vater), Makoto Satô (Sendo), Taro Suwa (Oda), Tomoko Otakara (Yukari Asakawa), Haduki Kôzu (Chizuko Oono)
Produktionsfirma: Kadokawa Shoten
Produktion: Masato Hara
Regie: Shunichi Nagasaki
Drehbuch: Takenori Sento, Kunimi Manda Vorlage: Buch mit Legenden um die Insel Shikoku
Kamera: Noboru Shinoda
Musik: Satoshi Kadokura
Schnitt: Yoshiyuki Okuhara
Verleih:
Erstaufführung: 23.1.1999, Leih DVD: 10.3.2005 e-m-s 9.6.2005 Japan 1999
100:24 Minuten (+ Zusatzmaterial: Originaltrailer 0:43; Originaltrailer deutsch 0:43; Hinter den Kulissen 3:24; Interviews mit: Regisseur Shunichi Nagasaki, Chiaki Kuriyama, Yui Natsukawa 9:31; Bio-/Filmografien zu: Yui Natsukawa 3 Seiten, Chiaki Kuriyama 4 Seiten, Michitaka Tsutsui 2 Seiten) 12 Kapitel
Widescreen 1,85:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 5.1, Japanisch Dolby Digital 5.1, Deutsch DTS; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9 FSK: 16
Inhalt:
Auf dem nordwestlichen Teil von Shikoku, der kleinsten der vier Hauptinseln von Japan, wird Sayori Hiura von ihrer Mutter dazu gebracht, ihren Verstand für die Geister Verstorbener zu öffnen, damit die Hinterbliebenen noch einmal mit diesem reden können. Bei einer dieser Beschwörungen beobachtet ihre Freundin Hinako Myoujin das Ritual, woraufhin sie von Sayori zurechtgewiesen wird, das niemandem zu erzählen – kurz darauf rettet Sayori ihr Leben, als Myoujin zu ertrinken droht. Diese beiden Ereignisse sorgen dafür, dass die Freundschaft sehr eng wird – bis ihre Eltern mit Myoujin nach Tokio ziehen und die beiden Mädchen getrennt werden. Nach fünfzehn Jahren kehrt die junge Frau zurück, doch Sayori ist angeblich bereits vor einigen Jahren ertrunken, doch ihren gemeinsamen Freund Fumiya Akizawa trifft sie in ihrem Geburtsort an. Beim gemeinsamen Durchstreifen des Ortes treffen die beiden immer wieder auf den Geist der verstorbenen Freundin – langsam kommen die beiden hinter das grausame Geheimnis, das nicht nur Sayori, sondern die ganze Insel betrifft…
Meinung:
Wie der Titel bereits vermuten lässt, dreht es sich bei diesem ruhigen Grusler vordergründig um die Geschichte von Shikoku, was übersetzt „vier Länder“ heißt. In einem anderen japanischen Dialekt kann es jedoch auch als „Das Land der Toten“ gedeutet werden. Basierend auf alten Legenden und Tatsachen wurde von Takenori Sento und Kunimi Manda eine interessante und sehr an die Realität angelehnte Story rund um die Insel gesponnen. Der hierzulande weniger bekannte Regisseur Shunichi Nagasaki setzte diesen Grundgedanken konsequent fort und fing die Landschaft in bezaubernden Bildern ein. Dabei erreicht er zwar nicht die berauschende Intensität wie beispielsweise Masato Harada in Inugami – die Verfluchten, doch zumindest stellt dieser „Hintergrund“ einen relativ hohen Stellenwert dar. Ebenfalls nicht ganz so intensiv wie es notwendig gewesen wäre, sind die Charakterzeichnungen, die zu Anfang gut ausgearbeitet scheinen, dann allerdings nicht konsequent weiterentwickelt werden. Gerade in diesem Punkt scheint der Regisseur Schwierigkeiten zu haben, denn seine Dialoge zum Handlungsaufbau haben nicht selten Längen, die für Langeweile sorgen – gerade die erste halbe Stunde gibt sich sehr träge. Dafür holen die Darsteller einiges aus dem Drehbuch heraus, was die Tiefe ihrer Figuren angeht – allen voran Yui Natsukawa (Zatoichi – der blinde Samurai, The Yin Yang Master, Gonin 2). Als junge Frau auf der Suche nach ihrer Vergangenheit verleiht sie der Figur ohne großen Background ansprechende Plastizität. Ähnlich ist es auch bei Chiaki Kuriyama, die zuvor als Model arbeitete, und unter anderem zur „Miss Tokio Walker“ gewählt wurde. Nach Shikoku wurde Kuriyama (Battle Royal, Gonin) vor allem durch ihre Rolle als