Zee Oui – Der Kannibale

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Originaltitel: Zee-Oui Alternativtitel:
Darsteller: Duan Long (Zee-Oui), Chatchai Plengpanich (Santi), Anuwat Niwatwong (Dara), Kowit Wattanakul (Thana), Zhang Shaohau (Neng), Zhang Jianhua (Mutter), Sathaway Ser-Udomsin (Lieutnant), Chatcharit Theera-Nittayathan (Zee-Oui mit 18 Jahren), Monjitkasam Phoonguan (Zee-Oui mit 6 Jahren), Chayanee Thitimoon (Stand in Zee-Oui), Orn-Nisa Kitchalernsopon (Dara mit 8 Jahren), Weerasak Srisuk (Duean mit 8 Jahren), Surasak Chai-Aut (Mörder von Duean), Nicha Fishlock (Suan), Aroon Wanut-Badeewong (Sarinee), Chawit Po-Kaithanet (Mono), Patthana Parimat (Cheng), Chanthamon Men-Thaka (Ming), Chanthamat Men-Thaka (Ping), Sirilak Pungpananon (Ching)
Produktionsfirma: Chanal 7, Maeng Pong, Post Today
Produktion: T. Sasinamanop, S. Cheewasutthanon, Panot Udom
Regie: Nida Suthat von Ayutthaya, Buranee Ratchachaibun
Drehbuch: N. Suthat, P. Ratchachaibun, B. Ratchachaibun, D. Kampmeier
Musik: Pongprom Sanitwong von Ayuthaya
Kamera: Siripen Sasinmanop, Krittaya Sonthisawat
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: Thailand 28.10.2004 e-m-s media AG 11.10.2007 Thailand 2004
85:44 Minuten (+ Zusatzmaterial: Trailer 2:07) 16 Kapitel
Widescreen 1,85:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 5.1, Thailändisch Dolby Digital 5.1, Deutsch DTS; Untertitel: deutsch, deutsch Credits
Ländercode: 2 DVD-9 ( GB) FSK: keine Jugendfreigabe


Inhalt:
Der zum Tode verurteilte Zee-Oui erinnert sich in seinen letzten Minuten daran, wie alles angefangen hatte, was ihm nun den Tod einbringt. Bangkok, Thailand im Jahre 1946 reist der Chinese Lee-Oui ins Land ein, um Arbeit und Auskommen zu finden. Was ihn erwartet ist jedoch Missachtung und die Verunglimpfung seines Namens durch einen Beamten bei der Einreise – fortan ist er Zee-Oui, der von allen schlecht behandelt wird. Da er zudem immer wieder kränkelt verliert er eine Anstellung nach der anderen und er kann sich auf diese Weise keine Medizin kaufen. Aus der Not heraus macht er sich seine eigene Medizin, wie sie seine Mutter immer für ihn gemacht hat – eine Suppe von menschlichem Herz…

