Veit M. Etzold
Unter der Oberfläche

Inherit the nightmares, can't put them to sleep,
Rainstorm of Chaos awaiting release.
Speaking the truth, considered a crime,
A world with murder on its mind.

Believe – be deceived, a wound never closing,
We're racing the rats – humanities losing.
Under the gun of a nation imploring,
Machine infested systems controlling.

(Dismember / Casket Garden)

„Guten Morgen, meine Damen und Herren, hier ist Clean Steve von Radio Chaos mit den neuesten Nachrichten.
Es ist jetzt 10 Uhr morgens am sechsten Juni 2042 und hier in LA ist es schon wieder verdammt heiß; kommt mir so vor, als würde ich bereits in der Hölle brennen… Da wir gerade davon sprechen: Das Pentagon hat den Bau einer neuen Testreihe von MK. 20 Vollstrecker Cyborgs genehmigt bekommen und S.L.A.-Industries hat den Auftrag erhalten, die Kisten zu produzieren. Das heißt auch, dass S.L.A.-Industries 500 neue Jobs zu vergeben hat.
Also, rafft euch auf, ihr lausigen Penner, die ihr in irgendwelchen U-Bahn-Schächten rumlungert oder unter Brücken schlaft und bewegt eure arbeitslosen Ärsche zu S.L.A.-Industries, bevor die Jobs weg sind.

Lilith-Empires hat, wie wir soeben erfahren, den Bau von Pleasuredome IV in New York abgeschlossen. Heute Nacht ist die Eröffnung. Ein Sprecher des Managements betonte, dass in Pleasuredome jede – und er betonte nochmals jede – Lust und Begierde, wie seltsam sie auch sein mag, befriedigt werden kann. Die Abteilung Liebe und Tod ist eine ganz besondere Erfindung, die es in dieser Form nur in Pleasuredome in New York gibt und wo sogar Sex mit Vampiren möglich ist. Können Sie sich eine romantischere Art des Sterbens vorstellen, als von einem Vampir geliebt und gleichzeitig ausgesaugt zu werden, während Sie Franz Schuberts Der Tod und das Mädchen hören? Schwer vorstellbar, und Lady Carpatha, Königin Nocturnal und Gräfin Ebony stehen schon zu Ihrer Verfügung.

Love Parade '42 findet dieses Jahr auf der Venus statt und beginnt am 10. Juni. Abgesehen von dem üblichen Ring von 100.000 Riesenlautsprechern, die den gesamten Planeten umgeben werden, wird dieses Jahr wieder Miss Solar System aus der Auswahl der schönsten Frauen der Welt gewählt.
Die Gewinnerin bekommt 10 Millionen Credits, biochemische Zellrestaurierung und technomantische Fixierung des Astralkörpers, um ewige Jugend und ewiges Leben zu erhalten, während die Verliererinnen in ein Vakuum geworfen werden, wo sie dann vor den Zuschauern explodieren. Harte Zeiten, harte Bräuche, wie man so sagt.

Wenn Ihnen Grausamkeiten dieser Art zusagen, wird Ihnen auch Crime Factory gefallen, das ebenfalls heute Nacht in Seattle eröffnet. In dieser perfekten, virtuellen Realität haben Sie die Möglichkeit, der dunklen Seite Ihrer Seele freien Lauf zu lassen. Durchkreuzen Sie die Tiefen des Cyberspace mit jeder Waffe und jeder bösen Absicht, die Sie sich denken können. Seien Sie jede Art von Krimineller, von dem Gentleman-artigen Gangsterboss mit schwarzem Smoking und silberner Pistole bis zu dem nekrophilen Serienkiller à la Leatherface mit Eishockey-Maske und Kettensäge.
Spielen Sie Ed Gein, fliegen Sie Elona Gay auf ihrem Weg nach Japan oder erschießen Sie John F. Kennedy in Dallas.
Seien Sie krank, seien Sie pervers und seien Sie stolz darauf. Crime Factory erwartet Sie!