Gogo die junge Killerin in Quentin Tarantinos Schlacht Opus Kill Bill Vol.1 bekannt. Gut für den Film ist auch die sehr interessante zugrunde liegende Geschichte der Shinto Religion, die sehr geschickt aus der Realität bis in die Fiktion weitergesponnen wird. 88 Tempel (gegründet vom buddhistischen Heiligen Kobo Daishi, 774-835) stehen auf der Insel – 88 für die 88 „bösen Leidenschaften“ der Buddhismuslehre, die Reisende in einer 1000 Meilen langen Pilgerfahrt zu bannen suchen. Die Tatsachen und Historien der Insel werden geschickt mit Geisterglauben und Fiktion vermengt, was gerade für den westlichen Zuschauer seinen ganz eigenen Reiz entwickelt. Vor diesem Hintergrund wird die Frage nach dem Recht zum Fortbestand einer weiblichen schamanischen Tradition gestellt, die mit aller Gewalt gegen den männlich verkörperten Fortschritt durchgesetzt werden soll. Deshalb sollte das Publikum auch eher bei den traditionell interessierten, als bei den Freunden der Horrorkost angesiedelt sein. Da der Film zeitgleich mit Ring 2 gestartet ist, offenbaren sich natürlich auch Parallelen zu den Ingredienzien der japanischen Horrorwelle, die The Ring ausgelöst hat. Doch diese Bestandteile sind nur dünn gesät, und die äußerst markanten Schockmomente fehlen hier völlig, was allerdings auch an dem niedrigen Budget des Films liegen könnte. Vielmehr sind mystische Elemente, die mit schwummerigem Licht in Szene gesetzt sind, das Hauptaugenmerk. Hervorzuheben ist auf jeden Fall noch der stimmungsvolle Soundtrack, der dem Gesehenen einiges an zusätzlichem Reiz verleiht.
Ausstattung:
Das anamorphe Bild macht einen guten Eindruck – sowohl Kontrast als auch Schärfe sind meist auf gutem Niveau. Sicherlich kann die Vorlage seine Herkunft nicht verleugnen, doch e-m-s hat offensichtlich alles aus dem Master herausgeholt, zumal eine gewisse Unschärfe eher als Stilelement angesehen werden dürfte. Das fällt auch bei den Farben auf, die ein wenig verwaschen und nicht übermäßig leuchtstark wirken.
Dafür dass es sich um einen sehr ruhigen Film handelt, sind die Tonspuren erstaunlich räumlich angelegt und überraschen mit schöner Direktionalität. Gerade die deutsche DTS Variante zeigt dies auf eindrucksvolle Art und Weise – vor allem der Score wird sehr schön transportiert. Auch die 5.1 Spuren in deutsch und japanisch können durch Klarheit und Räumlichkeit überzeugen – für Puristen stehen natürlich auch Untertitel passend zur Originalspur bereit.
Etwas seltsam erscheint die Aufteilung des Films in nur zwölf Kapitel – gerade bei der Länge von über hundert Minuten wären hier ein paar zusätzliche zum Springen nicht schlecht gewesen. Bei dem Zusatzmaterial gibt es zunächst einmal den üblichen Originaltrailer und einen Originaltrailer deutsch, die leider beide nicht anamorph auf der Disk sind. Dann zeigt das „Hinter den Kulissen“, mit welcher Akribie eine der wichtigen Szenen entsteht, und welche Geduld der Regisseur hierbei an den Tag legt. Bei den Interviews mit Regisseur Shunichi Nagasaki, Chiaki Kuriyama und Yui Natsukawa offenbart sich sehr deutlich die Motivation, die das Team für den Film entwickelt hat. Abschließend gibt es noch mehr oder minder informative Bio-/Filmografien zu Yui Natsukawa, Chiaki Kuriyama und Michitaka Tsutsui. Hier hätte es sicher gerne noch etwas mehr sein können, aber für ein niedriger budgetiertes Werk gibt es da ja meist nicht wirklich Material.
Fazit:
Ein sehr leiser, mystischer Film aus Japan mit wenigen Anklängen an die Horrorwelle – in ansprechender Umsetzung !!!
© Heiko Henning
22.7.2005
Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=115698 (externer Link!)
Letzte Aktualisierung: 31.10.2024, 13:52 Uhr
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