Meinung:
Bereits bei der Flucht vor dem Grauen des chinesischen Krieges muss Lee-Oui feststellen, dass ihm eine Woge der Verachtung entgegen schwappt. Nach der äußerst erniedrigenden Einreise verschafft ihm sein Onkel eine ebensolche Arbeit, bei welcher er nicht nur von den verwöhnten Gören der arroganten thailändischen Arbeitgeber wie ein Unwürdiger behandelt wird. Diese Situation sorgt auch dafür, dass er nicht nur krankt wird, sondern sein Trauma, welches er durch den zweiten Weltkrieg davongetragen hat, für ein Unglück sorgt, welches sein restliches Leben beherrschen wird. Immer wieder wird ihm alles genommen, sei es nun von bösen Menschen oder gar der Natur – die ganze Welt scheint gegen ihn zu sein. Gerade dieser Umstand sorgt auch dafür, dass der Zuschauer mit dem Opfer leidet, welches zum Täter wird. Das beschönigt seine grausamen Taten keinesfalls, die trotz wirklich schockierender Szenen fast ohne explizite Darstellung auskommen, doch es zeigt, dass Täter auch wirklich Opfer sein können. Damit positioniert sich der Film ganz klar gegen die üblichen Serienkiller Movies, bei denen der Grund für die gegen andere Menschen gerichtete Gewalt unerwähnt bleibt oder sogar mystifiziert wird. Nida Suthat und Buranee Ratchachaibun (Assistant Director bei Killing Fields – Schreiendes Land) setzen bei ihrer ersten Regiearbeit auf eine möglichst realistische Darstellung der auf wahren Begebenheiten beruhenden Geschichte (der konservierte Körper des Mörders See Uey Sae Ung wird im „Songkran Miyomsane Forensic Medicine Museum“ in Bangkok ausgestellt). Insofern scheint auch der deutsche Titel passend, da das Vorbild die Bezeichnung Kannibale durch die Presse und die Angehörigen der Opfer aufgedrückt bekam. Betrachtet man allerdings den Anfang des Films, so lernt man das scheinbare Ungeheuer als einen äußerst verletzlichen und sowohl physisch als auch psychisch kränkelnden jungen Mann kennen. Ihm schlägt der gesamte Hass des Nachkriegsthailands entgegen, was auch dem Zuschauer emotional stetig zusetzt und niederschmetternd wirkt. Das macht seine Taten in keiner Weise akzeptabel, aber sein Handeln menschlich nachvollziehbar, was bei den meisten filmischen Kollegen komplett ausbleibt. Der Rezipient ist ständig zwischen Mitgefühl für den durch Mutter und Umwelt Irregeleiteten, und der krassen Abscheu gegenüber den blutigen und brutalen Taten an Kindern hin- und hergerissen. Die Tötungen werden nicht ausgeschlachtet und zumeist schwenkt die Kamera bereits bei den ersten Gewalttätigkeiten ab und lässt das Blutige im Off geschehen. Das Resultat der Gewalt wird danach bei den Untersuchungen der Opfer seitens der Polizei offenbart, was keinerlei Schauwert hat und nur abstoßend wirkt. Der Film schafft es dabei erstaunlich gut, keine wirkliche Bewertung des Gezeigten vorzunehmen, sondern einfach zu schildern, was passiert ist. Sofern nötig wird es dem Zuschauer überlassen, sich seine Gedanken zu machen – wofür er dankenswerter weise die Informationen beider Seiten geschildert bekommt. Getragen wird das Gesehene nicht unmaßgeblich von dem fast schon erschreckend authentischen Hauptdarsteller Duan Long, der den Leidensweg zu einer wahren Tortur für Figur und Zuschauer macht. Gegen diese Urgewalt können die Kollegen nur verlieren, doch sie schlagen sich, allen voran Chatchai Plengpanich (The Legend of Naresuan: Declaration in Independence, Necromancer, Bangkok Robbery 102), recht wacker. Lediglich Anuwat Niwatwong wirkt in der Rolle der äußerst emanzipierten und ambitionierten Reporterin Dara zu aufgesetzt innerhalb der Geschichte, was jedoch an der Tatsache liegt, dass die Figur nicht nahtlos in die Story eingebettet wurde. Die Kamera fängt nicht nur die Figuren sehr gut ein, sondern versteht es zudem noch, neben wunderschönen Aufnahmen der Landschaft und Umgebung auch noch sehr starke Stimmungen in die Bilder zu legen. So sieht der sonst als Hort des Friedens und der Ruhe bekannte buddhistische Tempel schlagartig wie der schaurige Hort des Bösen aus. Was negativ auffällt sind die Tiersnuff Szenen, die zwar im Herstellungsland zum Alltag gehören, hierzulande jedoch trotzdem negativ aufstoßen. Zee-Oui konnte – zu Recht – Filmpreise einheimsen, wenn auch nicht außerhalb von Asien: Shanghai International Film Festival 2005 (Special Jury Award Official Selection Feature), Thailand National Film Association Awards 2005 (National Film Association Award Best Original Score für Pongprom Sanitwong von Ayudhya).

Ausstattung:
Wie auch beim Film gibt es beim Bild der DVD von e-m-s kaum Kritik – lediglich ein paar analoge Defekte trüben das sonst sehr positive Gesamtbild. Die Farben sind kräftig und leuchten, was vor allem bei den Naturaufnahmen auffällt. Auch der Kontrast und die Schärfe arbeiten in guten bis sehr guten Bereichen – auch die Kompression macht nicht auf sich aufmerksam.
Der Ton ist, passend zu der ruhigen Handlung, sehr zurückhaltend und beschränkt sich meist auf die Front. Die Dialoge sind sehr gut verständlich und klingen wie die gesamten Spuren klar und sauber. Der Score wird gut positioniert und adäquat als Ergänzung zur sonstigen Soundkulisse eingefügt.
Was den krassen Außenseiterstatus des Films bestätigt, ist die wenig aufwendige DVD Umsetzung. Das einzige Bonusmaterial ist ein deutscher Trailer enthalten, was äußerst mager erscheint, da selbst wenn keinerlei Material existiert zumindest noch Informationen in Form von Texttafeln möglich gewesen wären. Mit dieser Vermarktung muss der Film seinen eigenen Weg über Mundpropaganda gehen, zumal er ja auch noch keine Jugendfreigabe besitzt – doch vielleicht mausert er sich ja zu einem Geheimtipp.


Fazit:
Äußerst einfühlsamer Film über menschliche Gewalt und wie sie entstehen kann – auf jeden Fall lohnenswert !!!

© Heiko Henning
16.11.2007


Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=116313 (externer Link!)




Letzte Aktualisierung: 31.10.2024, 13:52 Uhr
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