Und noch ein Reisetipp: Besuchen Sie Museum Europa und die gute, alte Zeit. Deutschland wartet diesen Monat mit besonders vielen Events auf, das sehenswerteste wird die Theaterinszenierung des Nürnberger Reichsparteitags von 1942 sein – 100 Jahre Triumph des Willens!

Das waren die Nachrichten auf Radio Chaos. Das Wetter bleibt, wie es ist; eine Sonne die wie weiß glühendes Metall von einem stahlblauen Himmel scheint und so geht's auch die nächste Woche weiter. Es ist jetzt zehn Minuten nach zehn und die von Euch, die noch im Bett liegen, sollten liegen bleiben, denn es gibt keinen Grund, aufzustehen. Vergesst nicht, Ihr seid das Gesetz und ich bin Clean Steve. Habt noch einen schönen Vormittag und wir machen weiter mit Musik…“

„Ich bin nicht in der Stimmung für Musik“, sagte Ash, zündete die 30. Zigarette an diesem Morgen an und schaltete das Radio aus.
„Mein Herz ist traurig und schwer.“
„Natürlich ist es das, wenn eine Kreditkarte drin steckt“, sagte Kael, der den Wagen fuhr, einen Ferrari Tempest 600 der, gemäß Werbung, schneller fahren als man denken konnte.
„Auch wenn ich denke, dass es nicht angenehm ist, eine Kreditkarte unter seinem Herzen zu tragen, besonders eine Kreditkarte wie diese, solltest du versuchen, weniger zu rauchen. Das ist doch bestimmt schon deine 20. Zigarette!“
„Meine 30.“
„Umso schlimmer! Du solltest nicht soviel rauchen!“
„Rauchen“, flüstere Ash und blies Rauch aus seiner Nase wie ein Drachen aus dem Märchen, während er die Asche in den Fußraum des Wagens fallen ließ. Sich nach dem Aschenbecher auszustrecken verursachte ihm zu viel Schmerzen in seiner linken Seite.
„Rauchen ist das einzig ehrliche und wahrhaftige, was man in einer Scheißwelt wie dieser tun kann. Sind wir Menschen nicht wie Zigaretten? Wir werden angezündet und dann ausgesaugt während wir brennen, und wenn wir ausgebrannt sind, werden wir zerquetscht und weggeworfen.“
„Wir Menschen die Zigaretten?“ fragte Kael.
„Wir Menschen die Zigaretten, Gott das Feuerzeug und die Welt nichts weiter als ein riesiger, stinkender Aschenbecher!“
„Und du bist nichts weiter als dumm und romantisch, was für mich das gleiche ist“, sagte Kael und steuerte den Wagen Richtung Stadt, deren Silhouetten nun in der Entfernung zu sehen waren.
Der Wüstensand streckte sich endlos bis zum Horizont aus und war beinahe so hell wie die Sonne.
„Dumm nennst du mich?“ fragte Ash. „Mich, der ich die Last des Heiligen Dunklen Ordens der Kinder Hekates trage, der Göttin des Friedhofs, des Sturms und des Mondes? Ich, der heute den Weg weist zu unserer endgültigen, globalen Herrschaft? Ich bin der Schlüssel.“
„Bist du nicht! Du bist zufällig ausgewählt worden. Ich hätte es genau so sein können. Wir alle sind Kinder von Hekate.“
„Aber du bist ganz froh, dass es dich nicht erwischt hat.“
„Natürlich bin ich das! Ich kann mir bessere Dinge vorstellen, als eine Kreditkarte unter meinem Herz zu tragen, in der ein Erzdämon lauert.“

Ein Erzdämon in einer Kreditkarte, um damit die weltweiten Computersysteme zu infiltrieren und absolutes Chaos anzurichten.
Das war jedenfalls der Plan.
Ash erinnerte sich an den gestrigen Abend, die Beschwörung des Dämonen, die Schreie der Opfer und die tiefen Gesänge der Ordensbrüder.
Der Großmeister des Ordens, Antirion IX höchstpersönlich, hatte die Beschwörung überwacht und den Dämonen in die Kreditkarte gebannt. Diese Karte war dann operativ unter Ashs Herz implantiert worden; der Dämon musste zu jeder Zeit in lebendigem Blut gebadet sein.
Ash fühlte, wie die scharfe Kante der Karte zwischen seinen Rippen hervorragte. Was für ein Schmerz, nur leicht den Kopf zu drehen! Kalter Schweiß bedeckte seinen ganzen Körper. Er warf die Zigarettenkippe aus dem offenen Fenster und zündete eine neue an.
Die Worte des Großmeisters hallten in seinem Kopf: Es ist deine heilige Pflicht, Bruder Ash, im Namen des Heiligen Ordens der Kinder Hekates, den Schlüssel aus dem Abgrund der Verdamnnis heraufzutragen und damit die Tore der Macht aufzuschließen. Mit der allmächtigen Hilfe der Herzöge der Hölle, Lilith und Astarte, Moloch und Baphomet, haben wir, durch die Opferung von 100 Jungfrauen und dem Herzen des neugeborenen Kindes, Karak Na Garak beschworen. Erzdämon des Feuers, Herrscher der unteren Ebenen der Hölle, Meister der sieben Kreise des Schmerzes, gnadenloser Versklaver der verlorenen Seelen und grausamer Vernichter der Unschuld.
Trage ihn unter deinem Herzen, Ash, so wie eine Mutter ihr Kind trägt, so dass er uns den Weg bereitet zur Weltherrschaft, um Himmel und Hölle und Welten dazwischen in satanischer Tyrannei zu regieren.
Die unsterblichen Geister unseres Ordens werden alle Zeit mit dir sein. Jetzt und für immer.
Geh. Nicht mit Gott, aber zum Ziel. Geh!

Und sie gingen.
Die Straße verschwand unter ihnen, als würde sie von dem Ferrari verschluckt werden, und die Hochhäuser der Stadt kamen immer näher.

„Der König der Finsternis ist ein Gentleman“, sagte Ash plötzlich und zündete sich eine neue Zigarette an.
„Was?“
„Das ist Shakespeare, König Lear.“
„Oh, schon wieder dieser romantische Scheiß“, knurrte Kael und steuerten den Wagen auf den Ring von Hochstraßen, die in die Innenstadt führten. „Der König der Finsternis ist der König der Finsternis, und es gibt keine Finsternis, sondern nur Dummheit!“
„Wer hat das gesagt?“
„Auch Shakespeare, um dich mal mit deinen eigenen Waffen zu schlagen!“
„Aber Kael, das ist doch auch großer Scheiß: Wenn es keine Finsternis gibt, gibt es auch keinen König der Finsternis und damit auch keinen Gentleman!“
„Tja, gibt nicht mehr so viele Gentlemen heutzutage“, sagte Kael und zuckte die Schultern.
„Ich bin jedenfalls einer“, sagte Ash und warf die Zigarettenkippe aus dem Fenster.
„Du bist mit Sicherheit keiner! Ein echter Gentleman trägt keine Kreditkarten unter seinem Herzen, in denen Erzdämonen lauern. So was habe ich noch nie bei Sherlock Holmes gelesen. Und anstatt über Finsternis und Könige und Gentlemen zu philosophieren, solltest du dich lieber auf deinen Auftrag konzentrieren. Wir sind nämlich gleich da.“

Der Moloch der Stadt hatte sie nun ganz geschluckt und die silbern glänzenden Wolkenkratzer auf beiden Seiten der Straße streckten sich hoch in den Himmel, wie Altäre und Monolithen zu Ehren der Götter des Handels und des Profits. Ash fühlte die Widersprüchlichkeit, wie immer, wenn er große Städte betrat. Einerseits, wie die Stadt durch ihre gigantische Anzahl an Menschen Millionen von Gedanken, Stilen und Emotionen hervorrief, andererseits, wie sie jede Individualität durch ihre Größe und Gleichgültigkeit erstickte. Selbst der Himmel war nicht mehr sichtbar.

„Ich bin immer überrascht“, sagte Ash, nahm eine neue Zigarette aus der Schachtel und warf die jetzt leere Schachtel aus dem Fenster, „wie der Himmel dem Meer ähnelt. Beide sind blau und endlos.“
„Und du bist dumm und romantisch, wie ich bereits gesagt habe“, knurrte Kael und starrte auf die Straße.
„Das erste Mal, als ich das Meer sah“, sagte Ash und zündete die Zigarette an, „das war, als wir meinen Großvater besuchten, der ein Haus an der See hatte.
» Mein Kind«, sagte er, »die Wikinger zeigten das Meer ihren neugeborenen Kindern, damit sie erkannten, wer ihre wahre Mutter war. «
Als ich selbst das Meer das erste Mal sah, konnte ich kaum sprechen.
»Großvater«, sagte ich, »es ist so schön. «
»Das ist es«, sagte mein Großvater, »und da ist noch viel mehr. Denn das, was du jetzt nur siehst und schön findest, das ist nur die Oberfläche des Meeres. «“

„Und was lernen wir daraus?“ fragte Kael.
„Dass du gar nichts weißt, wenn du nur die Oberfläche siehst. Es liegt noch viel mehr darunter, was man nicht sieht. Sieh mich an! Niemand würde glauben, dass ich einen Dämonen mit mir herumtrage.“
„Niemand würde glauben, dass wir da sind“, sagte Kael und stoppte den Wagen. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Die Bank of America.
„Die Reise ist beendet, mein Freund. Gleich bist du deinen Dämonen los.“
Er öffnete die Tür und half Ash aus dem Wagen. Kalter Schweiß war auf Ashs Stirn und er musste die Zähne mit aller Kraft zusammenbeißen, um nicht vor Schmerz loszuschreien.
„Schaffst du es allein? Ich muss den Wagen in Position bringen, da wir wahrscheinlich ziemlich schnell hier verschwinden müssen, wenn dein Job erledigt ist.“
Ash nickte. Er atmete schwer, versuchte die Balance zu halten. Kael klopfte ihm auf die Schulter.
„Hey, alter Freund, fünf Minuten und du bist frei. Wir müssen sterben, um geboren zu werden!“
„Das ist wahr. Wenn der Dämon die Karte verlässt, wenn sie noch in meinem Körper ist, würde er mich in Stücke reißen.“
„Das ist der Grund, warum ich gefahren bin. Aber er wird es nicht tun. Hekate wird mit dir sein.“
Sie schüttelten sich die Hand und Ash taumelte auf den Eingang der Bank zu, während Kael wieder auf dem Fahrersitz Platz nahm.
„Hey, Ash“, rief er plötzlich durch das offene Fenster. Ash wandte seinen Kopf. „Was denn noch?“
„Das ist ja mal ein Bankgeschäft, das von Herzen kommt!“
„Ich lach da später mal drüber.“

Ash betrat die Schalterhalle. Hier war die Luft kühl. Er atmete tief ein und versuchte den schmerzverzerrten Ausdruck von seinem Gesicht zu bekommen. Marmorne Statuen schauten auf ihn hinunter, während Datenbanken und Computer in der Ferne blinkten.
„Guten Morgen, Sir, was kann ich für Sie tun?“
„Ich möchte Geld von meiner Smart-Card auf mein Konto in New York überweisen, Nummer 0134796 BC. Mach' ich das an diesem Terminal?“
„Ganz recht. Genau hier. Sie können es natürlich auch ausgeben. Es ist ein herrlicher Tag.“
„Das ist ja wohl meine Sache, Mister!“
„Aber natürlich, Sir! Wie viele Credits?“
„600…“
„600?“
„666!“
„Wieso runden wir's nicht einfach auf 700 auf?“
„Weil ich 666 gesagt habe, darum!“ Ash atmete schwer und Schweiß war auf seiner Stirn.
„Natürlich Sir, Sie sind der Boss.“
Er tippte Nummern in das Terminal.
„Jetzt brauche ich Ihre Karte, bitte.“
„Einen Moment.“
Ash griff nach der Karte unter seinem Sakko und unter seinem Hemd. Während er die Szene mit seinem Sakko zu verstecken versuchte, zog er langsam die Karte aus seinem Fleisch. Wellen des Schmerzes durchpflügten seinen Körper.
„Ist alles in Ordnung, Sir? Sie sehen blass aus.“
„Ja ja, alles in Ordnung. Die Karte ist ins Innenfutter gerutscht. Ich hab sie gleich.“
Nun werde nicht bewusstlos, Ash, dachte er, während er die Karte weiter herauszog und die Zähne zusammenbiss, dass sein Kiefer knirschte.
Draußen!
Was für eine Erlösung!
Sofort schloss sich die Wunde. Es war nicht einmal Blut auf der Karte. Es war alles vom Dämonen aufgesaugt worden.
„Hier ist sie, Mister!“
„Danke, Sir!“
Der Angestellte nahm die Karte.
„Da ist Blut auf ihren Fingern, Sir.“
„Ja, hab' mich irgendwo geschnitten.“
Der Angestellte schüttelte den Kopf und betrachtete die Karte.
„Mastercard Platin, nicht schlecht“, sagte er.
Nun steck das Ding endlich in dein verdammtes Terminal, dachte Ash.
„Dann geht es jetzt los, Sir, 666 credits nach New York City.“
Er schob die Karte in den Computer.
Erledigt!
Nichts wie weg!
Ash war schon auf dem Weg zur Tür.
„Hey, Sir, irgendwas stimmt nicht mit der Karte! Sie … He, wo wollen Sie denn hin?“
Ash dreht nicht einmal den Kopf. Er rannte durch die Tür, als ob der Teufel hinter ihm her wäre.
Aus der Bank, in das Auto.
In der Schalterhalle explodierten Computer, und Glassplitter und Speicherplatinen flogen hoch in die Luft. Eine der Marmorstatuen fiel krachend zu Boden.
Der Dämon war bereits unterwegs.

Kael öffnete die Beifahrertür des Wagens.
„Willkommen unter den Lebenden, Bruder Ash“, sagte er, als Ash in den Wagen sprang.
Der Motor heulte auf und Kael verließ den Parkplatz der Bank mit Vollgas. Hinter ihnen explodierte das erste Stockwerk der Bank, Flammen schossen aus dem Fenster und Einrichtungsgegenstände und Möbel wurden durch den Druck nach draußen geschleudert. Vielleicht war etwas davon der Angestellte, vielleicht auch nicht. Ash wusste es nicht und er wollte es nicht wissen.
Aus dem Feuer ins Vergessen.
Sie verließen die glitzernden Abgründe der Stadt und waren wieder auf der Wüstenstraße, wo sich der endlose, blaue Himmel über ihnen ausbreitete.
Wir müssen sterben, um geboren zu werden.
Wie wahr.
Er fühlte sich noch nie in seinem Leben so gut wie jetzt. Sein Leben, das vorbei war. Jetzt war er Ash II und gerade fünf Minuten alt.
„Und“, fragte Kael grinsend, „ist die Welt immer noch ein riesiger Aschenbecher?“
Ash lachte laut.
„Natürlich ist sie das“, rief er, „aber wir sind nicht die Zigaretten, wir sind die Flammen, wir sind das Feuer, wir sind das Leben. Wir brennen für immer und werden niemals aufhören!“
Er sah nach oben, zur brennenden Sonne und dem blauen Himmel.
Wie der Himmel doch der See glich!
Wenn der Himmel nur die Oberfläche war, was war dann darunter?
Er wusste es nicht, und er wollte es nicht wissen.
Schönheit war viel wichtiger als Weisheit. Was für ein Geschenk, nur zu leben, nur zu atmen.
Jetzt war er in der Stimmung für Musik.
Es war Oldie-Time auf Radio Chaos und Wheels of Fire von 1988 donnerte durch die Boxen, während der Ferrari mit 300 km/h durch die Wüste raste.

Irgendwo anders, mit 300.000 km pro Sekunde, raste der Dämon durch Datenleitungen und Fiber-Kabel, umging Firewalls und Virus-Detektoren mit Leichtigkeit, zerschlug Datenbanken und globale Netze wie eine Lawine der Vernichtung, ungesehen, ungehört, irgendwo anders, unter der Oberfläche…

© Veit M. Etzold
2007




Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 22:07 Uhr
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